Über Blinkist – Sachbücher in Kurzform und Audio

img_2727Über Blinkist – Sachbücher to go

Wie ihr wisst, bin ich ständig auf der Suche nach leichtem Zugang zu tiefgreifendem Wissen. Ob Wissenschaftskabarett, Podcast-Spaziergänge durchs Universum oder wissenschaftlich gehaltene, doch gut erklärte Science Fiction. Nun bin ich über die App Blinkist gestolpert. 

Was ist Blinkist? 

Die App Blinkist presst die Kernaussagen von Sachbüchern in knackige Artikel von rund 15 Minuten Lesezeit, genannt blinks. Zur Zeit wirbt die App mit einer Bibliothek von rund 1500 Sachbuch-Bestsellern. Die App wird im Store gratis angeboten. Jedoch benötigt man ein Abo, um sie umfassend nutzen zu können.

Die Abomodelle: Gratis, Plus und Premium

Die Gratis-App bietet nach kostenloser Registrierung das Lesen eines vorausgewählten Sachbuchs pro Tag auf Englisch oder Deutsch. Die kleinste Mitgliedschaft „Plus“ kostet 49,99 € pro Jahr, aber alle Abos sind auch für 1-3 Monate buchbar. Die Plus-Mitgliedschaft gewährt Zugriff auf alle 1500 Bücher, die man online oder offline lesen kann. Das Rundum-Sorglos-Paket, die Premium-Mitgliedschaft, gibt es für 79,99 € pro Jahr. Sie ermöglicht neben dem Zugriff auf 1500 Bücher inkl. Offline-Verfügbarkeit auch das Anhören von Audio-Books. Außerdem sind die Bücher über das Premium-Abo auch über Kindle lesbar, und Notizen in Evernote exportierbar.

Die Themengebiete

Die angebotenen Kategorien sind gut gefüllt, für jeden Geschmack ist hier etwas dabei. Mich interessieren vor allem die Naturwissenschaften, was nicht bedeutet, dass ich mich darauf beschränke. Doch die Startseite von Blinkist wirbt meist mit Produktivität & Zeitmanagement, Health, dazu viel Unternehmertum, Marketing & Wirtschaft. Ich glaube, das ist auch die Zielgruppe der App: Freelancer und FAZ-Leser, die sich (ganz nebenbei) weiterbilden wollen. Ich bekam schnell das Gefühl, der Zielgruppe nicht anzugehören, wühlte mich aber weiter durch die Sachbuchsparte meiner Wahl.

img_2725Meine Erfahrung: Was soll ich lesen? 

Allein die Naturwissenschaften zu finden, ist in der App nicht leicht. Die Bücher sind sortiert in Kategorien und Leselisten. Meine eigene Bibliothek umfasst die Bücher, die ich über das „+“-Icon hinzufüge. Trotz Angabe meiner Lieblingskategorie macht die Sortierung des Startbildschirms einen konfusen Eindruck auf mich. Hier wimmelt es von Büchern, die mich nicht interessieren, bunt gemischt in Englisch und Deutsch. Und das, obwohl ich in den Optionen nur deutsche Bücher ausgewählt habe.

In meiner naturwissenschaftlichen Ecke treffe ich auf bekannte Namen und tatsächlich Bestseller, die bereits auf meiner Liste standen, u.a. Bill Brysons Sachbücher und die aktuellen Spiegel-Bestseller-Sachbücher „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben. Zudem: Stephen Hawking, Randall Munroe („What if?“), Carl Sagan („Unser Kosmos“) etc. Das sind wirklich große Namen, und ich war positiv überrascht.

Beim Anklicken der Bücher gibt es zunächst eine Kurzübersicht: Worum geht es? Wer sollte dieses Buch lesen? Wer hat dieses Buch geschrieben? Am Ende des Buches eine Zusammenfassung und Tipps zur weiterführenden Literatur.

Drei Bücher zum Ersteindruck

1. Physik – mein Interessengebiet

Ich begann mit der Lektüre von Michio Kakus „Die Physik des Unmöglichen“, was mir nicht bekannt vorkam. Wie ich feststellte, kannte ich den Inhalt bereits aus mehreren Dokus. Mit dem Unterschied, dass es in den Dokus weit ausführlicher und anschaulicher erklärt war. Ich merkte schnell, dass der Text sehr trocken und für mich nicht leicht zu behalten. Während die Doku mich faszinierte, ließ meine Konzentration beim Buch nach wenigen Minuten stark nach. Denn die vollständigen Inhaltsangaben sind farblos, ohne jede persönliche Handschrift und erinnern eher an einen drögen Zeitungsartikel.

2. Botanik – eine neue Welt

Weiter ging es mit „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben. Vor allem wollte ich wissen, warum dieses Buch es so weit in die „Sachbuch-Charts“ geschafft hat. Nach der Lektüre kam die Ernüchterung: Ich weiß es noch immer nicht. Unterhaltsam war es auf eine Weise, die wohl kein Autor gutheißen mag. Die Behauptung, die Bäume des Autors verfügten über verschiedene Charaktereigenschaften wie mutig oder vorsichtig, ohne für mich nachvollziehbare Erläuterung, brachte mich zum Schmunzeln. Ich kann mir vorstellen, dass Peter Wohlleben seine Thesen im Buch gut begründet. Die Zusammenfassung zitiert hier nur die Thesen des Autors mit einem schnellen Beispiel, was meiner Meinung nach hätte weit mehr erläutert werden müssen. Als kurzer blink liest sich das „Sachbuch“ mehr als abenteuerlich und ungewollt komisch. Soso, Bäume können mutig sein, können Insekten schmecken und wurzelinterne E-Mails senden, ja? Mich würd interessieren, was die Botaniker dazu sagen. Vor allem aber, WIE sie es schreiben würden.

3. Humor – vertraute Lektüre

Zuletzt habe ich mir die Zusammenfassung von Randall Munroes „What if?“ geschnappt. Dieses Buch habe ich bereits gelesen und fand es wirklich klasse. Munroes „What if?“ umfasst unzählige „Was wäre wenn..?“-Fragen zum Thema Wissenschaft, die der Autor beantwortet bis zur Absurdität weiterführt. Aus diesem Sammelsurium wurden für die Blinks nur wenige Fälle ausgewählt, die die Stimmung im Buch gut wiedergeben. Dennoch las es sich für mich wie eine Leseprobe. Denn Kernaussagen gibt es hier nicht.

Premium: Die Audio-Option

Im derzeitigen Angebot an Audiobüchern musste ich tatsächlich suchen, bis ich ein Buch fand, was mich interessierte. Schwerpunkt ist auch in dieser Abteilung Persönlichkeitsentwicklung & Health. Dazwischen fand ich einen weiteren Band von Michio Kaku „Die Physik der Zukunft – Unser Leben in 100 Jahren“. Die Audioversion ist in 15 Blinks zu je 1-2 Minuten eingeteilt, die je ein Unterthema behandeln. So findet man sich gut zurecht. Leider war die Sprecherstimme sehr monoton. Dennoch: Die Idee der Blinks zum Hören sind klasse für unterwegs. Die knackigen Infos sind in kleinen Happen abrufbar und jederzeit pausierbar, ohne dass man den Anschluss verliert.

Fazit: Fehlende Langzeitmotivation

Nach zwei Wochen merkte ich, dass mir die Motivation fehlte, noch jeden Tag in die Blinkist-App zu schauen. Mir fehlte die Faszination der Wissenschaft. Faszination entsteht, wenn man rätselhafte Phänomene gefühlt Schritt für Schritt mitentschlüsselt. Die schnöde Antwort plump auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, ohne Herkunftsangabe oder auch nur die Chance, selbst die richtigen Fragen zu stellen, nervt nur. Blinkist ist ein super Zeitungsersatz für die Morgenroutine, keinesfalls aber Ersatz für die Lektüre von Sachliteratur.

+ Wer sich einen Überblick über die neusten Publikationen verschaffen will, und neue Thesen seines eigenen Fachgebiets verfolgen will, der ist bei Blinkist mit Sicherheit gut ausgehoben.

– Wer neue Welten in unbekannten Fachgebieten entdecken will, dem rate ich von Blinkist ab. Denn 15 Minuten reichen einfach nicht aus, um Thesen zu begründen und Hintergrundinfos zu liefern. Für mich ist Blinkist auf Dauer leider nichts.


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Blinkist ist als App für Android und iOS erhältlich.