Dirk Gently 1 – Der Elektrische Mönch von Douglas Adams

IMG_2079[Rezension] Der Elektrische Mönch von Douglas Adams – Dirk Gently s holistische Detektei

„Diesmal würde es keine Zeugen geben. Diesmal war nur die tote Erde da, ein Donnergrollen und das Einsetzen des unaufhörlichen leichten Sprühregens aus Nordost, von dem offenbar sehr viele der schicksalswendenden Augenblicke der Welt begleitet sind.“ – Dirk Gently-Anfang

Der Elektrische Mönch, geschaffen um alles zu glauben, damit die Menschen es nicht müssen, hatte eine Fehlfunktion. Ausrangiert wurde er, wortwörtlich in die Wüste geschickt, wo er mit seinem Pferd als einsamer und oft fehlgeleiteter Reisender durch die Steppe trabt. Plötzlich glaubte er, eine Tür würde erscheinen. Und als er ging um nachzusehen, stellte er fest, dass dort wirklich eine war. Und er ging hindurch…

Über das Schicksal, den Glauben und Dirk Gently s holistische Detektei

Alles begann an dem Abend, an dem Gordon Way nicht ermordet wurde.
Sein Leben lang war Gordon Way, der wohlhabende Chef der IT-Firma WayForward, ein Kauz. Gerade noch hatte er seiner Schwester Susan einige Notizen für seine Sekretärin auf dem AB hinterlassen, schon wandelt er kopflos herum: Ermordet, aber nicht tot. Nahe des Tatorts materialisiert sich sein Geist, ausgerechnet vor dem Wagen von Richard MacDuff, dem Starprogrammierer seiner Firma und Lover von Ways Schwester Susan. Und als wäre das nicht genug Zufall, ertappt ausgerechnet Dirk Gently, Hauptthema des zuvor erlebten Alumni-Abends der Uni, seinen alten Kommilitonen Richard beim Einbruch in Susans Wohnung.

Dirk Gentlys holistische Detektei – (holistisch bedeutet ganzheitlich) – weil Dirk daran glaubt, dass alle Dinge grundsätzlich miteinander zusammenhängen. Darum beginnt er die Suche nach vermissten Katzen auch gelegentlich bei der Erforschung ihres Stammbaumes auf den Bahamas, was er ihren meist tattrigen Besitzerinnen großzügig in Rechnung stellt. Zufälle, dessen ist er sich sicher, deuten durchaus auf ein höhergestelltes Muster hin.

Die Polizei jedoch deutet eine Anhäufung von Zufällen anders: Für sie sind es keine. Und so gerät Richard ins Visier und unter Verdacht, Gordon Way ermordet zu haben. In dieser ausweglosen Situation scheint Dirk Gently tatsächlich der einzige zu sein, der ihm helfen kann.

„Verlassen wir dieses scheußliche Moderloch. Laß uns das Undenkbare denken, laß uns das Unmachbare tun. Schicken wir uns an, uns mit dem Unsagbaren selbst herumzuschlagen, und sehen wir mal, ob wir es nicht schließlich doch sagen.“ Kap. 20

Der Glaube ans Unmögliche

Unmöglich erscheint es mir, all die konfusen Erzählstränge, die sich durch die erste Hälfte des Buches ziehen, in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Denn auch in der Dirk-Gently-Reihe drunter und drüber. Zum anderen fällt es mir tatsächlich schwer, angesichts des pointenreichen Schreibstils das „große Ganze“ nicht aus dem Blick zu verlieren. Wie bereits beim Anhalter feiert meine Bücherseele jedes Wort aus der Feder Adams.

Dirk Gently, Namensgeber der mit Der elektrische Mönch beginnenden Reihe, ist dabei Dreh-und-Angelpunkt – und mit besonderer Vorsicht zu genießen. Ist seine Berühtheit doch darin begründet, dass er bestreitet, über die Eigenschaften zu verfügen, die man ihm nachsagt. Und wer etwas so vehement bestreitet, der hat doch bestimmt Außergewöhnliches zu verbergen? Janice, seine ehemalige Sekretärin, verbringt ihre Zeit nur im Büro, damit Dirk Gently nicht vergisst, dass sie gekündigt hat. Und so wundert mich auch nicht, dass das Pferd des elektrischen Mönchs eine ganz eigene Ansicht der Dinge hat.

Sherlock Holmes Motto „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“ treibt Douglas Adams klug aber völlig überdreht auf die Spitze; erscheint doch schließlich keine Lösung mehr möglich. Aus dieser Position befreit sich Adams mit viel Spaß selbst: Hier wird hier alle Vernunft, Intuition und Humor auf den Prüfstand gestellt.

Bissig beim technischen Fortschritt

Richards Hauptprojekt bei WayForward ist es, ein Programm zu schreiben, welches die Statistiken von Firmen in eine Melodie verwandelt. Das Geschäft boomt und der Firma winkt das große Geld. Auch der Zweck des elektrischen Mönchs, wenn auch Produkt einer „anderen Welt“, ist an Sinnlosigkeit kaum zu übertrumpfen: Übernimmt er doch das Glauben (und manchmal auch den Glauben) der Menschen für sie: Nach Weiterentwicklung des Tv-Programms hielten die Menschen es schlichtweg „im Kopf nicht mehr aus“ und erfanden ihn. Die Erstausgabe des Romans erschien 1987 in England.

Mein Fazit: Der elektrische Mönch, zu Unrecht im Schatten des Anhalters

Das Restaurant+ > Dirk Gently > Per Anhalter, aber Marvin > Mönch. Der elektrische Mönch ist ein typischer Douglas Adams-Roman mit allen Stärken und Schwächen des Anhalters: Kurzweiliger Spaß, aber völlig überdreht; konfuser Schreibstil überdeckt (relativ) rare Handlung. Muss man mögen – oder nicht. Ich mags.

Wie von Douglas Adams gewohnt, treffen auch in Der Elektrische Mönch extreme Charaktere aufeinander. Der Mönch glaubt alles, Richard, dass er spinnt, Gordon er sei tot, Susan jedem außer Dirk – und Dirk Gently glaubt an den Zusammenhang des großen Ganzen. Kein Wunder also, dass die Story genau so aufgebaut ist: Ein (un)glücklicher Zufall jagt den nächsten, und kaum hat man die Story als Ganzes erfasst endet alles mit nem großen Knall. Bald auch auf Netflix.

Stern4


Douglas Adams: Dirk Gently s holistische Detektei

  1. Der Elektrische Mönch (s.o.)
  2. Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
  3. Lachs im Zweifel


Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

  1. Per Anhalter durch die Galaxis
  2. Das Restaurant am Ende des Universums
  3. Das Leben, das Universum und der ganze Rest
  4. Mach´s gut, und danke für den Fisch
  5. Einmal Rupert und zurück

Der Elektrische Mönch Book Cover Der Elektrische Mönch
Dirk Gently 1
Douglas Adams
Britisch SciFi
heyne
30.09.2015 (Erst: 1992)
eBook
284

In Dirk Gently's Holistischer Detektei geht es drunter und drüber. Ein elektrischer Mönch, eine lebende Leiche, ein bettlägriger Odin oder ein Cola-Automat mit Eigenleben sind nur einige der Zutaten dieses «Geister-Horror-Zeitmaschinen-Romanzen-Komödien-Musical-Epos» vom bekannten Autor der "Per Anhalter durch die Galaxis"-Reihe.

3 Gedanken zu „Dirk Gently 1 – Der Elektrische Mönch von Douglas Adams“

Kommentare sind geschlossen.