[Rezension] Klaus Modick Vierundzwanzig Türen ist ein Adventskalenderbuch für Erwachsene

IMG_2385[Rezension] Klaus Modick Vierundzwanzig Türen ist ein Adventskalenderbuch für Erwachsene

„Adventskalender sind mega-out!“, befinden Miriam (14 3/4) und Laura (13), immerhin da sind sich die Schwestern einig. Doch als Mama Stacy mit einem handgezeichneten Exemplar heimkommt, staunen sie: Ein Spiegel verbirgt sich dahinter – und Schuhe? Was soll das denn bitte mit Weihnachten zu tun haben?

Als Familienvater hat mans nicht leicht: Mit drei Mädels im Haus ist Papa, unser Ich-Erzähler, gerne mal Beobachter. So spielt sich vor seinen Augen das übliche Vorweihnachtschaos ab: Powerfrau Stacy pendelt zwischen Arbeit und Weihnachtsvorbereitungen, die Schule feiert eine Vorweihnachtsdisko – warum auch immer; er muss den Tannenbaum besorgen, den Haushalt schmeißen und als Autor kurz vor Weihnachten noch auf Dienstreise. Die größte Herausforderung aber scheint zu sein, die zahllosen Wünsche seiner Töchter zu erfüllen. Und schließlich fällt der erste Schnee… Was ist das Geheimnis hinter dem bezaubernden Adventskalender, der ihn nicht mehr loslässt?

Drei Generationen Weihnachten

Hinter 24 Türen verbirgt sich ein Weihnachtskrimi: Herr Vringsen schildert einen Kunstraub im Nachkriegswinter 1946. Seine Erinnerung spielt in einer Zeit voller Behelf, Ersatz und Besatzung. (S.151) 3 Tage vor Weihnachten leben 13 fremde Menschen unter seinem Dach, in bitterkalten Kriegszeiten. Keine gute Zeit für einen Maler wie ihn. Mit seinen Zeichnungen heizt er den Ofen.
Im Hier und Jetzt erinnert sich unser Ich-Erzähler an die Weihnachtsfeste seiner Kindheit. Seine Erinnerungen reichen bis Ende der 1950er Jahre zurück. Weihnachten in seiner Kinder war traditionell und christlich geprägt – und kein Vergleich zu heute. Früher waren Zeitungen nicht nur zum Lesen da.
Neuen Schwung brachte Stacy mit in die Ehe. Sie ist Amerikanerin, und so feiern sie seither traditionell amerikanisch: Mit der Familie findet die Bescherung am 25.12. statt, was der konservativen deutschen Oma natürlich missfällt.
Seine Töchter sind Mitte und Ende der 1980er geboren und haben verdammt lange und teure Wunschzettel: Eine eigene Telefonleitung und einen Skiurlaub wünschen sie sich. Kein Wunder also, dass er den Trubel im Haus skeptisch beobachtet und hinterfragt: Ist es noch der Sinn der Vorweihnacht, wenn im Nikolausstiefel Mascara steckt?

Aktueller denn je? Die vierte Generation.

Geschrieben wurde das Buch Winter 1998 – Sommer 1999. Laut guenstiger.de wünschen sich 24% der Deutschen 2015 zu Weihnachten ein neues Smartphone. Was unser lieber Protagonist wohl zum neuen iPhone sagen würde?

Oder schon wieder out?

Klaus Modick schreibt das Buch in super cooler und mittlerweile wieder out-er Sprache. Alanis Morisette ist wohl nicht mehr der neuste Schrei, aber es macht Spaß! – zumindest anfänglich. Später regt es zum Nachdenken an und das ist es doch, was wir von einem Weihnachtsbuch erwarten: Etwas Besinnliches. Back to the roots.
Mal überspitzt, mal verrückt schildert er, was ihm in der Vorweihnachtszeit geschieht. Mal befremdlich, mal tiefsinnig lässt er uns an seinen Erinnerungen teilhaben. Und diese Erinnerungen kamen mir bekannt vor: Durch Erzählungen meiner Eltern, durch meine Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Besonders an dem Buch fand ich, dass es weder belehrt, noch mit erhobenen Zeigefinger wertet. Unser Protagonist ist vielleicht skeptisch, Stacy aber nimmts locker. Weihnachten ist heute anders – und vielleicht ist das gar nicht so übel.
Mich hat das Buch gefesselt.

Stern5
P.S.: Ich besitze die Taschenbuchausgabe ohne Illustrationen.

Ein weiteres Adventskalenderbuch findet ihr hier: Jostein Gaarder – Das Weihnachtsgeheimnis

Vierundzwanzig Türen Book Cover Vierundzwanzig Türen
Klaus Modick
Adventskalenderbuch
dtv
01.10.2002
Taschenbuch
240

Den Klappentext spoilert. Lasst euch überraschen! :)

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