Ann Leckie Das Imperium Die Maschinen 3

Das Imperium von Ann Leckie – Die Maschinen 3 – Science Fiction

Ann Leckie Das Imperium Die Maschinen 3[Rezension] Ann Leckie: Das Imperium – Die Maschinen 3 oder Über #Lieblingsbücher

Das Imperium ist das Finale der Maschinen-Trilogie von Ann Leckie, die zu meinen Lieblingsbüchern zählen. Der Einstieg in das Universum der Radchaai war eine Katastrophe, wie ihr meinen beiden vorherigen Rezis entnehmen könnt. Doch blieb das Universum und seine Charaktere als Favorit tief in meinem Kopf verankert, seit mittlerweile über einem Jahr (was bei mir etwa 80-90 Bücher bedeutet). Und ich kann Euch sagen: Einen solch beeindruckenden (military) Science-Fiction-Epos gibt es kein zweites Mal!

[Diese Rezi enthält Spoiler zu den vorherigen Bänden der Trilogie.
Bitte fangt hier an: [Die Maschinen 1] – oder falls ihr bei Teil 2 seid: [Die Mission]
Das Imperium setzt unmittelbar an die Mission an.]

Status quo: Nach der Mission ist vor der Mission

Das Kampfschiff Gnade der Kalr ist unter der Leitung von Flottenkapitänin Breq, der ehemaligen Schiffs-KI der Gerechtigkeit der Torren, nahe Athoek stationiert. Mit an Bord der mittlerweile ausschließlich menschlichen Besatzung: Die Offizierinnen Seivarden (Die Maschinen), Ekalu und Tisarwat (Die Mission). Nach wie vor ist die Herrin der Radch, Anaander Mianaai, in tausende Körper gespalten und Splittergruppen rebellieren gegen sich selbst. In den Außenbezirken des Imperiums gibt es offene Kämpfe zwischen Einheiten, die für eine der Seiten Partei ergriffen. Tore wurden zerstört und ganze Bezirke abgeschnitten. Aufgrund der Unruhen im Imperium der Radchaai sind die Intersystemtore für den Verkehr gesperrt.

Breqs Mission ist es, wie bereits im letzten Band, das Athoek-System zu sichern: Sie überwacht alle Flottenbewegungen im Weltraum. Sie ist Vermittler in allen Angelegenheiten rund um die Station. Denn Händler sitzen in der Athoek-Station fest und seit der Untergarten überflutet wurde, ärgern sich die privilegierten Bürger der Station über den Zustrom unregistrierter Bewohner. In der Station wird es reichlich eng. Und wo Menschen unterschiedlicher Völker aufeinander treffen, gibt es Konfliktstoff sondergleichen.

Dazu kommt unerwarteter Besuch, als plötzlich gleich zwei Personen auftauchen, die durch das Geistertor gekommen sein mussten: In der Station wird eine verwirrte KI aufgefunden. Und durch das Tor steuert plötzlich ein Raumschiff auf die Station zu. Was befindet sich auf der anderen Seite des Geistertores?

Komprimierter Konfliktstoff mit moralischen Graustufen

In Anaander Mianaais Konflikt gibt es keine böse, keine gute Seite. Im Reich der Radchaai werden alle Handlungen danach beurteilt, ob sie „gerecht, gebührlich und nützlich“ sind. Angesichts dessen, dass die Herrin der Radchaai ein gigantisches Imperium über Jahrtausende mit Hilfe von KIs und Leichensoldaten geführt hat, mag man daran zweifeln, ob dies angemessen ist; doch es scheint eine Strategie mit Zukunft. Dass Anaander Mianaais gegnerische Seite anderer Ansicht geworden ist, lässt sie längst nicht als „gut“ dastehen. Wo Mächte kämpfen, fließt viel Blut – auf beiden Seiten.

Und so ist Das Imperium ein gewaltiges Epos voller moralischer Graustufen, in dem so manches fremdartig anmutet, doch die Ansichten jeder Seite zumindest nachvollziehbar sind. Klar ist außerdem, dass Breq sich zu keiner Partei bekennen darf, gegen ihre Sympathien. Denn beide Konfliktparteien haben das Recht, den Herrscherthron für sich zu beanspruchen. Keine leichte Story, die auf den 1472 Seiten der Trilogie geradezu komprimiert wirkt.ann leckie die maschinen die mission das imperium krearchiv

Neuer Zündstoff für das ultimative Finalfeuerwerk

So geht es für Breq in erster Linie darum, die Lage in der Athoek-Station unter Kontrolle zu bringen. Welche Kräfte dort walten, darüber handelte bereits „Die Mission“. Dass die Lage brisant und jederzeit kurz vor der Eskalation steht, ist klar. Was aber tun, wenn nun weitere Parteien in den Konflikt involviert werden – jene, die weit mächtiger sind, als politische Mächte es sein könnten?

Für mich hat Ann Leckie es geschafft, im letzten Band nochmals einen cleveren Twist zu einzubringen: Mit dem Charakter der Übersetzerin sehen wir die Kultur der Radchaai durch Kinderaugen. Denn sie stellt die Fragen, die ich im ersten Band gern gestellt hätte, und zeigt mir zugleich, wie tief in im kulturellen Geflecht und der Atmo der Trilogie gefangen bin. Denn ich kenne alle Antworten! Zugleich stellt sie eine Gefahr da, die so allgegenwärtig ist, dass jede Handlung genau durchdacht sein muss.

Multi-Kulti und die Tragweite technischer Singularität

Der kulturelle Aspekt des Universums ist Schwerpunkt und Highlight jedes Bandes, weshalb meine ersten beiden Rezis den Schwerpunkt darauf legten. Es geht um alten Gesang, um Teezeremonien. Um stolze Soldatinnen, die gerne KIs wären. Es geht um unterdrückte und verpackte Emotionen. Um behandschuhte Hände und Priesterinnen, die über Leichen gehen. Es geht um den freien Willen: aller Menschen verschiedener Völker, Kulturen und Religionen – und auch der KIs, was eine sehr ethische Komponente in den Roman bringt.

„Was geschieht, wenn jede KI sich selbst verändern kann? Auch die bewaffneten. Was geschieht, wenn KIs ohne Restriktionen neue KIs bauen können? KIs sind bereits intelligenter und stärker als Menschen. Was geschieht also, wenn sie beschließen, dass sie die Menschen nicht mehr brauchen? Oder wenn sie beschließen, dass sie die Menschen nur noch als Organspender brauchen.“ S. 148

Ann Leckie führt in „Das Imperium“ die Maschinen-Trilogie in ein brisantes und stimmiges Ende. Actiongeladene Weltraumschlachten sucht man hier (trotz Military-Sci-Fi) [größtenteils] vergebens! Das Imperium ist ein Roman, in dem folgenschwere Handlung, Dolchstöße in den Rücken und provokante Schachzüge mehr zählen, als alle Waffengewalt es könnte. Dazu gibt es eine Menge Stoff für philosophische Grübeleien.

Fazit: Das Imperium ist ein würdiger Abschluss einer außergewöhnlichen Trilogie

Die Maschinen-Trilogie ist ein atemberaubendes Science-Fiction-Epos für Geduldige. Wer aber den Ehrgeiz hat, sich durch das Sprachkaudawelsch des ersten Bandes zu wühlen, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht. Denn die Trilogie wird von Seite zu Seite stärker und entfaltet ihr ganzes Können – wie ein guter Tee – erst nach nervenzerreißender Wartezeit von 300 Seiten. Anders als der besagte Tee kühlt sie dann allerdings nicht mehr ab. Die Maschinen-Trilogie ist eine ruhige und traumwandlerische Erkundungstour durch fremde Städte, mit ganz eigener Dynamik. Ein außergewöhnliches Stück Literatur, was auch in der Theorie durch zahlreiche clevere Entscheidungen und absolute Detailverliebtheit glänzt. #Lieblingsbücher

Vielen Dank an Heyne für dieses Rezi-Exemplar!


[Übersicht] Ann Leckie: Die Maschinen-Trilogie

  1. Die Maschinen. [Rezi]
  2. Die Mission. [Rezi]
  3. Das Imperium. [s.o.]
  4. Kurzgeschichte: Das Gift der Nacht. (Kostenlos bei Amazon.)

Das Imperium Book Cover Das Imperium
Die Maschinen-Trilogie
Ann Leckie
Philosophisch-kulturelle Science Fiction
Heyne
13.03.2017
Taschenbuch
448

Das Imperium der Radchaai hat sich über die gesamte Galaxis ausgebreitet. Nun droht es allerdings in einem blutigen Bürgerkrieg zu zerbrechen, hat sich doch die auf viele Körper verteilte Person des Imperators in feindliche Fraktionen aufgespalten. Allein die ehemalige Maschinenintelligenz Breq kann den Krieg noch aufhalten – aber sie sitzt in einer abgelegenen Raumstation fest. Der Untergang des Imperiums scheint unvermeidbar …