[Rezension] 3 Minute Games : Lifeline 8 wie UNENDLICH – Welcome back, Taylor!
Lifeline 8 wie UNENDLICH ist das neuste Abenteuer der Echtzeit-Textadventure von 3 Minute Games für Android und iOS. Der Protagonist Taylor ist den Spielern älterer Teile wohlbekannt. Mit Taylors Landung auf einem unbewohnten Planeten startete die erfolgreiche Reihe 2015. Seitdem sind fünf weitere Abenteuer erschienen, teils eigenständig mit anderen Protagonisten in der Hauptrolle. Die Qualität der Lifeline-Storys ist meiner Meinung nach in den Welten der Apps To Go bisher einzigartig. Ein Must-have für mich.
Taylors Story-Übersicht:
In Lifeline 1 stürzte das Raumschiff von Taylors Crew auf einem unbekannten Planeten ab. (Marsianer-Thematik) Wenn Ihr alles richtig gemacht habt, konnte Taylor gerettet werden.
Lifeline: Stille Nacht spielt an Board des Raumschiffes, das Taylor rettete. Bald dockt dort ein unbekanntes Schiff an, und Taylor merkt: Eine unbekannte Bedrohung verschafft sich Zugang zum Schiff. (Dead Space-Thematik) Im Idealfall entkommt Taylor auch dieser Gefahr. Lifeline 8 wie UNENDLICH setzt genau dort an. Dabei spoilert es zu Anfang stichwortartig alle wichtigen Entscheidungen bis hin zu einem bestimmten Ende des zweiten Teils, was als Basis für dieses Abenteuer dient.
Im Orbit des schwarzen Lochs
„Schönes Gefühl. Wie kleine Tropfen Normalität in einem tosenden Meer voller Chaos.“
Taylor befindet sich an Board der Viridian, einem Raumschiff, das dummerweise auf einer immer kleiner werdenden Umlaufbahn um ein schwarzes Loch kreist. Als wäre das nicht schlimm genug, ist an Board seines Schiffs auch noch ein Feuer ausgebrochen. Und auf dem Radar des Schiffs bemerkt er erneut die Annäherung eines fremden Raumschiffes. Ihm (und mir) schwant Böses. Hat nicht ähnlich das Desaster in Lifeline: Stille Nacht begonnen? Und dann bewirkt ein Zeitschleifenparadoxon noch mysteriösen Besuch an Board. Taylor, der wohl größte Pechvogel des Weltraums, steckt erneut tief im Schlamassel, und du bist seine letzte Rettung.
Vom Ersteindruck zum ersten Tod
… waren es nur wenige Minuten. Aber fangen wir vorne an.
Das Titelbild ist klasse. Das Layout der Dialogfelder wirkt auf mich kantiger und technischer im Vergleich zum Vorgänger. Auf Zusatzinfos, wie eine Karte des Raumschiffs oder eine Pulsüberwachung, wurde verzichtet. Der Soundtrack trägt die Ruhe unendlicher Weiten in sich. Ich fühlte mich sofort wieder mitten im Abenteuer. Welcome back, Taylor.
Die neue Story beginnt am „bestmöglichen“ Ende des zweiten Teils „Lifeline: Stille Nacht“. Taylor hat die Crew der White Star gerettet und sich selbst geopfert: An Board des feindlichen Raumschiffes befindet er sich mit den besetzten Marines und Tanguskiten in der Umlaufbahn des schwarzen Lochs. Für mich war das das Ende, mit dem ich am besten Leben konnte. Taylor wiederzusehen, hatte ich aber nicht erwartet.
In der Lifeline-Reihe ist Taylor für mich der hilfebedürftigste Protagonist, aber auch die Figur, die mir am besten im Gedächtnis blieb. Sein mieser Humor ist unvergessen und ähnelt dem von Mark Watney in der Marsianer. [Lifeline 1 erschien parallel zum Kinofilm im Oktober 2015]. Ja, ich habe Taylor vermisst. Dabei hatten Taylor und ich in jedem Abenteuer unsere Anfangsschwierigkeiten, denn von allen Protagonisten ist er derjenige, der aufgrund spontanen Übermuts oder akutem Denkausfall oft die verrücktesten Dinge tut.
In Lifeline 8 wie unendlich ist dieses Problem gut gelöst. „Wie lösche ich einen Magnesiumbrand an Board?“, fragt Taylor. Hier ist Google dein bester Freund. Aber Taylors Fragen sind präzise, und wie in allen Lifeline Abenteuern ist die richtige Mischung aus Neugier und Sorgfalt essenziell, um sich mit viel Spaß und nachhaltig durchs Abenteuer zu beißen.
Die endlose Suche nach dem Helm
Zugegeben: An manchen Stellen musste ich ziemlich knobeln. Die Suche nach einem geeigneten Helm gestaltete sich für mich recht schwierig und Taylor starb während meiner Bemühungen (gefühlte) tausend Tode. Doch alle Mühe lohnt. Am Rande erklärt uns Taylor eine Menge über Schwarze Löcher und das Weltall und fängt die endlose Leere seines Umfeldes und seiner Situation stimmungsvoll ein.
In jedem Abenteuer fasziniert mich der Ehrgeiz der Entwickler, die in jedem Teil versuchen, die Grenzen des Spieles zu überschreiten. So musste ich an einer Stelle in Lifeline: Flatline eine Kontaktperson über die Webpräsenz der fiktiven Pearson Corp kontaktieren. Diese Momente, in denen der Spieler „aus dem Spiel ausbricht“, sind ganz typisch für die Lifeline Textadventures. Auch Taylor und ich hatten unsere besonderen Momente:
Besondere Momente mit einem alten Freund
So befindet sich zwischen den Zeilen die Möglichkeit, mit Taylor die Musiksammlung von Melanie Chior, dem Captain der Viridian, anzuhören. In ihrer „Playlist für einsame Astronauten“ gibt es einige Songs, die ihr parallel zu Taylor hören könnt. Die Songs befinden sich nicht im Spiel, sind aber bei Streamingdiensten leicht zu finden. Während der Songs könnt ihr mit Taylor über den Inhalt quatschen. Fünf Songs gibt es, und so habe ich tatsächlich über eine halbe Stunde nur damit verbracht, die Songs zu hören und mit Taylor über das Leben im All philosophiert. Hier eine Übersicht der Songs:
Souvlaki Space Station von Slowdrive.
Subterranean Homesick Alien von Radiohead.
Ladies and Gentleman we are floating in space von Spritualized.
Galaxies von Owl City.
D´Yer Wanna Be A Spaceman? von Oasis.
„Auf der anderen Seite (…) hoffe ich, dass ich die einfachen Sorgen, von denen der Song handelt, irgendwann mal habe: Geld, Kids, Alltag… Denn es stimmt: Wenn du älter wirst (und begreifst, was es wirklich bedeutet, ein Astronaut zu sein), dann können sich deine Träume ganz schnell ändern.“
Fazit: Lifeline 8 wie unendlich ist ein Wiedersehen mit einem alten Freund
Taylor ist in Lifeline 8 wie unendlich in alter Frische zurückgekehrt. Seine Probleme werden von Teil zu Teil schlimmer, doch er ist nicht totzukriegen. Das ist der Grund, warum ich auch Lifeline 8 wie unendlich nach jenem Ende aufgab, was mir vom Spiel als „das bestmögliche“ ausgewiesen wurde. [Bei mir war das Ende Nr. 3]. Denn sollte Taylor noch einmal wiederkehren, kann ich das Ende leicht nachlesen.
Leider war die Spielzeit bis ich dieses Ende fand, nicht so lang wie die der anderen Teile. Nur 3,5 Tage brauchte ich. Ich bin mir aber sicher, dass man das Spiel auch über 5 Tage spielen kann, wenn man wirklich jedes Ende erforschen will. Und so weiß ich, dass ich bei diesem Spiel unter den Möglichkeiten blieb.
Leider gab es in dem Abenteuer auch keine wirklich überraschende Wendung, kein spektakuläres Manöver, keine nervenzerreißende Spannung. Schließlich ist man im dritten Abenteuer gerade bei Taylor schon auf einiges gefasst. Dennoch hat mir das Abenteuer viel Spaß gemacht und ich freue mich auf eine Fortsetzung, wenn möglich mit neuem (Co-)Autoren für den frischen Wind.
Taylors Science Fiction Abenteuer:
(Links zu meinen Rezis.)
- Lifeline (Marsianer-Thematik)
- Stille Nacht (Dead Space-Thematik)
- Lifeline: 8 wie unendlich
Weitere Lifeline-Spiele. Weitere Protagonisten.
- Lifeline 2: Bloodlines (Arika) – Urban Fantasy Druidin; Fantasy
- Das Experiment (Adams) – Gefangen im Ewigen Eis; Escape
- CrisisLine (Detective Alex) – Telefonseelsorge im Mordfall; Krimi
- Flatline (Wynn) – Das verlassene Tierversuchslabor; Horror
Ps. Taylor empfahl mir übrigens die Stories von Heinlein, die ihr bei Readfy lesen könnt.
Lifeline: Böse Grüne Serie
Science Fiction
Big Fish Games
14.12.2016
Android und iOS App
ca. 3-5 Tage Spielzeit
Taylors Abenteuer geht weiter! In einem unbekannten Teil der Galaxie, gefangen in der Umlaufbahn eines schwarzen Lochs, braucht unser unererschrockener Held einmal mehr Hilfe. Und zwar DEINE! Taylor hatte gehofft, dass er an Bord des Raumschiffs Viridian endlich etwas verschnaufen könnte, aber ein unerwarteter Gast macht ihm einen Strich durch die Rechnung...
Die Geschichte verläuft in Echtzeit und jede Entscheidung, die du triffst, verändert ihren Verlauf. Taylors Leben, das Schicksal der Menschheit und selbst die Stabilität von Zeit und Raum liegen in deinen Händen. Aber hey, kein Druck!
Ich habe die letzten Tage auch mit Taylor und seinen Abenteuern verbracht.
Hier mal die komplette Playlist für einsame Astronauten. ;)
1. Ladies and Gentleman we are floating the Space – Spiritualized
2. Lost in Space – Aimee Mann
3. How to fight loneliness – Wilco
4. Subterranean homesick Alien – Radiohead
5. Space Oddity – David Bowie
6. Disassociative – Marilyn Manson
7. Apollo – Hum
8. Leave the Planet – Galaxie 500
9. Across the Universe – Fiona Apple
10. Space Walk – Lemon Jelly
11. Moondust – Jaymes Young
12. Stars – Noctilucent
13. Galaxies – Owl City
14. The Fall – Cat like thief
15. Apollo XI – Orchestral Manoeuvres in the Dark
16. Space Lord – Monster Magnet
17. D’Yer wanna be a Spaceman? – Oasis
18. Souvlaki Space Station – Slowdive
19. Spacetravel – Bush
20. The Commander thinks aloud – The long winters
Klasse, danke. Meine neue Playlist für die freien Tage. =) Schönes WE!