[Rezension] Arthur Philipp: Die Feuerdiebin (Der graue Orden 2)
Die Feuerdiebin von Arthur Philipp ist das zweite Abenteuer der „Grauer Orden“-Reihe. Besonders an der klassischen Fantasy-Reihe ist die Durchdachtheit der ihr zu Grunde liegenden Magie sowie die Komplexität der auf politischer Ebene gesponnenen Intrigen. Im Königreich der Asche finden sich verschiedene Arten der Magie, zwei Völker & viele Organisationen, die im Geheimen eigene Pläne verfolgen.
In Die Dunkelmagierin [Rezi] lernte die junge Feja, die ihr innewohnende Magie zu erwecken und fand endlich ihre magische Bestimmung. Auch lernte sie die Wahrheit über den Orden kennen, der ihr Schule und Zuhause war, und geriet zwischen die Fronten. Nun ist sie auf sich allein gestellt. Die Feuerdiebin ist die direkte Fortsetzung der Dunkelmagierin, darum empfehle ich dringend, mit Band 1 in die komplexe Reihe zu starten.
Das Königreich der Asche: Revolte im Walde, im Orden & am Hofe.
Feja ist auf der Flucht. Seit sie beim Grauen Orden in Ungnade fiel, ist sie wieder auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater. Ihr Weg führt sie abseits der Wege in ihre Heimat: Im Langwald, hofft sie, möge der Orden nicht nach ihr suchen. Nahe des Drachenhofs, ihrem Zuhause, trifft sie auf einen Jagdtrupp, der sie erkennt. Als sie bedroht wird, tötet sie aus Versehen einen der Wächter. Sie flieht. Wenig später sucht das ganze Königreich der Asche nach ihr. Man bezichtigt sie des Mordes an Prinz Sigfrid, dem Thronfolger der Utorer! Feja ist unschuldig. Doch wer glaubt schon einer Gejagten, einer Dunkelmagierin, einer Feuerdiebin…?
Währenddessen hilft der werische Schmied Skuran Orchon den Dunkelmagiern, die von Feja verursachten Schäden am Dämmerstein wettzumachen. Er soll für die Magier einen Weg finden, den Kristall zu bewegen. Dass Abot Dregin, der Oberste des Ordens, seine eigenen undurchschaubaren Pläne hegt, stört ihn kaum. Denn auch er würde die Kristalle lieber zerstören denn bewegen. Aber vielleicht bietet sich ihm die Chance, solang er im Orden bleibt. Nach dem Tod seines Sohns hat er nichts mehr zu verlieren und eine Menge zu verbergen.
Graf Mornir Gyltorn vom Lothfold hegt die Absicht, die Königstochter zu heiraten, denn eigentlich sollte ER König sein! Schade bloß, dass König Gimlarin sowie seine drei Söhne ihm im Wege stehen. Glück im Unglück, dass sein Diener Trewe für fast jedes Problem eine blutige Antwort weiß. Am Hofe ist man bereit, jeden noch so düsteren Plan zu unterstützen, solang der Lohn stimmt. Doch bald scheinen seine düsteren Machenschaften zu entgleiten und er fragt sich: Wer hat hier eigentlich wen in der Hand?
Die Weren: Über verwunschene & verwilderte Wege
Die Utorer herrschen über das Königreich der Asche auf der Insel Edun. Doch sie leben dort nicht allein. Die Weren, ein naturverbundenes und friedliches Volk, das vor langer Zeit seiner Magie beraubt wurde, lebt als unterdrückte Minderheit in den Städten. Im Königreich der Asche gibt es verschiedene Arten, Quellen und Gelehrte der Magie, welche die Völker für immer entzweien. Feja wandelt auf einem schmalen Grat zwischen den Seiten, ohne sich für eine zu entscheiden. Bis jetzt.
Eine düstere Prophezeiung besagt den Untergang des Reiches durch ein junges Mädchen an der Seite eines mächtigen Drachens. Doch Drachen gibt es seit Jahrhunderten keine mehr. Dennoch scheint Feja tief in die Sagen um die Naturmagie der Weren eingebunden zu sein. In Träumen erscheinen ihr Nykken, Geister des Wassers, und zeigen ihr den Weg. So findet Feja nach Mara-Tir, den zauberhaften See der Weren, und seine Hüterin, die Heilerin Alderlane. Natürlich ist sie als Utorerin nicht gern gesehen, doch erkennt man ihr Potenzial: Könnte Feja der verschollenen Naturmagie neuen Einzug ins Land gewähren? Könnte Feja das Schicksal des Volkes ändern?
Plätschernde Story über Wassergeist-Träume
Mystisch geht es zu in Die Feuerdiebin und doch plätschert die Story über weite Teile bloß vor sich hin. Es wird sehr viel geredet und kaum gehandelt. Während Feja auf Unterstützung und neue wegweisende Träume wartet, macht der Adel Politik und die Orden ziehen wegen der Ereignisse des letzten Bandes vor Gericht. Verfolgungsjagden finden nur mit Sicherheitsabstand statt. Wie soll da ein ordentlicher Konflikt zustande kommen? Während die Hauptparteien auf Abstand gehen, gibt es immer wieder Begegnungen mit literarischem Kanonenfutter: namenlosen Wegelagerern, Magiergrüppchen oder Wildtieren. Das ersetzt aber keinesfalls einen Showdown und scheint die Story nur zu strecken.
Dazu kommt, dass Streitpunkte, Motive und Ziele eher abstrakt umrissen werden. Während die Magier um die Quellen ihrer Magie wetteifern, folgt Feja über weite Teile orientierungslos dem Weg, den eine Nykke ihr im Traum zeigte, ohne zu wissen, warum. Sie muss also darauf vertrauen, dass das Schicksal sie leitet. Für eine Protagonistin ist das generell schwierig, da sie kaum aktiv handelt, sondern nur versucht so gut wie möglich auf Situationen zu reagieren. Abseits geht es um Strategien, am Königshofe möglichst schnell in der Gunst zu steigen und um die Gewinnung von Macht. Das alles liest sich wirklich schwammig.
Ungewollt amüsant wird es, wenn man reflektiert, auf welche Weise das Königshaus versucht, Feja aufzuspüren. Unzählige Jäger, Räuber und Magier suchen dank horrendem Kopfgeld nach dem Mädchen. Später schließen sich Truppen und Wachen diverser Fürsten an. Zuletzt will man ihr mit Heeresstärke habhaft werden. Mit dabei: Die mächtigsten Vertreter aller Organisationen, Gilden, Orden & des Königshauses. Ein wenig fühlt sich das an, als würde der Autor ein Mäuseloch mit Atomwaffen attackieren… und immer wieder scheitern.
Fazit: Die Feuerdiebin ist ein nie enden wollender Mittelteil…
„Merkt denn niemand, wie lächerlich es ist, mit so vielen Kriegern gegen ein einziges Mädchen aufzumaschieren?“ – S. 461
Die Feuerdiebin ist ein Roman, dessen Inhalt für mich über weite Teile nicht greifbar war. Insbesondere von Feja war ich enttäuscht; ich hatte mir erhofft, sie könnte ihre Stärken im nächsten Abenteuer vollends ausspielen. Stattdessen wirkt sie gebrochen, müde und passiv. Ihre wohl durchsetzungsfähigste Stelle im Roman ist das verharren an einer Stelle und auf Gehör zu bestehen. Kein Vergleich zur Abenteuerlust des ersten Bandes!
Gut gefiel mir, dass die bereits im ersten Band eingeführten Figuren zahlreich wiederkehren. Dabei werden eine Menge Konflikte (nach dem Bruch mit dem Orden) in den zweiten Band übertragen, die voller Potenzial stecken – und zu großen Teilen totgeschwiegen werden.
Unfassbar schade, dass am Ende alle für mich relevanten Fragen & Streitpunkte völlig offen blieben. Die Feuerdiebin liest sich wie ein nicht enden wollender Mittelteil einer Reihe, die auf drei Teile geplant wurde und sich für das Finale keinen Weg versperren wollte. So ist Die Feuerdiebin seltsam unentschlossen, umgeht jeden Konflikt und wirkt unnütz gestreckt. Der 576-seitige – Handtaschen sprengende – Umfang, hätte sorgsam formuliert und gewichtet auch auf max. 400 Seiten reduziert werden können.
Eine große Enttäuschung, die zwar ein grandioses Finale erahnen lässt, aber nur Füllmaterial liefert.
Wie es sich für ein komplexes Fantasy-Werk gehört, finden sich vorn & hinten im Buch sowohl schicke Karten der Schauplätze als auch ein Personenverzeichnis. Eine Karte von Lente ist enthalten, obwohl sie für die Feuerdiebin keine Rolle spielt? Dafür fehlen wichtige Handlungsorte wie die häufig erwähnte Rotheide… dennoch immer eine schöne Ergänzung für Roadtrip-Abenteuer.
Vielen Dank an blanvalet für dieses Rezi-Exemplar.
[Übersicht] Arthur Philipp: Der graue Orden
1. Die Dunkelmagierin [Rezi]
2. Die Feuerdiebin (s.o.)
3. (In Vorbereitung)
[Weitere Romane von Torsten Fink findet ihr bei Lovelybooks...
…oder Amazon.]
Der graue Orden 2
Fantasy
blanvalet
19.02.2018
Taschenbuch
577
Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit rettet sie die Zukunft.
Feja hat sich vom grauen Orden und seinen Intrigen abgewandt und ist auf der Flucht. Doch nicht nur die grauen Magier jagen sie, sondern auch die Soldaten des Königs und seine Feuermagier, da sie den Kronprinzen ermordet haben soll. Während sich alle auf die Verfolgung der jungen Magierin konzentrieren, setzt der Abot des grauen Ordens einen Plan in Gang, der die grauen Magier wieder zu alter schrecklicher Macht führen soll. Er ahnt nicht, dass ausgerechnet Feja dazu ausersehen ist, ihn aufzuhalten …