[Rezension] Alan Bradleys Flavia de Luce polarisiert
Mord im Gurkenbeet ist der erste Band der mittlerweile siebenteilige Krimi-Reihe rund um Flavia, dem chemiebegeisterten Satansbraten mit Nerd-Ambitionen. Neben dem Cover bezaubert vor allem Flavias Ego-Perspektive. Dieser düstere Brit-Krimi ist nicht nur zartbitter und halbtrocken, er hat auch ordentlich Pfeffer. Nur Flavia – die mag man, oder nicht.
Das Umfeld des Gurkenbeets
Colonel de Luce bewohnt den viktorianischen Familiensitz im Jahre 1950 mit seinen drei Töchtern: Orphelia, Daphne und Flavia. Letztere ist 11 Jahre alt, begeisterte Giftmischerin mit sprichwörtlichen Fledermausohren – und unsere Perspektive. Selbstverständlich hat man auch Hauspersonal – und ein Gurkenbeet.
Eines Morgens liegt ein Toter im Gurkenbeet – Naja nicht ganz, „Vale“ kann er noch sagen, dann ist er tot. Am Tag zuvor lag ein toter Vogel samt aufgespießter Briefmarke vor der Tür. Flavias Nerd-Ehrgeiz ist gepackt: Endlich ist mal was los, freut sie sich – und sie will wissen, was genau.
Adelsspross mit passender Chemie?
Flavia ist Sherlock im Schafspelz. Ganz ungeniert fragt sie sich durchs Dorf, kaum jemand schöpft Verdacht.
Flavia ist eine Marke für sich. Aber für dich? Flavia polarisiert.
Viel denkt sie, was sie gern täte – würde sie es doch tun! Nach außen ist sie still, introvertiert, meist gut erzogen. Doch bissig beschreibt sie Situationen auf den Punkt, ohne drum herum zu reden. Oder kann es zumindest, wenn sie will.
„Am spannendsten fand ich aber, dass alles (die ganze Schöpfung – ohne Ausnahme!) von unsichtbaren chemischen Verbindungen zusammengehalten wurde. Und ich fand es aus unerfindlichen Gründen ausgesprochen tröstlich, dass es irgendwo – selbst wenn es unsereiner nicht sehen kann – etwas unerschütterlich Dauerhaftes gibt.“ (Kap.1)
Düsterer Provinz-Krimi
Das verschlafene ländliche Nest Bishop´s Lacey ist ein Ort, an dem jeder jeden kennt. Flavias Ermittlungen verteilen sich aufs gesamte Umland, schließlich ist sie mit ihrem treuen Drahtesel Gladys stets mobil. Und so lernt man nach und nach das Dorf kennen, mitsamt aller schrägen Einwohner. Das Dorf hat Potenzial für weitere spannende Abenteuer!
Von Hölzken auf Stöcksken
Nur Flavia hat zu einfach allem eine Meinung. Meist äußert sie die nur gegenüber dem Leser. Das macht sie nicht gerade beliebt – manche Blogger kennen das Problem. ;) (Ein bisschen erinnert sie mich an Amy Farrah Fowler aus TBBT – so muss sie als Kind gewesen sein.)
Wenn Flavia einmal abschweift, folgen seitenweise Gedankengänge. Diese Art hat sie von Vater geerbt, der kann das noch besser! Es ist schade für die Geschichte, zumal sich alle Verweise auf englische Literatur und Wissenschaft um die Zeit vor 1950 beziehen – da traf sie mich auf dem falschen Fuß: Tatsächlich habe ich mir die Frage, was wohl Marie Anne Paulze Lavoisier in dieser oder jener Situation getan hätte, noch nie im Leben gestellt. Es ist ganz zauberhaft, dass Flavia das tut. Aber es interessierte mich wenig.
Aus meiner Perspektive eine gute Perspektive
Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet ist ein All-Age-Krimi mit düsterem Flair. Das ländliche Dorf, der viktorianische Landsitz, die unverwechselbare herzlich-britische Art. Auch der Fall verzauberte durch seine eigene Welt: Die alte Schule, die Briefmarken, die alten Zeitungen. Flavias Perspektive habe ich liebgewonnen. Würde sie sich kürzer fassen: Ich wäre ihr größter Fan! Aber so verbleibe ich skeptisch bei 3 Sternen.
Info: Die junge Lady hat sogar ihre eigene Homepage. Das könnte Euch interessieren: [Zu Flavias offizieller Homepage] inkl. Trailer.
[Übersicht] Alan Bradley: Flavia de Luce
1. Mord im Gurkenbeet [Rezension] [Bestellen?]
2. Mord ist kein Kinderspiel [Rezension] [Bestellen?]
3. Halunken, Tod und Teufel
4. Vorhang auf für die Leiche
5. Schlussakkord für einen Mord
6. Tote Vögel singen nicht
7. Eine Leiche wirbelt Staub auf (erscheint am 22.02.16 auf Deutsch) [Vorbestellen?]
Flavia de Luce
All-Age-Krimi
Random House
20.09.2010
Taschenbuch
400
Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist ...
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