[Rezension] Isabel Bogdan Der Pfau : Zum Schießen komisch!
„Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt.“ (Anfang)
Umgeben von Wiesen, Bäumen und Schafen führen Lord und Lady McIntoshs inmitten der Highlands eine Ferienpension auf ihrem charmant-verfallenen Anwesen, dessen Wirtschaftsgebäude sie zu Feriencottages umgebaut haben, um die hohen Kosten des alten Gemäuers zu decken. Ihre Feriengäste schätzen besonders die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Lage. Um dieses Idyll zu unterstreichen kaufte der Lord vor einiger Zeit fünf Pfauen. Jetzt aber scheint einer von ihnen verrückt geworden zu sein.
Für das Management der Investmentabteilung einer Londoner Privatbank ist das McIntosh´sche Anwesen genau der richtige Ort für eine „kreative Auszeit“ und eine „Teambildungsphase“. Mit vier Kollegen, einer Köchin, einer Psychologin und ihrem Irish Setter reist Leiterin der Investment, Liz, ausgerechnet in einem blauen Sportwagen an. Kein Wunder also, dass es in den nächsten Tagen (nicht nur wegen des Pfaues) auf dem Anwesen drunter und drüber geht.
„Kreativ, lästerte Hamish Mcintosh, wozu Bänker denn bitte schön kreativ sein müssten, vielleicht zum Bilanzenfälschen?“ Kap. 6
Abgeschieden und abgeschrieben
Ohne Anschluss an die Zivilisation und ohne Handyempfang müssen die Protagonisten es nun miteinander aushalten. Ein Team sieht wahrlich anders aus. Geschildert werden alle Ereignisse der laufenden Tage, reihum und gnadenlos, ohne eine Figur zu bevorzugen. Lange Zeit fühlte ich mich als Zuschauer eines Theaterstücks; diese ganzheitliche Beleuchtung aller Konfliktschauplätze zur gefühlt gleichen Zeit fand ich faszinierend. Zumal die Schauplätze (wie eben beim Theater) eingeschränkt sind. Die Story findet also in Dialogen und Gesten statt, in Gesagtem und schweigend, in Konflikten jederzeit und zwischen jedem. Nein, ein Team werden diese Herrschaften sicherlich nie, denkt nicht nur Psychologin Rachel.
Subtile britische Komödie – auf die Ohren
Der Schauplatz beschränkt sich also auf das alte Anwesen in den Highlands sowie die angrenzenden Wiesen und der Wald. Der Personenkreis innerhalb dieses Areals ist bekannt: Lord und Lady McIntosh und die Pfauen, Aileen und Ryszard als Hauspersonal mit Tieren, die Bänker: Liz mit Hund, Jim, Andrew, Bernard, David sowie Rachel und Helen als Personal. Mit viel Feingefühl erschafft Isabel Bogdan aus eben diesen Zutaten eine Konstellation, die sich unmöglich als Team eignet. Sie definiert ihre Stereotypen: Der glückliche Entspannte, der entscheidungsmeidende Nörgler, der unsichere Skeptiker, der Stille. Dazu eine verzweifelte Psychologin, eine Köchin auf Abwegen.
Die Rolle dessen, der fasziniert zuschaut und stimmtechnisch jederzeit mahnend den Kopf schüttelt, übernahm im Rahmen meines Hörbuchs Christoph Maria Herbst, der seine Sprecherrolle so großartig er- und ausfüllt, dass ich ihm glatt seine Auftritte im Fernsehn verzeihen mag. Für mich hat er seine wahre Bestimmung als Sprecher gefunden, und sich langsam an Oliver Rohrbeck vorbei an meine Nr. 1-Position empört. Denn das ist wohl die richtige Wortwahl: Eine empörend-komische Verwicklungskomödie mit viel Feingespür und liebevoll überzeichneten Figuren. Denn das perfekte Team sind Bogdan und Herbst, ohne Zweifel.
Empfehlenswert? Ein klares Jein!
Ja, auf jeden Fall. Aber leider nicht für jeden. Das Problem bei Romanen mit britischem Humor von deutschen Autoren, die auf Plattformen mit vielen Lesergruppen wie Lovelybooks beworben werden, ist: Viele verstehens einfach nicht. Oder rechnen nicht mit so britischem Blut in einer deutschen Neuerscheinung – und langweilen sich zu Tode.
Wenn DU aber mit vielerlei Humor klar kommst, über verzwickte Situationen genauso lachen kannst wie über urkomische Dialoge, in denen der Witz eben darin besteht, was nicht gesagt wird, und mit du mit viel Feingespür an britische Romane gehen kannst, dann wirst du fasziniert sein, wieviel Troubel ein einzelner Pfau auf einem kleinen Hof in den Highlands auslösen kann. Und falls deine innere Lesestimme nicht im Tonfall eines not-amused-en aber vornehmen Briten redet, dann probier das Hörbuch mit Christoph Maria Herbst. Zum Schießen – oder.. besser nicht!
Ps. Über „den Pfau“ stolperte ich anhand des Autorennamens: Wo hatte ich ihn gelesen? Very Britisch soll das Buch sein, verspricht der Klappentext. Da fiels mir ein: Isabel Bogdan arbeitet als Übersetzerin englischer Literatur, u.a. übersetzte sie einige Romane von Jasper Fforde, die sich in meinem Bücherregal tummeln.
und auch überall anders =)
Britisch Komödie
Argon Hörbuch
18.02.2016
ungekürztes Hörbuch
5 Std 16 Min
Ein charmant-heruntergekommener Landsitz in den schottischen Highlands, eine Gruppe Banker beim Teambuilding, eine schwungvolle Haushälterin mit gebrochenem Arm, Lord und Lady McIntosh, die das alles unter einen Hut bringen müssen, dazu jede Menge Tiere - und am Ende weiß keiner, was eigentlich passiert ist.
Isabel Bogdan erzählt in ihrem ersten Roman pointenreich und überraschend von einem Wochenende, das ganz anders verläuft als geplant: Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung wollen in der ländlichen Abgeschiedenheit ihre Zusammenarbeit verbessern, werden aber durch das spartanische Ambiente und einen verrückt gewordenen Pfau aus dem Konzept gebracht. Lord McIntosh stoppt den Problem-Pfau auf rustikale Weise - und das führt zu urkomischen Verwicklungen.