In der Tiefe Michael Grumley Breakthrough 2 Heyne Science Thriller

In der Tiefe von Michael Grumley (Breakthrough 2)

In der Tiefe Michael Grumley Breakthrough 2 Heyne Science Thriller[Rezension] Michael Grumley: In der Tiefe – Breakthrough 2 – Science Thriller

In der Tiefe von Michael Grumley ist der zweite Band der Breakthrough-Trilogie, einer actionreichen Science-Thriller-Reihe mit einigen verrückten Ideen. So erfand das Forscherteam rund um Alison Shaw eine Möglichkeit mit Delfinen zu kommunizieren – nicht nur „grob“, sondern Satz für Satz – , was ein reges Interesse des Militärs auf sich und manch komische Situation nach sich zog. Nun hoffe ich, dass der zweite Band sich in Sachen Ideenreichtum nicht zurückhält.

Ich empfehle Dir mit Band 1: Breakthrough [Rezi] in die Reihe starten.

Nach dem Breakthrough: Mehr Delfine, Kriegsschiffe & Explosions

Einiges hat sich geändert seit dem großen Durchbruch. Meeresbiologin Alison und ihre Crew zog es in den Süden. In einer neuen Forschungsstation in Puerto Rico (mit direktem Anschluss ans Meer) arbeitet das Team noch immer an ISIS, dem Inter-Species-Interpretation-System, das dank neuer Hardware von IBM nun über ein Vielfaches an Rechenkapazität verfügt. Den Forschern bieten sich so neue Möglichkeiten: Ihre Forschung beschränkt sich nicht mehr nur auf die Kommunikation mit Delfinen. In der angeschlossenen Biosphäre von einem halben Hektar afrikanischen Dschungels betreut Neuzugang DeeAnn Draper eine Gorilla-Dame namens Dulce. Doch die Kommunikation mit neuen Arten stellt sich als schwierig heraus. Als DeeAnn erfährt, dass ihr ehemaliger Mentor spurlos verschwunden ist und der einzige Zeuge ausgerechnet sein Kapuzineräffchen Dexter sein soll, zögert sie nicht: Mit Dulce und ISIS begibt sie sich auf Spurensuche nach Brasilien, um den Zeugen zu befragen.

Die Ermittler Clay und Cesare aus der Abteilung „Elektronik und Signaltechnik“ sind erneut im Auftrag der amerikanischen Regierung unterwegs. Ihr neuer Fall führt sie nach Brasilien, wo ein russisches U-Boot gefunden wurde. Das Auftauchen des alten Modells wirft einige Fragen auf, vor allem: Wieso gelingt es nicht, Kontakt mit der Mannschaft aufzunehmen? Vor Ort sehen sie: Das russische U-Boot ist die Forel, der einzige Prototyp der russischen Beluga-Klasse mit dieselelektrischem Antrieb, das 1997 spurlos verschwand. Doch ehe die Ermittlungen beginnen, wirft man die Amerikaner schon wieder von Bord. Mit etlichen Fragen im Gepäck brauchen die Ermittler einen neuen Plan: Welchen Kurs schlug das U-Boot vor seiner Entdeckung ein? Welche Rolle spielt das chinesische Kriegsschiff, dass im nahegelegenen Guyana seit Monaten ankert? Geheimnisse gibt es hier en Masse. Doch wem sollten Clay & Cesare als erstes auf die Füße treten?

In der Tiefe der Klischeekiste

In der Tiefe schließt an zeitnah an Breakthrough an, fühlt sich aber etwas anders an. Wie zuvor gibt es zwei Handlungsstränge: Wissenschaftlerin Alison und ihr Team forschen noch immer an ISIS und erproben die Grenzen des Systems in diversen Einsätzen. Das „Duo für alle Felle“ Clay & Cesare haben sich in ihre Rolle als tierliebe Actionhelden eingelebt und zeigen sich sogar noch draufgängerischer als zuvor. Das Militär währenddessen hat einen Teil seiner Dummheit abgelegt und befragt nun Experten statt Quacksalbern, was eine schöne Abwechslung zum Militärjargon bietet. Insgesamt liest sich der Roman etwas runder als Band 1, obwohl alte Problemchen teils weiter bestehen.

So kann ich noch immer die IT-Jungs aus Alisons Team kaum unterscheiden; für mich sind sie untereinander vollkommen austauschbar. In Sachen hollywoodreifer Action greift Michael Grumley sogar so tief in die Klischeekiste, dass es sich um eine richtig gute Persiflage handeln könnte. – Hier braucht man auf Realitätsnähe gar nicht mehr zu hoffen. Aber das tut der Lesefreude keinen Abbruch und ich habe den Run der Helden gegen Ende arg gefeiert.

Doch im Roman verbirgt sich neben seichter Unterhaltung auch eine clever gemachte Schreibstrategie & manch tiefe Stelle:

Perfekte Unterhaltung in Werbepausen & für unterwegs

In der Tiefe bemüht sich, seine dicken 500 Seiten zu kaschieren. Die knackig kurzen Kapitel in einem sonnigen Szenario lesen sich jederzeit unterhaltsam. Durch die Story ziehen wohl dosierte Cliffhanger. Wie bereits im letzten Band wird viel telefoniert und durch Südamerika gejettet. Obwohl ich am Wochenende nur „kurz ins Buch schauen“ wollte, schaffte ich satte 225 Seiten. Diese las ich größtenteils „nebenbei“, die geradlinige Story macht jeden Wiedereinstieg unkompliziert, und sei es nur für ein fünfseitiges Kapitelchen zwischen zwei Haltestellen. So muss das sein!

„Warte, das soll alles sein? Das war in der Kiste?“
Clay nickte, ohne ein Wort zu sagen.
Cesare schüttelte ungläubig den Kopf. „Die wollen uns wohl verarschen.“
(Cliffhanger-Beispiel, S. 198)

Die Wahrheit über abgedrehte Forschung: Es gibt sie!

Neu im Team ist die ältere Gorilla-Expertin DeeAnn Draper. Sie wird als Wissenschaftlerin vorgestellt, die in den letzten Jahren nahe San Francisco mit der Gorilla-Dame Koko gearbeitet hat. Koko erreichte in den 1990ern Weltruhm, weil sie die Zeichensprache erlernt hatte. So unglaublich es klingt, die Story ist „true“ und ich habe euch hier mal einige Infos rausgesucht (in Englisch). Wenn ihr mich gefragt hättet, was wahrscheinlicher ist: dass ein Gorilla Zeichensprache lernt oder dass Forscher eine Übersetzungssoftware (Ton- und Gestenanalyse mit KI-Unterstützung) für grobe Kommunikation mit Delfinen entwickeln, – dann hätte ich stark daneben gelegen.

Im weiteren Verlauf der Story werden immer wieder Forscher & Entdeckungen der Wissenschaft aus verschiedenen Gebieten erwähnt. Da es mich fasziniert, dem auf den Grund zu gehen, habe ich einiges nachgeschlagen. So gibt es sowohl den erwähnten Forscher Marc Delafontain (S. 154), Professor für Mineralogie und organische Chemie im 19. Jahrhundert, der mit seiner Forschung zu „Seltenen Erden“ einige Wellen schlug, als auch Leonard Hayflick, der Namensgeber der Hayflick-Grenze, wirklich. Im Roman wird das – und weitere, hauptsächlich biologische – Vorgänge wunderbar einfach und anschaulich durch Wissenschaftler erklärt: Was ist Karyologie? Wo ist der Unterschied zw. Seetang & -gras? Was sind Telomere, was HeLa-Zellen und wieso beschäftigt sich aktuelle Forschung damit?

Fazit: Science + Action = Pageturner!

In der Tiefe ist ein 500-seitiges, absolut kurzweiliges Abenteuer für zwischendurch. Dabei richtet es sich an eine breite Zielgruppe: Obwohl ich kein Fan von Hollywoodkino & 1990er-Jahre-Actionhelden bin, sprach mich die Kombination aus leichter & seichter Unterhaltung mit kurzen Ausflügen in die Wissenschaft an. Dabei greift der Autor tief in die Klischeekiste, was mutig aber jederzeit unterhaltsam war.

Das Thema „Interspecies Communication“ ist spannend und der Roman bietet eine Menge Hinweise auf bisherige Forschung, ohne je ins Detail zu gehen. Alle Infos verstecken sich subtil in einem auf Action ausgelegten Militär-Thriller. Wer googlen mag, wird fündig; wer nicht, kommt dennoch auf seine Kosten.

Ich freue mich jedenfalls auf das Finale der Trilogie. Band 3: Am Abgrund erscheint im September 2018.

[Vielen Dank an den Heyne-Verlag für dieses Rezi-Exemplar.]


[Übersicht] Michael Grumpley: Breakthrough

1. Breakthrough [Rezi]
2. In der Tiefe
3. Am Abgrund (ab Sept. 18)

In der Tiefe Book Cover In der Tiefe
Breakthrough 2
Michael Grumley
Science Thriller
Heyne
12.02.2018
Taschenbuch
496

Die Meeresbiologin Alison Shaw hat mit ihrem Team einen unglaublichen wissenschaftlichen Durchbruch erzielt: Tiere mit menschlicher Intelligenz sind kein Märchen mehr. Sie will weiterforschen, doch dann taucht in Südamerika ein lange verschollen geglaubtes russisches U-Boot auf. Welches Geheimnis hat es vom Meeresgrund geborgen? Die Navy schickt ihre Sonderermittler John Clay und Steve Cesare, um Licht ins Dunkel zu bringen. Schon bald stoßen die beiden auf erste Ungereimtheiten, die sie nur mit Alisons Hilfe lösen können. Eine atemberaubende Jagd quer über den Globus beginnt.