Höllenjazz in New Orleans von Ray Celestin

[Rezension] Ray Celestin: Höllenjazz in New Orleans (Ungekürztes Hörbuch)

Eure lokale Buchhandlung bietet allerhand Vorteile beim Stöbern und Kauf neuer Bücher. Höllenjazz in New Orleans war für mich ein Fehlkauf, der mir vor Ort nicht passiert wäre. Nun kaufe ich Hörbücher aber generell online, daher merkte ich nicht, dass ich in der falschen Abteilung „stand“. Die ersten Worte des Romans suggerieren, dass es sich um einen übernatürlichen Kriminalfall handeln könnte. Aber wahrscheinlich war mein Wunsch da Vater des Gedanken. 

 

„Hölle, 6. Mai 1919

Hochverehrter Sterblicher, 

Man hat mich nicht erwischt, und man wird mich auch nicht erwischen. Niemand hat mich je gesehen, denn ich bin unsichtbar, flüchtig wie der Äther, der Eure Erde umgibt. Ich bin kein Menschenwesen, sondern ein Geist und ein Dämon aus der heißesten aller Höllen. Ich bin der, den ihr Bürger von New Orleans und Eure dumme Polizei den Axeman nennt.“ (S. 16)

Die größte Jazzparty in New Orleans

Seit den Morden der letzten Wochen, seit der Axeman die Stadt heimsucht, wird die Redaktion des Times-Picayune täglich mit Briefen besorgter Leser überflutet. Doch heute ist ein Brief darunter, der sich klar von der Menge abhebt. Er stammt vom Serienmörder selbst, vermutet man. Und er spielt ein grausames Spiel: Nächsten Dienstag, heißt es im Brief, werde er erneut zuschlagen. Wer in dieser Nacht eine Jazzband in seinem Heim spielen ließ, der sei sicher. Aber wer nicht jazze, der werde seine Axt zu spüren bekommen. 

Drei Ermittlerteams – nur eine Spur

Unabhängig voneinander folgen drei Ermittlerteams der Spur des Serienmörders: Haudegen Detective Michael Talbot ermittelt im Namen der Polizei. Bei seinen Ermittlungen muss er sich den Schatten seiner Vergangenheit stellen und endlich Frieden schließen. 

Ex-Polizist Luca d´Andrea will nach seinem langjährigen Gefängnisaufenthalt ein neues Leben anfangen. Doch als er entlassen wird, hat er weder Geld noch eine Perspektive. Und so wendet er sich an alte Bekannte, um wieder auf die Beine zu bekommen. Sein Auftrag: Finde den Axeman! 

Und auch Ida, bisher Sekretärin bei Pinkertons Detektivagentur, wittert bei dem Fall ihre Chance, endlich selbst zu ermitteln. Gemeinsam mit Freund Louis beginnt sie das gefährliche Abenteuer. 

Tanze um dein Leben!

Und so verwundert es nicht, dass sich die Ermittler auf der Spur des Axemans auch selbst auf der Spur sind. Die Handlungsstränge und Motive sind eng verwoben. So manches Geheimnis erschnüffelt man im Laufe der fast 14 Hörbuchstunden nebenbei, andere Rätsel strengen das Hirn an. 

Dennoch, und das finde ich etwas schade, war es der Brief des Serienmörders zu Beginn des Romans, der mich dem Fall eine Chance geben ließ. Wie ich nachher erfuhr, stammt dieser nicht aus der Feder des Autoren. Denn tatsächlich basiert der Roman auf einer wahren Geschichte. Die im Roman verbauten Briefe des Axeman sind Abschriften der Originale. 1918/19 tötete der Axeman von New Orleans sechs Menschen. Und das verleiht dem Buch eine ganz neue Art des Grauens. 

New Orleans 1919 – leider nicht mein Thema

Wie bereits erwähnt: Mein Ersteindruck des Romans täuschte mich, in der lokalen Buchhandlung steht er weit entfernt von der Fantasy- und Horror-Ecke. 

So liegt der Schwerpunkt des klassisch gehaltenen Krimis auf dem Leben der schwarzen Bevölkerung im New Orleans Ende der 1910er Jahre. Zeitweise fand ich das auch recht spannend. Jazz spielt eine große Rolle, und so punktet der Roman häufig mit Thementiefe. 

New Orleans 1919, das ist: Jazz in den Nachtclubs, außerhalb derer schwerer Nebel die Gassen bei Nacht verdeckt, eine Gesellschaft verblendet von Vorurteilen und Korruption. Und all dies vermittelt Ray Celestin in seinem Roman großartig. 

Fazit: Auf dem falschen Fuß erwischt 

Das muss man erstmal schaffen! Obwohl ich nach wenigen Seiten merkte, dass Genre und Motiv des Romans nicht mein Ding sind, schaltete ich nicht ab. Ich blieb bis zuletzt an der Story kleben, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht! 

Charaktere und Setting begeisterten mich nicht besonders. Den „Haudegen-Bullen mit Vergangenheit“ haben wir alle schon unzählige Male gelesen, auch der „Ex-Knacki mit Wunsch auf Neuanfang“ und die naive „Ich stolper einfach in den Fall hinein“-Ermittlerin kam mir bekannt vor. 

Doch wie Ray Celestin die düsteren Gassen der Stadt, die immerwährende Angst vor dem Serienkiller und die verwobenen Stränge der Ermittler mit einer wunderbaren Note Jazzmusik untermalt, ist einfach wunderbar.

Was ich daraus lerne: Augen auf bei der Buchwahl! Es lohnt sich doch, auf Blogs zu stöbern. Andererseits: Vielleicht ist es auch nicht so schlimm, ab und zu über den Tellerrand in fremde Genres reinzuspähen. Ich bereue die Lektüre jedenfalls nicht, brauche die Nachfolgebände aber auch nicht unbedingt hören. 

Der zweite Band der City Blues Quartett-Reihe namens „Todesblues in Chicago“ ist bereits erschienen. 


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1. Höllenjazz in New Orleans
2. Todesblues in Chicago


[Zu meiner Fantasy-Übersicht]

 

Höllenjazz in New Orleans Book Cover Höllenjazz in New Orleans
City Blues Quartett 1
Ray Celestin
Krimi 1919
Audible Studios
12.04.2018
Ungekürztes Hörbuch
13 Std 45 Min

New Orleans, 1919: Jazzmusik erfüllt die Straßen, als ein mysteriöser Killer zuschlägt... Der mysteriöse "Axeman-Mörder" versetzt ganz New Orleans in Angst und Schrecken. Seine Waffe ist eine Axt, sein Markenzeichen Tarotkarten, die er bei seinen Opfern hinterlässt. Detective Michael Talbot ist mit dem Fall betraut und verzweifelt an der Wendigkeit des Killers. Der ehemalige Polizist Luca d'Andrea sucht ebenfalls nach dem Axeman - im Auftrag der Mafia. Und Ida, die Sekretärin der Pinkerton Detektivagentur, stolpert zufällig über einen Hinweis, der sie und ihren besten Freund Louis Armstrong mitten in den Fall hineinzieht.

Als Michael, Luca, Ida und Louis der Identität des Axeman immer näher kommen, fordert der Killer die Bewohner von New Orleans heraus: Spielt Jazz - sonst kommt er, um euch zu holen.