Alpha und Omega von Markus Orths

alpha und omega apokalypse anfänger markus orthsMarkus Orths: Alpha und Omega – Apokalypse für Anfänger oder „Mut zur Belanglosigkeit“

Im Jahre 2015 wurde Alpha und Omega mit dem Deutschen Science Fiction Preis für den besten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen, mit denen ich an die Lektüre des im Februar neu erschienenen btb-Taschenbuchs ging. Nach dem ersten Kapitel war ich euphorisch, danach ging´s nur noch abwärts.

„Du, Elias, du bist weder ein simples Doppel- noch ein einfühlsames Tripelhirn, du, mein Freund, bist ein hellsichtiges Quardrupelhirn!“ S. 62


Es war einmal ein Weltuntergang…

Erstes Kapitel:

Im Jahre 2525 bzw. 525 nach Omega: Auf einem schneebedeckten Hügel findet Elias Zimmermann eine Luke, die ihn in eine alte Bibliothek führt. Seit langer Zeit hat kein Mensch sie betreten. Nur eine humanoide Bibliothekarsmaschine namens Jimmy McGovern bewacht die Überbleibsel vergangener Tage. „Ihr werdet alle sterben“, verkündet die Maschine. Der Menschheit verbleiben gerade einmal 24 Tage, bis ein Meteoroid auf die Erde krachen und alles vernichten wird. Als die Maschine Elias´ Implantat entfernt, welches ihn gedanklich im Hier & Jetzt gefangen hält, fühlt Elias sich frei. Eine Freiheit, die er um jedem Preis retten muss.

Darum geht´s im Buch wirklich:

Die letzte Rettung der Erde wurde von Omega vollbracht. Omega Sibylle Zacharias, die als Adoptivkind in die Familie Winter/Zacharias kam, Adoptivschwester von Alpha Ferdinand. In der unterirdischen Bibliothek ist alles Wissen über die Retterin der Erde vorhanden. Wenn Elias hier nicht die Lösung für sein Weltuntergangsproblem findet, wo dann? Höchstens bei ihr selbst – vor Ort, vor 525 Jahren – als ein schwarzes Loch die Menschheit bedrohte und alles verloren schien.

Ist das SciFi oder kann das weg?

Ich hoffe, ihr alle wisst, dass Rezis immer subjektiv sind. Alpha und Omega polarisiert so beeindruckend fein, dass ich selbst an meine Grenzen kam. Bin ich tolerant genug, einen solchen Humbug als SciFi-Roman durchgehen zu lassen? Er bewirkte aber auch, dass ich mich mit dem Genre und allem Handwerkszeug auseinandersetzte, die einen guten Roman ausmachen. Außerdem rief der Roman allerhand Gefühle in mir hervor, auf deren Grundlage ich nun diese Rezi begründe. Alpha und Omega ist insofern ein Weckruf, aber längst kein gutes Buch.

Was macht das Genre Science Fiction aus? Genügt eine Zeitreise und ein drohender Weltuntergang, um einen Roman, der im Germany´s-Next-Topmodel-Universum spielt, als SciFi zu bezeichnen? Des Weiteren: Kann aufgesetzter Kalauer-Humor über 525 Seiten lang unterhalten? Kann man sich über eben diesen Umfang hinweg dauerhaft als „Freund“ ansprechen lassen, von einer unsympathischen und schwätzsüchtigen Erzählfigur, mit der man´s keine fünf Minuten in einem Raum aushalten würde? Wenn eine kleingedruckte Taschenbuchseite nur vier Sätze, dafür 34 Kommata enthält, grenzt das nicht an Arbeitsverweigerung des Autoren? Und kann man ein Buch überhaupt beenden, dass sich selbst so unwiderstehlich lustig zu finden scheint, dass einem das Lachen im Hirn stecken bleibt? Antwort auf die letzte Frage: Ja, man kann. Aber es tut wirklich weh.

Das Schicksal ist ein mieser… Säufer?

Omega ist ein schwarzes, haarloses Mädchen, die Erlöserin, Jesus reloaded quasi, und ihr großer Traum ist es, Germany´s Next Topmodel zu werden. Wie praktisch, dass sie dank ihrer drei Gehirndrittel in der Lage ist, alles schweben zu lassen, inkl. sich selbst. Stets an ihrer Seite: Mutter Bitch (ja, wirklich…), der Esoterik zugetan, Vater Kolja, großer SC Freiburg-Fan, Großvater Gusto, der Erfinder des Gesellschaftsspiels Charity, der hohle Hund Escher und Stiefbruder Alpha, der kaum was sagt. Dazu gesellen sich im Laufe des Abenteuer weitere Freaks wie der schwule Buddha Tashi, der reichste Mann der Welt mit seiner multiplen Persönlichkeitsstörung, die nymphomanische Wissenschaftlerin Sabrina, die sich immer und immer wieder in den unmöglichsten Situationen über den Weg laufen. Das Schicksal muss ein Trinker sein!

Satire darf alles!

Ja fast. Was Satire auf jeden Fall nicht darf, ist mir meine Zeit zu stehlen. Wenn ihr jetzt denkt, ich Kunstbanause habe die Satire nicht verstanden, dann habt ihr wahrscheinlich recht. Und auch damit habe ich mich auseinandergesetzt! Und ja, laut Definition ist es wohl Satire. Ich sah es eher als plumpen Rundumschlag gegen die Gesellschaft, bei dem jeder und alles an den Pranger gestellt wird. Ständig hatte ich Angst, dass schon der nächste Witz hinterm Busch lauert, und sich, voll von sich überzeugt, mit großem Trara in den Plot stürzt, sich ausschweifend verneigt und auf Applaus wartet, für jedes einzelne zu erwartende Wortspiel. Aber das ist wohl Geschmackssache.

„Ja, ähm, Kunst kommt nicht von können, aber auch nicht von müssen, Kunst kommt von können müssen. Wer nur kann und nichts muss, ist ein Handwerker, wer nur muss und nichts kann, sollte aufs Klo gehen.“ – S. 438

Wer ein Kapitel findet, in dem nicht unterschwellig und mit -ach so lustigem- Augenzwinkern irgendwas unserer modernen Welt -ach so- kreativ durch die Mangel gedreht wird, der möge sich bei mir beschweren oder auf ewig lachen. Ist das Satire oder kann das weg? *Buch zuklapp and out*

Fazit: Alpha und Omega untertrumpft alles!

„Das ist mein Alles-Schwert: Da ist alles drin außer gar nichts.“ – Alpha Ferdinand

Alpha und Omega empfand ich als unschönen Rundumtritt in Richtung der Gesellschaft, in der wir leben. Der Roman ist völlig überdreht, der Schreibstil unnötig kompliziert und fühlt sich weder nach SciFi noch richtig an. Die Story setzt keine Akzente, sondern schildert Omegas gesamtes Leben und lässt kein lahmes Detail aus. Und das Ende stand seit Kapitel 1 fest. Der Roman bietet unglaublich viel Spielraum für gewagte Interpretationen überengagierter Kritiker zum Sinn oder Unsinn von allem und nichts. Ich lass das bleiben. Weder Story noch Figuren oder Humor konnten mich packen. Schade.

Einen spitzenmäßigen Ersteindruck vom Roman bekommt ihr auf der Webseite des Autoren. Hier gibt es außerdem viele Zusatzinfos, eine Figurenübersicht, Zitate und weiterführende Artikel.

Vielen Dank an den btb-Verlag für das Rezi-Exemplar.



[Zu Amazon]


„Der Kalauer, noch dazu der schlechte Kalauer, aber jeder Kalauer ist schlecht, denn ein Kalauer ist per definitionem schlecht, muss schlecht sein, und je schlechter ein Kalauer ist, umso besser ist er, und der Kalauer da oben ist furchtbar, schlecht, also im Grunde genommen genial, also, versteht doch endlich, ein Kalauer ist Gipfelpunkt literarischer Schaffenskunst!“ S. 133/134

Alpha und Omega Book Cover Alpha und Omega
Markus Orths
Satire
btb
13.02.2017
Taschenbuch
528

Auf einmal ist es da: ein Schwarzes Loch in Nevada. Von Physikern erschaffen. Ein Unding, das die Erde Stück für Stück verschlingt. Und jetzt? Vielleicht kann Omega Zacharias helfen. Immerhin ist sie der erste Mensch mit drei Hirndritteln und verfügt über spektakuläre telekinetische Fähigkeiten. Obwohl sie eigentlich lieber über Laufstege schwebt und Tennis spielt, stürzt sie sich in den Kampf. Mit von der Partie sind ihr Bruder Alpha und einige kuriose Helden: der reichste Mann der Welt, ein fliegender Magier, ein schwuler Buddha, ein fußballbegeisterter Müllmann und seine esoterisch bewanderte Frau, eine sexbesessene Teilchenphysikerin und ein mutiger Performancekünstler. Aufgezeichnet wird Omegas Geschichte von Elias Zimmermann, der aus dem Jahr 2525 in unsere Gegenwart reist. Elias begleitet Omega auf ihrem irren Trip und blickt zugleich auf die absurden Auswüchse der heutigen Zeit.

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