Autowahn Ben Aaronovitch Flüsse von London Comic

Ben Aaronovitch: Autowahn – Graphic Novel zu „Die Flüsse von London“, Bd. 1

Autowahn Ben Aaronovitch Flüsse von London Comic[Rezension] Ben Aaronovitch: Autowahn – Graphic Novel zu „Die Flüsse von London“, Bd. 1

Autowahn ist die erste Comic-Episode zu Ben Aaronovitchs Romanreihe „Die Flüsse von London“. Besonders macht die Comics, dass sie keine pure Umsetzung der Romane ist, sondern diese um einen weiteres Abenteuer ergänzt. Der Fall spielt zeitlich zwischen „Der böse Ort“ und „Fingerhut-Sommer“. Und endlich! Nach drei Jahren hat das Warten ein Ende: Am 27. August 2018 fand der erste Flüsse von London-Comic „Body Work“ unter dem Titel Autowahn seinen Weg in deutsche Regale.

Anders als die Romane sind die Comics kein Soloprojekt Aaronovitchs. Als Co-Autor holte er sich seinen Doctor Who-Kollegen Andrew Cartmel ins Boot. Auch Zeichner Lee Sullivan machte sich einen Namen durch die Doctor Who-Comics, die seit vielen Jahren im Titan Verlag erscheinen. Die deutsche Version des Comics erschien im Panini-Verlag.


Folgende Teile sind 2015 monatlich auf Englisch erschienen:
#1 Body Work: Making other Plans (16.07.)
#2 Body Work: Guilded Youth (19.08.)
#3 Body Work: Patient Zero (16.09.)
#4 Body Work: The Old School Tie (21.10.)
#5 Body Work: Designated Driver (18.11.)
Der Sammelband Autowahn enthält all diese Episoden;
meine Rezi bezieht sich aufs englische Original.


Kurz zur Roman-Reihe: Die Flüsse von London – Worum geht´s?

Peter Grant, unsere Ego-Perspektive, ist ein klug-cooler Typ, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Er ist Police Constable … Bobby in Ausbildung? … und Zauberlehrling unter Thomas Nightingale, dem Leiter des Folly, der Abteilung für “abstrusen Scheiß”, wie die Polizei es nennt. Gemeinsam mit vielen fantastischen Nebencharakteren jagt Peter böse Zauberjungs. Ja, es geht um Magie. Vielmehr aber um die geheimnisvolle Parallelwelt Londons, in der allerhand magische Wesen (klischeelos) ganz menschlichem Verlangen nachgehen: Der Ergreifung von Macht, das Trachten nach dem Tod, und so manchen Dummheiten.

Kurz zur Comic-Reihe: Autowahn – Darum geht´s!

„They say that life is something that happens while you´re making other plans.
Unfortunately… so is death.“

Ein mysteriöser Autounfall und verwirrende Vestigia am Motorblock. Ein Fall für Peter Grant. Eine Leichen im Wasser, da ist Beverly Brooks nie weit. Mit Detective Inspector Stephanopoulos und D.C. Sahra Guleed beginnt Peter zu ermitteln.
Schnell wird klar: Dies ist ein Fall fürs Folly – und so setzt die Londoner Polizei ihre besten Leute an. Ihre Spur führt sie zu Englands Most Haunted Car und in längst vergangene Zeiten, von denen Nightingale zu berichten weiß.

Frage: Solltet ihr die Romane 1-4 vor dem Comic gelesen haben?
Kurze Antwort: Ja. Natürlich. Der Comic spoilert.
Frage: Solltet ihr die Comics vor „Fingerhut-Sommer“ (5) gelesen haben?
Längere Antwort: Wie ihr wollt. Der Comic basiert auf den ersten vier Romanen, aber Roman fünf basiert natürlich nicht auf dem Comic. Auch im Nachhinein ist der Comic noch gut zu lesen. Zumal die Comicreihe erst Monate NACH Erscheinen vom Fingerhut-Sommer beendet wurde.

Kunstvolle und stimmige Umsetzung

Ein bisschen mulmig war mir schon. Da saß ich, den Comic vor mir, und dachte: „Bitte mach mir meine Reihe nicht kaputt!“. Dann klickte ich mutig „Öffnen“. Das Wichtigste zuerst: Die Charaktere sind stimmig umgesetzt und gut getroffen. Keine Abweichung zu meiner Vorstellung. Der Comic zog mich mit good old „Flüsse von London“-Feeling in seinen Bann.
Dann begann ich zu lesen, und es gefiel mir. Zumindest aus den kurzen, orangenen Passagen liest man Aaronovitchs Handschrift (mal mehr, mal weniger) heraus. „Like I said, Falcon *Weird Bollocks *Magic“.
Das Artwork gefiel mir auch sehr gut. Es ist nicht zu bunt, nicht zu düster. Besonders schön umgesetzt fand ich die Vestigia als aufblitzende Impressionen: Nicht zusammenhängende Bilder vor dem geistigen Auge. Und die Recherchen, gezeichnete Ortsangabe – damit spielt der Comic seine Stärken gut aus.

Die Story: Gut gemeint

Wer die Romane kennt, erwartet vielleicht mehr Inhalt. Zugegeben: Meinen letzten Comic las ich vor zehn Jahren. Asterix und Obelix. Auf Latein. Vielleicht ist mir die Lust auf Bilderbücher dort vergangen. Zermürbend fand ich die lange Wartezeit zwischen den Teilen. Fünf Monate! Vor allem aber: Wofür? Für meist einen langen Rückblick und einen klitzekleinen Schritt in der Story.

Denn ehrlich: In dem Fall passiert nicht viel. Die für Aaronovitch charakteristischen Twists sind schlichtweg nicht umsetzbar. Peter Grants Humor blitzt nur selten einmal auf. Es ist nicht das British-Gag-Feuerwerk, was 400-Seiten-Romane zu einem kurzweiligen Unterhaltungspaket schmelzen lässt. Aber irgendwie ist alles andeutungsweise vorhanden. Als zusätzliches Fanpaket super, aber als ernstzunehmende Episode – oder gar als eigenständige Graphic Novel ohne Vorkenntnis der Romane – eher nicht.

Für Fans: Story und Extras

Insgesamt umfasst die Story fünfmal 22 Seiten, also 110 Seiten. Dazu gibt es pro Band fünf Extraseiten: Hintergründe zur magischen Welt und Kurzepisoden aus dem Alltag des Folly. Vor allem aber: Ein mit Herzblut gestaltetes Projekt für Fans. Denn ich glaube, Aaronovitch hatte einfach Bock drauf. Sorry.

Fans der Romanreihe würde ich die Graphic Novel als Gesamtausgabe empfehlen, der am 27.08.2018 erscheint. Ihr seid keine Fans, und wollt einen spannenden Comic lesen? Googlet nach Alternativen.

Aber wer neugierig ist und die Romane verschlungen hat, dem wird der Comic gefallen – hauptsächlich wegen der tollen zeichnerischen Umsetzung, den vielen Extras, der Vollständigkeit der Sammlung.

Dennoch, muss man zugeben, 17 € ist für einen Comic schon eine Stange Geld. Dafür, dass sich Panini diesem Nischen-Produkt aber angenommen hat, ist der Preis aber fair. Die Graphic Novels werden ein Sammlerstück für Fans bleiben.

Stern3-1


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Autowahn Book Cover Autowahn
Die Flüsse von London
Ben Aaronovitch, Andrew Cartmel
British Urban Fantasy-Comic; Graphic Novel
Panini
27.08.2018
Taschenbuch-Sammelband
135

Autowahn ist ein neues Abenteuer für den Londoner Polizisten Peter Grant, den Star der Bestseller-Romanreihe Die Flüsse von London von Ben Aaronovitch.
Grant gehört einer ganz besonderen Londoner Polizeieinheit an. Als Vollzeitpolizist und Teilzeitmagier bearbeitet er recht ungewöhnliche Fälle – jene, die mit Zauberei und der allgemeinen Verrücktheit, die London bis ins dunkle Mark durchdringt, zu tun haben.
Sein neuester Fall beginnt mit einem völlig harmlos erscheinenden Auto, das auf einmal Mordlust entwickelt – ohne einen Fahrer. Aber der Fall zieht Kreise und der unheimlichste Wagen Englands, einige Teenager auf Ketamin sowie eine antike Holzbank mit einer überaus finsteren Vergangenheit erweitern den mysteriösen Fall…