Arcadia von Felix A. Münter

img_2504[Rezension] Felix A. Münter: Arcadia – Ein eiskalter Horrortrip in die Antarktis

Arcadia ist ein Roman aus der Feder des The Rising-Autoren Felix A. Münter. Da mich der Start seiner Dystopie-Reihe begeistert hat, landete auch sein Horror-Thriller auf meiner Leseliste. Kurz vor Halloween, bei Temperaturen um 10 Grad und tagelanger Dunkelheit, kommt mir ein Ausflug in die weiße Hölle der Antarktis gerade recht: Denn dort, habe ich gehört, gibt es Leute, die noch mehr frieren als ich.

Meteoritensuche im Ewigen Eis

„Meteoriten, Steinbrocken aus den weiten des Kosmos, die es irgendwie zu uns auf den blauen Planeten geschafft haben. Bemerkenswerte Dinger, wie Postkarten von Orten, an denen noch nie ein Mensch war und auf absehbare Zeit auch nicht hinkommen wird.“ – Der Anfang

An Board des Eisbrechers Nimrod gen Südpol wird Nigel White von Tag zu Tag übler. Seekrank, den Kopf über der Schüssel, sieht er sein Leben schon an sich vorbeiziehen: Seine Ideale hatte er bereits im Laufe seiner Karriere als Journalist verraten, nun scheint es ihm, er habe auch den letzten Stolz verloren. Trotz allem, sieht er schließlich ein, ist dieser Auftrag wohl nicht das schlimmste, was er je getan hat.

Ist der Ruf erst ruiniert…

Als studierter Spross aus reichem Hause ist sein Auftrag, für sehr viel Schotter, eine wissenschaftliche Expedition pressewirksam zu dokumentieren. Denn die Forschungsexpedition, die er begleitet, ist auf der Suche nach einem Meteoriten, der irgendwo in der Antarktis in einem Blaueisfeld herunterkam. Nigel hat dazu keinen Bezug, schon aber zum Geld. Und so schreckte es ihn auch nicht ab, dass sein Auftraggeber ausgerechnet Milliardär George Henry Bailey ist, Milliardär mit gänzlich ruiniertem Ruf, dem Nigel nun zu neuem Ansehen verhelfen soll. Viel versauen kann man da immerhin nicht.

„Für mich sind Meteoriten nichts anderes als Steine. Wenn mir vor einigen Monaten jemand prophezeiht hätte, dass ich einmal für einen Stein Richtung Südpol reisen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Doch während die Nimrod durch die Wellen des Südatlantiks stampfte, wechselte ich zwischen meiner harten Matratze und der matten Kloschüssel in der Nasszelle hin und her.“ – S.11/317

Moralische Skrupel wegen Baileys zweifelhaft erworbenen Vermögens? Hat Nigel nicht. Er hat schon ganz andere Artikel geschrieben. Irgendwann im Leben eines Journalisten muss man sich entscheiden: Ohne Skrupel leben oder arm verrecken. Darum unterstützt er Bailey nun bei seinem neuen größenwahnsinnigen Unterfangen, teure wissenschaftliche Expeditionen zu finanzieren, um nicht weniger als die Unsterblichkeit durch Nennung in Geschichtsbüchern zu finden. Was ist schon dabei? Welche Gefahren sollten in der Antarktis, eine der lebensfeindlichsten Orte auf diesem Planeten, schon lauern?

Der Auftrag seines Lebens: Arcadia und Basislager

Nigel White weiß: Diese Expedition ist der Auftrag seines Lebens. Doch sie steht unter keinem guten Stern. Und so ahnt Nigel schnell, dass etwas nicht stimmt, als der zweite Eisbrecher vor Ort, die Arcadia, in der Nähe des Basislagers der Ausgrabungsstätte ihre Funksprüche nicht beantwortet.

„Wissen Sie, ich habe Respekt vor Schiffen, gerade vor so großen. Man kommt sich als Mensch einfach so klein und unbedeutend daneben vor, und der Gedanke, dass die Dinger von Menschenhand gebaut sind, bockt in meinem Kopf herum. Es ist schwer zu glauben. Wenn eins dieser Schiffe dann aber auch noch offenbar verlassen ganz in der Nähe treibt und du kein Lebenszeichen entdecken kannst, dann wird dir anders. Schon beim ersten Anblick schoss mir ein Begriff durch den Kopf: Geisterschiff.“ – S. 80/317

Freunde fürs Leben

Freunde fürs Leben wird hier niemand. Ebenfalls von Bailey für die Expedition angeheuert wurden Kapitän Ian McDonnell, Maria Chevez, Spezialistin für Glaziologie (also „Eisforscherin“), und Jyrki, russischer Seebär aus McDonnells Team. Dabei fand ich es sehr schade, dass sich von Anfang an nur auf diese Charaktere festgelegt wurde. An Board der Nimrod sollen dreißig bis vierzig Seemänner und Forscher sein. Leider lernt man sie alle nicht kennen.

„Ich hatte das Bedürfnis der Menschen, etwas über die Vergangenheit erfahren zu wollen, nie ganz verstanden. Wir leben im Hier und Jetzt und ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass die Zusammensetzung von Eis bei irgendwelchen brennenden Fragen der heutigen Wissenschaft helfen konnte. Ist ja nicht so, dass irgendjemand mal im Eis gebohrt und dann das Penicillin erfunden hat, wenn sie verstehen, was ich meine.“ -S. 66/317

Fazit: Ein action-basierter Horrortrip ohne unterschwelliges Grauen

„Ich konnte mir nicht helfen, aber das Grinsen und der Glanz in seinen Augen verliehen ihm diese Note des Psychopathen, von dem man eigentlich besser Abstand nehmen sollte. Aber wissen Sie was? In diesem Moment konnte ich mir keinen besseren Begleiter als Jyrki vorstellen.“ -S. 260/317

Arcadia von Felix A. Münter ist ein wahrer Pageturner. Denn der Schreibstil zieht schnell in seinen Bann: Die unkomplizierte Wortwahl, oft unfein und der ausweglosen Situation angemessen, lässt die Seiten schnell vorbeiziehen. Gespickt mit einer Prise Humor und nicht enden wollender Spannung las ich das Buch in zwei Abenden durch. Dabei gefiel mir besonders gut, dass Nigel den Leser direkt anspricht, während er von seinem Abenteuer berichtet. Ich hatte jederzeit das Gefühl, mittendrin zu sein.

Dennoch ist Arcadia bei Weitem nicht so gut wie The Rising. Das liegt vor allem an den Charakterisierungen seiner Figuren, die keinerlei Graustufen enthalten. So werden die Charaktere klar als gut oder böse definiert, haben keinerlei Skrupel oder zu viele. Was sind Baileys charakterliche Stärken? Was sind Marias Abgründe? Ein tiefer Einblick in die Figuren kam nicht zustande. All dies zu erläutern, dazu reicht die Seitenanzahl nicht aus. Tatsächlich wirkte der Roman für mich mittig abgeschnitten.

Dazu kam, dass ich mir unter dem als „Eiskalter Horrortrip“ angekündigten Roman etwas anderes vorgestellt hatte: Mehr Grusel, mehr Grauen, mehr Horror. Tatsächlich wird das unterschwellige Grauen in vielen Situationen von zu viel Action überlagert: Statt tief zu Zweifeln gibt es oberflächlich und reihum auf die Nase. Was die Nimrod in dieser Ausnahmesituation gebraucht hätte, wäre wohl ein ausgebildeter Kindergärtner.

Empfehlung?

Ich finde das mehr als schade, dennoch kann ich Arcadia jedem empfehlen, der einen kurzen und knackigen Ausflug in die bedrückende Kälte der Polregion erleben möchte. Denn Arcadia ist jederzeit spannend, bis zur letzten Seite. Solltet ihr allerdings grad mit dem Rauchen aufgehört haben, empfehle ich euch dieses Buch nicht. Sogar ich könnt mir jetzt eine anstecken. Dabei rauche ich gar nicht.

Stern3-1

Der Ausgang zu Amazon:


Ähnliches Thema wie in Arcadia, aber ein anderes Medium: Das Textadventure Lifeline: Das Experiment [Meine Rezi] ***** (Lifeline: Whiteout) für iOS/Android von 3MinuteGames.

Buchtipp: The Rising 1 – Neue Hoffnung [Meine Rezi] ***** von Felix A. Münter (Reihe)

Arcadia Book Cover Arcadia
Felix A. Münter
Horror-Thriller-Quickie
Mantikore
26.03.2015
eBook
340

Verborgen im ewigen Eis hat es überlebt…

Gelockt vom großen Geld und der Aussicht auf die sprichwörtliche Story seines Lebens schließt sich der Journalist Nigel White der Antarktisexpedition des Milliardärs Bailey an, der im ewigen Eis den größten Meteoriten gefunden haben will, den es auf der Erde gibt. Schnell wird deutlich, dass es bei der Expedition nicht um Wissenschaft allein geht, sondern Bailey sich mit der Entdeckung ohne Rücksicht auf Verluste einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern will.

Als die Gruppe das Mutterschiff Arcadia erreicht beginnt die Expedition aus dem Ruder zu laufen. Etwas Schreckliches hat die Besatzung befallen und es breitet sich rasend schnell aus. Das Vorhaben wird zu einem Horrortrip, auf das Nigel nichts in der Welt hätte vorbereiten können…

 

2 Gedanken zu „Arcadia von Felix A. Münter“

  1. Gerade erst entdeckt!

    ich danke für diese ehrliche Rezi. Rückblickend auf die Arbeit will ich an so vielen Stellen zustimmen. Arcadia entstand innerhalb von zwei Wochen und das merkt man dem Buch an. Ich muss agen: ich wirke besser in meinen anderen Büchern…

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