[Rezension] Axel Kruse: Kirkasant – Fremde Welten mit ganz menschlichen Problemen
Der Sci-Fi-Roman Kirkasant ist ein schmales Büchlein aus dem Atlantis-Verlag, das vor allem durch sein schickes Cover auffällt. Das Hardcover bekam ich per Post; Autor Axel Kruse ist mir durch seine Nominierungen für die SciFi-Preise der letzten Jahre bekannt. Allein dies stimmt mich positiv, dass diese Reise zum abgelegenen Planeten Kirkasant ein anspruchsvolles, aber unvergessliches Abenteuer sein könnte. Die Messlatte liegt also hoch, obwohl Kirkasant mein erster Roman von Axel Kruse ist.
Ein Referendum: Terra vs. Derolia
Samuel Kors ist Kapitän des alten Frachters „Lahme Ente“, mit dem er zum ersten Mal seit Jahren wieder auf Kirkasant landet. Weit abgelegen und für Ortsfremde kaum aufzufinden, geht man auf dem beschaulichen Planeten ein eher gemächliches Tempo an. Darum erstaunt es Sam, als er seine alten Freunde besucht: Der Umbruch zeichnet sich deutlich in der Stadt Arcadia ab. Ein Referendum, das über die Zugehörigkeit des bisher unabhängigen Kirkasants zu Terra oder Derolia entscheiden soll, spaltet das Volk. Als Sam einen scheinbar harmlosen Auftrag annimmt, um die notwendigen Reparaturen seines Frachters zu finanzieren, gerät er zwischen die Fronten.
Über-/Leben in der Wildnis
Kirkasant ist eine ehemalige terranische Kolonie, auf die Derolia nun Anspruch erhebt, das dem Planeten Entwicklungshilfe bis zur Autarkie gab. Den aktuellen Wirtschaftsaufschwung verdankt der Planet den Aufträgen der Terraner, die in den Ausbau investieren. Was aber wird aus dem Handel des unabhängigen Planeten, wenn nach dem Referendum Zölle erhoben werden?
Die Zwistigkeiten innerhalb der Gesellschaft, die Ängste und Vorbehalte der Einwohner und ihrer Besucher sind lediglich der Auslöser, in Folge dessen es Sam in den hintersten Winkel Kirkasants verschlägt, wo sein eigentliches Abenteuer beginnt. Doch auch dort, abseits der Hauptstadt Arcadia, treffen neben verschiedenen Meinungen, Denk- und Lebensweisen auch Sitten & Kulturen aufeinander. Denn auch das ist Kirkasant: von dichtem Dschungel bewachsenes Hinterland mit wenigen Fischerdörfern, Provinzstädten und umliegenden Farmen; ein Treffpunkt verschiedenster Kulturen.
Fremde Länder, fremde Sitten
In dieses Szenario wirft Axel Kruse den Einzelgänger Sam Kors, der als Ich-Perspektive eine angenehme Balance aus Neugier, höflicher Distanz und Beobachtungsgabe aufweist. Eine kluge und angenehme Perspektive, um die Gegebenheiten des fremden Planeten mit erfahrenem Halbwissen auszukundschaften. Die Ringe aus Derolia hatten irgendeine Bedeutung für den Rang ihrer Besitzer; aber welchen doch gleich?, grübelt Sam und reißt mich glatt mit in diese fremdartige Kultur.
Fazit: Viele Seiten sind ein Luxus, den Kirkasant nicht braucht
…denn die Story von Kirkasant liest sich knackig und auf den Punkt geschrieben. Auf den nur 119 Seiten findet sich ein ganzes Abenteuer, das sich tatsächlich komplett anfühlt. Etwas schade fand ich die zahlreichen Hinweise auf Sams und Lys´ vergangene Beziehung; hier hatte ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Dennoch: Auch als Einstieg in Axel Kruses Universum eignet sich Kirkasant prima.
Kirkasant – der Roman – umfasst eine Bandbreite an Science-Fiction-Aspekten, vom spannungsgeladenen Erforschen des Planeten mitsamt erstaunlicher Flora und Fauna über die Zeichnung einer alternativen Gesellschaft, die unserer in Teilen nicht unähnlich ist, sich im Umbruch befindet und in der die Abhängigkeit von – in diesem Falle Nicht-Menschlichen – günstigen Arbeitskräften auf eine ungehobelte und verallgemeinernde Fremdenfeindlichkeit trifft. All diese Aspekte finden sich detailliert in Nebensätzen, sodass diese Tiefe das Lesevergnügen in keinster Weise beeinträchtigt.
Axel Kruse hat mit Kirkasant ein mutiges Stück Sci-Fi geschaffen, das am Rande viele aktuelle Themen anschneidet, doch nie vergisst, worum es geht: Darum, den Leser zu unterhalten.
Vielen Dank an Axel Kruse für dieses Rezi-Exemplar.
[Romane, die ähnlich sind wie…]
Weitere „preisverdächtige“ SciFi-Literatur:
Jo Koren: Vektor ****
Leif Erik Randt: Planet Magnon **
Von Alpha & Omega mag ich nicht reden!
Erkundung fremder Welten:
Phillip P. Peterson: Transport (ab Band 2)
Brandon Q. Morris: Proxima Rising+
Science Fiction
Atlantis Verlag
30.06.2017
Hardcover
120
Kirkasant, ein Planet am Rande des Nichts.
Sowohl das terranische Reich als auch das Königreich Derolia erheben Anspruch auf diese Welt: die Terraner, um sie als Aufmarschgebiet gegen abtrünnige Kolonien zu benutzen, die Derolianer, um eine Pufferzone zu ihrem eigenen Gebiet einzurichten.
Die Bewohner Kirkasants sind dazu aufgerufen, sich in einem Referendum für die eine oder andere Seite zu entscheiden – eine Wahl zwischen Pest und Cholera.
Zu diesem Zeitpunkt landet der Frachtführer Samuel Kors mit seinem Schiff auf Kirkasant und gerät zwischen die Fronten.