Plötzlich Zauberer

Magic 2.0 Plötzlich Zauberer von Scott Meyer

Plötzlich Zauberer[Rezension] Scott Meyer – Magic Plötzlich Zauberer oder „Ein Programm namens Realität“

Magic Plötzlich Zauberer ist ein Roman für Nerds aus dem Luzifer-Verlag. Ich habe das Hörbuch aus dem Ronin-Hörverlag, gesprochen von Marco Sven Reinbold, gehört. Die Reihe umfasst auf Englisch bisher 3 Bände, von denen bisher nur der erste auf Deutsch erschienen ist.

Realität zocken mit Cheats

Martin Banks ist Hacker aus Langeweile, auch wenn er sich ungern so sieht. Im Internet stößt er auf eine seltsame Textdatei, die einige rätselhafte Daten enthält. So finden sich Angaben zu seiner Person in dem Text. Martin ist neugierig und ändert seine Größenangabe. Dass etwas nicht stimmt, merkt er erst, als er plötzlich den Staub auf seinem Badezimmerschrank sehen kann.

Die Welt liegt Martin nun zu Füßen, sein Kontostand in seinen Händen. Also versucht er, seine Grenzen testen. Ist es möglich, sich zu teleportieren? Kann er die Knochen seines Skeletts in unzerbrechliches Metall verwandeln? Bald zieht er die Aufmerksamkeit des FBI auf sich und muss fliehen.

Wohin flieht ein Nerd ohne Ausweg? Richtig, per Zeitreise geht´s ins mittelalterliche England, wo es sich scheinbar als Zauberer nicht schlecht lebt. Dort trifft er auch einige Gleichgesinnte, die im Exil leben, weil sie die Datei ebenfalls fanden. Damit Martin bei ihnen bleiben darf, und nicht ans FBI ausgeliefert wird, muss er sich nun als würdig erweisen, in die Gilde der Zauberer aufgenommen zu werden. Er muss diese eine Prüfung bestehen…

Mittelalterliche Zauberergilde

„Jeder der bei Science Fiction Dingen und auch in Naturwissenschaften aufgepasst hatte, stieß irgendwann auf das Konzept, dass die Realität, wie wir sie kannten, ein Computerprogramm war. Die Menschen waren lediglich Unterprogramme. Sie waren keine biologischen Organismen, die sich an eine Felskugel klammerten, die um einen Feuerball umgeben von einem Meer aus Nichts herumraste. Sondern sie waren simulierte Organismen, die an einem virtuellen Felsbrocken hingen, der sich in einem unergründlichen Programm befand, das ein Spiel, eine Wettersimulation oder auch ein Bildschirmschoner sein konnte.“ Kap. 3

Was wäre, wenn wir alle nur ein Algorithmus in einem alles umfassenden Programm wären? Wenn die Menschheit und all ihre Menschlichkeit simuliert ist, und unser Handeln keinerlei Auswirkungen auf die Zukunft hat? Jeder der Zauberer hat seine eigene Art, mit dieser Erkenntnis umzugehen. Was wäre, wenn du die Möglichkeit hättest, absolut alles in deinem Leben so anzupassen, wie du es gern hättest? Die Gruppe der Zauberer hat darum einen Ehrenkodex, was man darf und was nicht.

Das klingt nun alles sehr mittelalterlich, doch genau das ist es nicht. Denn die „Gilde“ der Magier besteht aus einer Truppe junger Nerds verschiedener Jahrzehnte, die miteinander abhängen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte und ihre Gründe, im Mittelalter zu bleiben. Doch längst nicht alle leben NUR im Mittelalter. Zum Pizza holen geht´s kurz heim. Wieso nicht? Die Jungs haben Spaß.

Dorf der verdammten Klischees

Weniger lustig geht´s in dem mittelalterlichen Dorf vor sich, in dessen Nähe die Zauberer leben. Denn die Dorfbewohner müssen dort mit einigen Neuerungen klarkommen. Und wie es bei uns Menschen so ist, reagieren die meisten mit Angst oder Abscheu gegenüber Fremden und Fremdem. Die Zauberer sind darum gefürchtet, doch nicht gerade beliebt. Und dann gibt es im Dorf noch diese Gang Halbstarker, die nur darauf warten, die Nerds allein und unbewaffnet anzutreffen, um sie sich vorzunehmen.

Regel Nr. 1, wenn es um deinen Stab geht: „Mach nicht diesen eindeutigen Witz.“

Ihr merkt, ohne Klischees kommt dieser Roman nicht aus. Und das war wohl auch der Hauptgrund, warum ich beim Hören des Hörbuchs öfter aus der Story fiel. Obwohl ich die Idee der Story wirklich gut fand, waren mir die Zauberer einfach zu pubertär. Interessant fand ich die Dialoge, in denen es um grundsätzliche Themen ging: „Wenn Menschen nur ein Algorithmus in einem Programm sind, können sie dann einen freien Willen haben?“ Als Gedankenexperiment war das wirklich toll.

Die Konflikte der Magier schienen mir zu keiner Zeit dringend, zwingend oder gar wichtig zu sein. Mit Sicherheit ist das keine tolle Sache, vom FBI verhaftet zu werden. Aber im Grunde hat Martin niemandem geschadet, und mit Hilfe der Datei ist seine Lage mit Sicherheit nicht so ausweglos, wie sie über 12 Stunden hingestellt wird. Dazu kommt, dass „die Prüfung“ zwar ein Ziel ist, auf das Martin sich vorbereiten muss. Aber im Grunde „hängen die Nerds nur rum“ und tun möglichst beschäftigt. Keine allgegenwärtige Bedrohung, keine Gefahr, keine große Quest, keine Aufgaben von Bedeutung. Die Welt muss nicht gerettet, sie muss nur bespaßt werden.

Fazit: Magic Plötzlich Zauberer ist mal was anderes

Magic Plötzlich Zauberer ist ein Roman für Gamer und Nerds. Wer nicht weiß, was Macros sind und nie etwas von Retro-Cheats gehört hat, der wird mit dem Roman wahrscheinlich nicht viel anfangen können. Im direkten Vergleich zu Ready Player One von Ernest Cline, denn diesem Vergleich muss sich jeder Roman dieser Art bei mir stellen, kann Plötzlich Zauberer leider nichts reißen. Plötzlich Zauberer ist mal was anderes, wirklich verrückt und erfrischend, aber leider nichts besonderes für mich. Ich würde es, glaub ich, nicht nochmal lesen.

 

Ps. Über kindleunlimited ausleihbar. (Stand: Jan.17)


[Übersicht] Scott Meyer – Magic 2.0

1. Plötzlich Zauberer [engl.: Off to be the Wizard]
2. Spell or High Water – nur Englisch
3. An Unwelcome Quest – nur Englisch

Magic Plötzlich Zauberer Book Cover Magic Plötzlich Zauberer
Magic 2.0
Scott Meyer
Gaming Fantasy
Luzifer / Ronin
15.07.2016
Ungekürztes Hörbuch
12:27 Std oder 432 Seiten

Martin Banks ist ein ganz gewöhnlicher Typ, der eine sehr ungewöhnliche Entdeckung gemacht hat:
Er kann die Realität manipulieren, denn die Realität ist nichts anderes als ein weiteres Computerprogramm. Doch seine kleinen Veränderungen der Realität hier und da bleiben nicht unbemerkt.
Um seinen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen, entschließt er sich, in der Zeit zurückzureisen und im Mittelalter sein Glück als Zauberer zu versuchen.

Denn was sollte da schon schief gehen?

Als hackender Yankee an König Artus Hof muss Martin sich nun alle Mühe geben, um ein vollwertiger Meister seiner Fähigkeiten zu werden, das Geheimnis um den uralten Zauberer Merlin zu lüften und … ja, ihr wisst schon, möglichst nicht dabei umzukommen und so.