Gedanken zum Kurd Lasswitz Preis 2016 – Science Fiction

[News] Gedanken zum Kurd Lasswitz Preis 2016

Der Kurd Lasswitz Preis 2016 (eig. mit ß) wird diesen Samstag (17.9.) in Leipzig verliehen. Als einer der wichtigsten Auszeichnungen von Science Fiction-Literatur in Deutschland habe ich seit der Nominierung einige der Werke ins Auge gefasst.

Die offizielle Homepage des KLP verlinkte bei Petersons Paradox übrigens auf meine Rezi verlinkte. Stolz wie Oskar! =) .Vergeben wird der Preis u.a. in den Kategorien „Bester deutschsprachiger SF-Roman“, „Beste deutschspr. SF-Erzählung“, „Bestes ausländisches Werk zur SF“, „Beste Übersetzung zur SF ins Deutsche“, „Beste Grafik“ etc, je mit Erstausgabe von 2015.

Eigentlich sollte dies eine News werden. – Aber irgendwie hat sich das Ende des Beitrags mit pochendem Herzen aus seiner Sachlichkeit befreit.


Die Sieger stehen fest: Bester deutschsprachiger SF-Roman

Hauptpreisträger: Bester deutschsprachiger SF-Roman mit Erstausgabe 2015: Andreas Brandhorst – Das Schiff (Piper)

Damit sind sich die Jurys der großen Science-Fiction-Preise einig, denn im August hatte das Buch bereits den Deutsche Science Fiction-Preis in der Kategorie bester Roman abgeräumt. Leider ging das Buch an mir vorbei; ich werde es auf jeden Fall nachholen! Und darum geht´s:

„Seit tausend Jahren schicken die intelligenten Maschinen der Erde lichtschnelle Sonden zu den Sternen. Sie sind auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Muriah, der einzigen bekannten und längst untergangenen Hochkultur in der Milchstraße. Bei der Suche helfen die Mindtalker, die letzten sterblichen Menschen auf der Erde – nur sie können ihre Gedanken über lichtjahrweite Entfernungen schicken und die Sonden lenken. Doch sie finden nicht nur das technologische Vermächtnis der Muriah, sondern auch einen alten Feind, der seit einer Million Jahren schlief und jetzt wieder erwacht.“ (Quelle: Amazon)

Andreas Brandhorsts neuer Roman heißt übrigens Omni und erscheint bei Piper am 04.10.16.


Bestes Science Fiction Werk International

Als bestes ausländisches Science Fiction Werk wurde „Amalthea“ von Neal Stephenson (Goldmann Manhatten) ausgezeichnet.

„Der Mond explodierte ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Die Uhrzeit würde man später als A+0.0.0 oder schlicht Null bezeichnen …

05:03:12 Weltzeit. Die Stunde Null. Nach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren, schickten die Nationen der Erde eine Flotte von Archen ins All. Der Asteroid Amalthea, der ursprünglich zu Forschungszwecken an eine internationale Raumstation angedockt worden war, soll der Kolonie als Schutzschild dienen. Doch das Leben im Weltraum fordert einen hohen Tribut, und die meisten Menschen sterben, bis schließlich nur noch sieben Frauen übrig sind, um eine neue Zivilisation zu begründen. 5000 Jahre später existieren zwei Völker: die Nachfahren derer, die die Katastrophe auf der Erde überlebt haben, sind primitive Siedler; die sieben Stämme der Nachkommen der Sieben Urmütter von der Raumstation hingegen hochkultiviert ― und sie machen sich auf, die Erde zu kolonialisieren …“ (Quelle: Amazon)

„Amalthea“ von Stephenson werde ich auf keinen Fall nachholen. Der Schinken hat 1056 Seiten und kostet sogar als eBook 24 € (also soviel wie 12 gute Indie-Titel bei kindle) womit wir beim nächsten Thema wären: Den anderen Nominierungen. Denn unter ihnen befindet sich so manches Science Fiction-Juwel.


Auch die Nominierten sind einen Blick wert

Paradox von Phillip P. Peterson

Auch Phillip P. Peterson mit seinem Roman „Paradox“ wurde sowohl beim Kurd Lasswitz Preis 2016 als auch beim Deutsche Science Fiction-Preis nominiert. Leider konnte er sich beide Male nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen. Dennoch eine großartige Leistung, begann Petersons Autorenkarriere doch wie tausende andere als Indieautor bei kindle, als kleiner Selfpublisher auf einer gnadenlos überfüllten Plattform. Später wurde Bastei-Lübbe auf „Paradox“ aufmerksam: Das Taschenbuch erschien im Dezember 2015.

Klappentext

„EINE REISE ZU DEN STERNEN – ERFÜLLUNG EINES MENSCHHEITSTRAUMS ODER ALBTRAUM DER MENSCHHEIT? – Ed Walkers letzte Mission endete beinahe in einer Katastrophe. Zwar konnten er und seine Crew sich retten, doch nun fürchtet er, als der Astronaut in die Geschichte einzugehen, unter dessen Kommando die Internationale Raumstation ISS zerstört wurde. Daher kann er sein Glück kaum fassen, als er die erste bemannte Weltraummission an den Rand des Sonnensystems anführen soll.
Mit an Bord ist auch der junge Wissenschaftler David Holmes, der das mysteriöse Verschwinden dreier Raumsonden untersucht. Doch als das Raumschiff den interstellaren Raum erreicht, lautet die wichtigste Frage der Menschheit nicht mehr: Sind wir allein im Universum? Sondern: Sind wir bereit für die Wahrheit?“ (Klappentext: Amazon)

Mir persönlich gefiel sein Roman „Transport“ etwas besser, der hats aber leider nicht zu einem großen Verlag geschafft. Nach wie vor kann man Petersons Werke für kleines Geld als kindle-Edition kaufen (Transport 2,99€; Paradox 4,99€), als kindleunlimited-Leser oder Amazon-Prime-Abonnent liest man es sogar im Abo kostenlos. Im Vergleich zu Stephensons „Amathea“ und auch Andreas Brandhorsts Werken, die seit vielen Jahren im Heyne- oder Piper-Verlag erscheinen, ist das schon eine andere Nummer.

Meine Rezensionen zu beiden Romanen: [Faszinierend: Phillip P. Peterson´s „Paradox“ entführt uns ganz schwerelos an die Grenzen der menschlichen Vernunft] und [Phillip P. Peterson´s Transport ist Russisch Weltraum-Roulette mit moralischem PENG!]. (Die Transport-Rezi war Rezi Nr. 2 aus meiner Feder, am zweiten Tag des Blogs. So lang ists her!)


Planet Magnon von Leif Randt

Der zweite Roman, den ich von den Nominierten des Kurd Lasswitz Preis 2016 gelesen habe, ist Planet Magnon von Leif Randt. Ich mochte das Cover. Leider konnte mich die unterkühlte Grundstimmung der Gesellschaftsvision in Kombination mit einer Menge abstrakter Wortkreationen nicht in ihren Bann ziehen. Der Roman warf mehr Fragen auf als er beantwortete und hinterließ ein verwirrtes Lächeln.

Hier geht´s zur Rezi.


Weitere Nominierungen (Top 5)

Etwas bereue ich jetzt, dass ich 2015 nicht mehr Science Fiction gelesen habe. Angesichts der Massen an neuem (teils) guten SciFi-Stoff (nicht zuletzt als Indie auf kindle), kann man aber einfach nicht alles lesen. Umso wichtiger sind Auszeichnungen wie der Kurd Lasswitz Preis, die uns auf verkannte Science Fiction-Juwelen hinweisen. Darum der Vollständigkeit halber die restlichen Nominierten der Kategorie „Bester deutschsprachiger SF-Roman“:

2. Platz: Frank W. Haubold – Götterdämmerung Trilogie (Atlantis, letzter Band von 2015)
1. Die Gänse des Kapitols, 2. Das Todes-Labyrinth, 3. Das Licht von Duino

„Fünfundzwanzig Jahre nach der siegreichen Schlacht vor Joyous Gard bestimmt militärische Routine das Leben auf dem Außenposten Pendragon Base. Als Kommandant Raymond Farr die attraktive Miriam Katana kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Es droht nicht nur die Wiederkehr eines alten Feindes, auch innerhalb der Föderation häufen sich die mysteriösen Ereignisse als Vorboten einer Konfrontation unvorstellbaren Ausmaßes …“ (Klappentext: Gänse des Kapitols von Lovelybooks)


3. Platz: Frank Hebben – Der Algorithmus des Meeres (Begedia)

„Und, was steht drin?, fragt Maro schließlich.
Eine der zwei Geschichten, erklärt die alte Lina: Ein Mann geht auf Reisen oder ein Fremder kommt in die Stadt.
Ihr Stövchen, ein Teelicht; die Kanne dampft. Draußen rauscht die Flut über den Sand.
Jetzt sag schon …
Junge trifft Mädchen? Licht gegen Schatten? Sie zwinkert, während sie eine Tasse aus dem Regal nimmt.
Ach, du bist doof
Nein. Du hörst mir nicht zu!“

(Quelle: Amazon.)


4. Platz: Axel Kruse – Glühsterne (p.machinery)

„Daria – jahrhundertelang war der Kontakt zu der menschlichen Kolonie abgebrochen. Nach der Wiederentdeckung geschehen rätselhafte Morde unter der menschlichen Bevölkerung: Sind die Schuldigen unter der eingeborenen Alienrasse zu suchen? Terra – der Mord an einer menschlichen Familie ist brutal, die Spur führt nach Daria. Welche Hinweise verbergen sich in der uralten Ballade über die Hauke Haien: »… wo noch niemand zuvor gewesen ist«. Der 2014 für seine Novelle »Seitwärts in die Zeit« mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnete Autor nimmt den Leser mit auf eine rasante Space-Odyssee vor dem Hintergrund einer faschistischen irdischen Gesellschaft im All.“ (Quelle: Amazon)

Titelbild vom am 20. Mai 2015 plötzlich und unerwartet verstorbenen Grafiker Crossvalley Smith, der auch Cover und llustrationen für Frank Haubold (s.o.) und z.B. Philipp Schmidts Schattengewächse anfertigte.


Weitere Plätze: 

5. Phillip P. Peterson – Paradox (Bastei Lübbe) (s.o.) #kindleunlimited
6. Dietmar Dath – Venus siegt! (Hablizel; erscheint als Neuauflage am 13.10.16 bei Fischer)
7. Robert Corvus – Grauwacht (Piper)
8. Matthias Falke – Kampf mit den Tloxi (Begedia)
9. Harald Martenstein + Tom Peukert – Schwarzes Gold aus Warnemünde (Aufbau)
10. Leif Randt – Planet Magnon (Kiepenheuer & Witsch) (s.o.) #skoobe


Weitere Preisträger in anderen Kategorien

Nova 23

Der Preis für die beste deutschsprachige SF-Erzählung geht an Karsten Kruschel (Autor der Vilm-Reihe), der seine Geschichte „Was geschieht mit dem Licht am Ende des Tunnels?“ in der 23. Ausgabe des Nova Magazines im Amrûn Verlag veröffentlichte. Das Cover der gleichen Ausgabe räumte auch den Preis für die beste SF-Grafik ab: Dirk Berger erschuf das Titelbild des Nova 23.

Wer jetzt neugierig geworden bist, der kann das Nova Magazin 23 kostenlos bei Readfy lesen.


Übersetzung

Die Auszeichnung für die beste SF-Übersetzung ins Deutsche erhält Eva Bauche-Eppers für China Miévilles Das Gleismeer.

Ich erinnere mich, das Buch angelesen zu haben. Der Anfang hat mir richtig gut gefallen.
(Für Gamer: Viel Borderlands-Feeling mit Piraten. In etwa Captain Scarlett.)

„Willkommen an Bord

Sham lebt in einer Welt, in der das freie Land zwischen den Städten eine gefährliche Wildnis ist. Nur die Züge verkehren auf einem dynamischen und sich ständig verändernden Schienennetz zwischen den Siedlungen. Als Sham auf einem der Züge, dem Medes, anheuert, beginnt das Abenteuer seines Lebens. Denn die Medes-Crew hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wesen zu jagen, die die Natur zu einer tödlichen Gefahr machen: Nager und Kleintiere von monsterartiger Größe. Sham ahnt nicht, auf was er sich einlässt …“ (Klappentext: Amazon)

Wie einige Bücher im letzten Jahr rutschte das Buch auf meine Bald-Weiterlesen-Liste und verschwand schließlich hinter den Neuerscheinungen und Rezi-Aufträgen, was besonders schade ist. Für Blogger ist Aktualität wichtig und „alte Schinken“ (so toll sie auch sein mögen) will niemand lesen. Ich werde meine alten Schinken dennoch weiterlesen ;) , aber unterm Strich werde ich auch gerne gelesen. Für die Preisträger des Jahres 2016, allesamt mit Erstauflage 2015, wird es damit schwer noch bei mir „zu landen“.

Hörspiel

Das Hörspiel „Sale“ von Georg Heinzen gab es lange Zeit kostenlos im WDR-Hörspiel-Speicher. Leider ist jetzt nicht mehr verfügbar.


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Kein Fazit, aber eine farbenfrohe Hoffnung. Mögen im nächsten Jahr weitere Indietitel die deutschen Science Fiction mit hochwertigen Texten überfluten! Los, ihr Indies, zeigt den Jurys, dass ein neuer Wind weht! Natürlich habt ihrs schwer in der großen Masse der Verlagstitel mitzuschwimmen, aber: Ab und zu kommt einer ans Licht, und je mehr es von euch schaffen, desto mehr Leute erfahren von euch. Die kindle-Selfpublischer-Plattform ist großartig für Durchstarter mit Biss; Social Media sei Dank!

Aber auch kleine Verlage haben ihren Teil dazu beigetragen und sich einen knallharten Kampf mit Großverlagsautoren geliefert: Frank Haubolds Götterdämmerung ist im Atlantis Verlag erschienen, der nichtmal bei Twitter und Facebook offiziell vertreten ist; die Infoseite bei FB hat 11 (!) Likes. Im Gegensatz zu Piper mit 34.367 „Fans“ der offiziellen Seite, ist der zweite Platz doch ein deutliches Zeichen, was die kleinen Verlage zu bieten haben!

Science Fiction ist in der großen Verlagswelt nur eine Nische, von der widerum kleine Verlage und Indies nur einen Bruchteil für sich beanspruchen können. Dass sich unter den Nominierten des KLP nicht nur die üblichen Gesichter tummeln, macht mich froh. Zuletzt möchte ich hier noch eine Reihe Verlagshomepages posten, die viel zu Wenige kennen.


Kleine Verlagsliste unbekannter Verlage

Atlantis Verlag

Atlantis Verlag

Der Atlantis Verlag bloggt über atlantisverlag.wordpress.com. Alle drei Monate erscheint die verlagseigene Zeitschrift „phantastisch!“ im Bahnhofsbuchhandel. Zwei Bloggern gefällt ihre „Über uns“-Seite.
DSFP: 1. Platz „Beste Kurzgeschichte“: »Operation Gnadenakt« von Frank Böhmert. In: phantastisch 57. Atlantis-Verlag.
DSFP: 2. Platz „Bester Roman“: »Meran« von Dirk van den Boom. Atlantis Verlag 2015. 240 Seiten.
DSFP: 5. Platz „Bester Roman“: »Das Licht von Duino« von Frank W. Haubold. Atlantis Verlag 2015. 450 Seiten
KLP: 2. Platz „Bester Roman“: „Götterdämmerung Trilogie“ von Frank W. Haubold, Atlantis Verlag 2015.

Amrûn Verlag

Amrûn Verlag

Der Amrûn Verlag wird sogar auf der Seite des DSFP konsequent falsch geschrieben. Euer Verlagsteam umfasst nur 3 Leute? Ein Team, das alle Hebel in Bewegung setzt, um seine Autoren gut zu verkaufen: Bisher haben sie es in 337 Timelines geschafft und ihre Schäfchen haben es unter die Finalisten der wichtigsten Kategorien des Deutschen Phantastik Preises geschafft:
Susanne Pavlovic: Feuerjäger 1 – Die Rückkehr der Kriegerin (Amrûn) – Finalist für „Bester deutschsprachiger Roman 2016“
Faye Hell: Keine Menschenseele (Amrûn) – im Finale für „Bestes deutschsprachiges Romandebüt 2016“
Diverse Kurzgeschichten aus der Ausgabe NOVA 23 erlangten eine Platzierung beim DSFP; beim KLP gewannen Kasten Kruschel den 1. Platz als „Beste SF-Erzählung“ und das Cover den Preis für die „Beste Grafik“.

Begedia Verlag

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KLP: 3. Frank Hebben – Der Algorithmus des Meeres (Begedia)
KLP: 8. Matthias Falke – Kampf mit den Tloxi (Begedia)

p.machinery Verlag

pmachinery

KLP: Platz 4: Axel Kruses Glühsterne (mit Cover von Crossvalley Smith).
DSFP: 4. Platz: »Feuer am Fuß: Die Maeva-Trilogie 3« von Dirk C. Fleck. p.machinery

Mantikore Verlag

Mantikore

Der Mantikore Verlag bringt Fantasy-Spielbücher und Science Fiction Klassiker neu heraus!
Genres: SciFi, Horror, Nerdkram a la Pen & Paper. z.B. The Rising


Wenn ihr ein paar Minuten Zeit habt, dann klickt und liket und teilt die Verlage, was das Zeug hält.
Denn jeder Klick zählt, gerade in den sozialen Netzwerken, auch noch lange Zeit nach den Preisen.

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3 Gedanken zu „Gedanken zum Kurd Lasswitz Preis 2016 – Science Fiction“

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