J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann

img_2757[Rezension] J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann ist ein Liebesbekenntnis eines Vaters an seine Kinder

Jedes Jahr seit Dezember 1920 bekam Familie Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann. In diesen erzählte der Weihnachtsmann den Kindern in Wort und Bild von den Abenteuern am Nordpol, dem chaotischen Zusammenleben mit dem Polarbären und weiteren fleißigen Helfern. Diese Welt erschuf Familienvater Tolkien ausschließlich für seine Kinder. Im Jahre 1976 stellten diese sie erstmals der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Meine Rezi bezieht sich auf die große illustrierte Hardcoverausgabe von 2006, die ich etliche Male halb, aber bisher nie ganz gelesen habe. In diesem Jahr gönne ich mir diese Pause von der stressigen Vorweihnachtszeit ganz bewusst.

Morgen, Kinder, wird´s was geben

In seinen von Jahr zu Jahr länger werdenden Briefen erschafft Tolkien eine eigene kleine Phantasiewelt. Dabei beginnt alles als liebevolle Idee für seinen damals 3-jährigen Sohn: Zeichnungen zeigen das Haus des Weihnachtsmannes sowie ihn selbst. Mit zittriger Hand verfasst er den ersten Brief: „Lieber John, Du hast deinen Vater gefragt, was ich für einer bin und wo ich wohne. Also habe ich mich und mein Haus gemalt, extra für Dich.“ (S.6). Daraus entsteht im Laufe der Jahre fast eine väterliche Brieffreundschaft zu den Kindern, die ihrerseits fleißig antworten. Im Buch abgedruckt sind nur die J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann.

Der Weihnachtsmann und seine Helfer

Die Jungs John, Michael, Christopher und später auch Tochter Priscilla Tolkien erhalten die Briefe, die erst nur vom Weihnachtsmann und seinem Helfer, dem Nordpolarbären, der so manchen Streich ausheckt, erzählen.

[Zur Orientierung: J.R.R. Tolkien wurde 1892 geboren. Seine Kinder John 1917, Michael 1920, Christopher 1924 und Priscilla 1929. Der Hobbit erschien 1937. Der Herr der Ringe 1954/55. Der erste Brief vom Weihnachtsmann kam 1920, der letzte 1943 zu Zeiten des Krieges.]

Später kommentieren der Bär und auch der Elbchen-Sekretär Ilbereth die Briefe des Weihnachtsmanns zusätzlich. Der Polarbär hat eine dicke Schrift, der Weihnachtsmann eine zittrige und Ilbereth schreibt fein geschwungen. So ergibt sich ein ganz außergewöhnliches Schriftbild im Buch.

Im Laufe der Jahre bereichern weitere Charaktere die Story: der Schneemann als Gärtner für die Schneeglöckchen und die Kobolde als Geschenke stehlende Bengel. Als Nebenfiguren tauchen auch Charaktere aus Kinder-Märchen und -Erzählungen auf: der Große Bär, der am Himmel strahlt, der Mann im Mond, der zu Besuch kommt.

Der Aufbau: Auch zum Vorlesen

Und so werden die Briefe nicht nur länger und die Storys durchdachter, das ganze Buch wird von Jahr zu Jahr kunstvoller. Je nachdem, welcher Charakter die Briefe verfasst, gibt es auch Gedichte oder Goblin-Hieroglyphen zu entdecken. Das beste am Buch aber sind die mit viel Liebe gezeichneten Bilder zu den Briefen, die ich euch hier bestimmt nicht zeigen darf. Schade.

Jeder Brief umfasst 1-6 Seiten und viele Bildern. Es sind 21 lange Briefe im Buch abgedruckt, zusätzlich kleine „Vorweihnachtsbriefe“ als Reaktion auf die Briefe der Kinder, die teils schon Anfang Oktober eintrudelten, weil sie unbedingt wissen wollten, wie es ihrem Weihnachtsmann das Jahr über ergangen war.

Unglaublich phantasievoll bietet Tolkien eine tolle Vorlage, Kindern mehr über Eisbären, den Nordpol, die Sterne, die Polarlichter zu erklären. Es bietet aber auch eine tolle Vorlage, gemeinsam von lebendigen Schneemännern, Schnee-Elfen und sprechenden Bären zu träumen.

Im Vergleich zu vielen heutigen Weihnachtsgeschichten ist „Briefe vom Weihnachtsmann“ mit Sicherheit etwas anspruchsvoller, wahrscheinlich müssen Kindern Begriffe wie Geysir, Korinthen oder Höhlenmenschen erklärt werden. Nicht zuletzt, weil die letzten Briefe zu Zeiten des Krieges entstehen und der Weihnachtsmann den Kindern erklärt, dass es viele Kinder auf der Welt gibt, die Nahrung und Kleidung nun weit nötiger haben als sie ihre Geschenke.

„Die Zahl der Kinder, die mit mir Verbindung halten, scheint immer kleiner zu werden. Höchstwahrscheinlich liegt das nur an diesem schrecklichen Krieg und wird wieder anders werden, wenn er vorbei ist (…). Aber zur Zeit haben so furchtbar viele Menschen ihr Zuhause verloren oder es verlassen; anscheinend ist die halbe Welt nicht mehr am richtigen Platz.“ S. 102

Fazit: J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann – ein Buch voller Weihnacht und Liebe

J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann ist ein wundervolles (Vor-)Lesebuch für die ganze Familie. Es vereint lustige Abenteuer mit besinnlicher Weihnachtsstimmung, und steckt voller Liebe. Allein die Idee Tolkiens, seinen Kindern diese Kindheitserinnerung zu bescheren, und die fantastisch-detaillierte Ausführung, mit der er Geschichten strickt, Charaktere erfindet und Bilder zeichnet, sind absolut einzigartig. Dabei wirkt das Buch selbst fast wie ein Bildband: auf dickem glänzenden Papier wurde die deutsche Übersetzung gedruckt, daneben oft ein Bild des Originalbriefs und der Zeichnungen.

J.R.R. Tolkien Briefe vom Weihnachtsmann verzaubert kalte Winternachmittage und passt perfekt zu Tee und selbst gebackenen Plätzchen. Die Geschichten sind auch, aber nicht nur, super zum Vorlesen für Kinder während der Adventszeit geeignet. Und vielleicht habe ich ja 1-2 Tränchen am Ende verdrückt – würd ich nur nie zugeben.

Stern5


(Zu Amazon)

Briefe vom Weihnachtsmann Book Cover Briefe vom Weihnachtsmann
J.R.R. Tolkien
Weihnachten für Kinder und Erwachsene
Klett-Cotta
Oktober 2006
Hardcover, fast Bildband
111

Die Briefe vom Weihnachtsmann zeigen den Autor J.R.R. Tolkien von seiner gemütvollsten Seite. Der Familienvater hat diese heiteren, atmosphärisch dichten Geschichten eigens für seine Kinder erfunden. Illustrationen und Briefe sind für Leser jeden Alters und ebenso zum Vorlesen geeignet.

Jedes Jahr im Dezember traf für Tolkiens Kinder ein Umschlag mit einer Briefmarke vom Nordpol ein. Er enthielt einen handgeschriebenen Brief und eine schöne farbig ausgestaltete Zeichnung oder Skizzen.
Die Briefe kamen vom Weihnachtsmann und erzählten wunderbare Geschichten vom Leben am Nordpol: davon, wie sich auf einmal alle Rentiere losgerissen hatten und wild herumsprangen, wie der Polarbär auf die Spitze des Nordpols kletterte, um die Zipfelmütze des Weihnachtsmannes zu holen und schließlich durch das Hausdach vom Weihnachtsmann mitten ins Eßzimmer fiel ...

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