Kälte von Michael Northrop

Michael Northrops „Kälte“ spielt leider weit, weit unter seinen Möglichkeiten

Kälte…

“Wir waren zu siebt, die letzten sieben Schüler, die darauf warteten, von der Tattawa Regional High School abgeholt zu werden. Klingt ganz normal, aber es war kein normaler Tag, sondern ein Tag, an dem das Schicksal exakt ins Schwarze traf. Ein Tag, an dem sich alles zueinanderfügte – wer zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort war, war automatisch Teil von etwas Großem. Deshalb würde uns niemand abholen. Nicht heute, und vielleicht überhaupt nicht.” – Der Anfang

Sieben Schüler eingeschneit in der High School

Ein Schneesturm bricht über Neuengland hinein. Es ist nicht „irgendein“ Schneesturm, sondern ein gefürchteter Nor´easter, der neben Schnee aus eisige Kälte, Eisregen und Sturmböen ins Land trägt. Doch der Tag beginnt für Weems und seine Freunde wie ein ganz normaler Schultag. Schon während des Unterrichts beginnt es zu schneien, und nach wenigen Stunden gibt es Kältefrei. Während die Schüler der Tattawa High sich auf den Heimweg machen, bleibt Weems mit seinen besten Freunden in der Schule: Im Werkraum möchten sie Jasons Kart namens Flammenwerfer fertig stellen. Und was soll schon passieren?

Zuerst fielen die Handys aus, denn aufgrund der Schneesturmwarnung waren die Netze überlastet. Später fiel der Empfang komplett aus. Als der Schneesturm loslegt, treffen sich sieben Schüler im Eingang. Und sie ahnen, dass man sie heute vielleicht nicht abholen würde. Während der Schneesturm weiter tobt und innerhalb von kürzester Zeit alle Fixpunkte und die wenigen Häuser in der Umgebung vollständig unter sich begräbt, sind die Kids auf sich gestellt. Sie sind in der Schule gefangen. Jetzt geht es ums Überleben.

Einfach mal kalt duschen

“Im Flur vor der Sporthalle hatte sich ein kleiner Kreis aus Leuten versammelt: vier Schüler und ein Lehrer, die vor der Doppeltür standen, als würden sie gleich zu einer Exkursion aufbrechen. Als wir drei dazukamen, waren wir zu acht, und mehr sollten es nicht mehr werden. Von jetzt an wurden es nur noch weniger.” – Anfang Kap. 6

Ich-Perspektive ist Scotty Weems: Sportler, Zehntklässler, der die Geschichte rückblickend erzählt. Spannung wird sofort durch die Ankündigung großer Verluste erzeugt. Da Scotty aber scheinbar quicklebendig plaudert, sind alle folgenden „Feuerproben“ für ihn sinnfrei. Er wird´s schon überleben.

Die Charaktere des Schulabenteuers ist die „perfekte“ Mischung jedes High-School-Abenteuers: Zum Sportler Weems gesellt sich Militär-Boy Jason und Normalo Pete. Die Mädchen sind die Schulschönheit Krista und ihre beste Freundin Julie. Dummerweise sind auch Schul-Rowdy Les und Möchtegern-Goth-Freak Eliah noch nachmittags in der Schule. Eine taugliche Charakterentwicklung findet nur bei einem von sieben Schülern statt. Der Rest kichert verlegen und versteckt seine Pickel unter dicken Schals, und hofft, aus der Schule zu sein, bevor ihr Hormoncocktail explodiert.

Spannung auf dem Nullpunkt

Ja, natürlich wollte ich wissen, wie es ausgeht. Da es sich bei dem Buch definitiv um ein Kinderbuch handelt, war mir schon klar, dass es Verluste geben würde, aber sich mit Sicherheit niemand anknabbert. Nungut. Das erste Problem dieses Konfliktstoffs ist, dass die Spannung durch die luxuriöse Ausstattung der Schule ziemlich verpufft. Nach kurzer Inventur stellen die Kids fest: Ja, der Strom ist ausgefallen, aber es gibt eine Notbeleuchtung. In der Kantine befindet sich ein Wochenvorrat Nahrung für die gesamte Schule. Der Werkraum ist voller Werkzeug. Und da es sich um eine amerikanische Ganztagsschule mit Nachmittags-AGs handelt, befinden sich auf dem Flur auch etliche Spinde mit allem Kram, der gelangweilte Teenager über den Tag bringt.

Und jetzt die schlechte Nachricht: NIEMAND kommt auf die Idee, die Spinde zu knacken. Stattdessen haben die Kids ständig Angst, die Batterien vom Radio könnten versagen. (Weil es natürlich in der Schule keine weiteren gibt.) Fehlendes Licht im Erdgeschoss, okay. Aber da könnte man mit so viel Zeit mit Sicherheit etwas regeln. Unterm Strich sah Scotty ständig überall Probleme, die ich nicht verstand. Wieso schlafen die Kids auf dem eiskalten Fliesenboden? Gibt es wirklich nirgendwo im Gebäude etwas, was man als Decke verwenden könnte? Diese Kids haben mehr Angst vor einem Eintrag ins Klassenbuch als vor dem Tod. Die Kids verstehen einfach nichts vom Looten!

Eingeschneit in der Schule: Das perfekte Szenario, aber dann…

“Wir waren fünfzehn. Wir hielten uns für unverwundbar und bisher hatte uns noch niemand das Gegenteil bewiesen.” – S. 49/537

Die Idee, einen Survival-Roman in einer eingeschneiten Schule spielen zu lassen, fand ich sofort klasse. Allein diese Möglichkeiten! Leider blieb der Roman weit hinter meinen Erwartungen zurück. Die Kids sind passiv und viel zu kindlich. Es geht um Mädchen, Pickel und Kindergarten-Kebbeleien. Darum denke ich, dass Erwachsene an diesem Roman wahrscheinlich eher keine Freude finden würden.

Wenn ihr Romane mit ähnlicher Thematik kennt, die vieles richtig machen, dann schreibt sie mir gerne. Denn „Kälte“ ließ mich sehr enttäuscht zurück.

Fazit: Kälte ist nichts für Erwachsene

In Kälte von Michael Northrop erleben sieben Jugendliche das Schulabenteuer ihres Lebens. Während des größten Schneesturms aller Zeiten sind sie in der Schule eingeschneit, mit Notlicht, Nahrung für 400 Personen und Radioempfang. Es hätte sie schlimmer treffen können.
Leider steckt dieser Roman mitten in der Pubertät. Lange Zeit weiß er nicht, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Und so wirkt dieses Katastrophenszenario reichlich unausgereift und kindlich. Die meisten Probleme unserer Ich-Perspektive habe ich einfach nicht verstanden. Kälte war eine kurzweilige Wintergeschichte ohne Anspruch und mit viel zu viel Anstand für die beschriebene Situation. Eher nichts für Erwachsene und überhaupt nichts für mich.

 


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Es schneit wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Scotty und seine Freunde Pete und Jason gehören zu den letzten sieben Schülern ihrer Highschool, die darauf warten, nach dem Unterricht abgeholt zu werden. Bald jedoch wird klar, dass niemand mehr kommen wird.
Anfangs scheint es noch gar keine so schlechte Sache zu sein, den Abend und schließlich die Nacht in der Schule verbringen zu müssen - immerhin sind die zwei süßen Mädchen Julie und Krista mit von der Partie. Doch als zuerst der Strom ausfällt, dann die Heizung, schließlich die Wasserleitungen einfrieren und der Schnee draußen immer höher steigt und sie in Dunkelheit hüllt, liegen die Nerven blank - und plötzlich geht es ums nackte Überleben. (Klappentext: Amazon)

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