[Rezension] Warum einem bei „Silo“ von Hugh Howey ganz schwindelig wird
„If the lies don´t kill you, the truth will“ prophezeiht der Einband der englischen Ausgabe. Dahinter verbergen sich kleingedruckte 560 Seiten ohne Längen, die sich perfekt eignen, um für Fallout 4 vorzuglühen.
Drei Generationen Gefangenschaft
Was befindet sich außerhalb des Silos? Die toxische Einöde sieht Sheriff Holsten jeden Tag über die großen Monitore vor seinem Büro. Am Horizont liegt die Leiche seiner Frau. Seit sie sich vor drei Jahren entschied, freiwillig in den Tod zu gehen, stellt sich Holsten die eine verbotene Frage: Was hat sie erhofft dort zu finden?
Auf ihre alten Tage beschließt Mayor Jahns noch einmal bis in die Tiefen des Silos hinabzusteigen: Ein neuer Sheriff muss her, und mit ihrer Entscheidung macht sie sich keine Freunde. Gemeinsam mit Deputy Marnes begibt sie sich auf einen etwas anderen Roadtrip, der sie quer durch alle Schichten der Bevölkerung führt.
Juliette liebt die Mechanik, die zugleich Abteilung und Familie der jungen Frau ist. Doch hier unten fehlt es an allem: Juliette beschließt, in die obersten Etagen des Silos umzuziehen. Dort bietet sich die Gelegenheit, alles von Grund auf zu verändern.
Die strengen Regeln des Vault-Lebens
Jeder Ablauf ist optimiert, jedes Leben kontrolliert. Jeder Mensch ist ein Zahnrad des unermütlich im Gleichschritt laufenden Uhrwerks des Silos. Jede kritische Frage ein Kiesel im Getriebe.
Die allmächtige Silo-Leitung duldet keinen Widerspruch, keine Zweifel. Alle paar Generationen aber, bahnen sich Zweifel ihren Weg in den Verstand der Menschen, wuchern dort wie ein bösartiges Virus. Revolution!, schreien sie, falls sie noch können.
Drehwurm in die Erde: Ein etwas anderer Roadtrip
Tiefer und tiefer steigt man hinab, bis auf den Grund des Silos. Allem auf den Grund zu gehen (und nicht auf den Leim) -das ist Eure Aufgabe. Durch alle Schichten, Abteilungen, Perspektiven. Dreimal beginnt dieses Buch neu – und jede Geschichte hätte ich gern länger verfolgt. Ja, von den ganzen Perspektivwechseln kann einem glatt schwindelig werden. Grund dafür ist die Umsetung des Piper-Verlages: Aus ursprünglich neun Geschichten machte er eine Trilogie, die längst keine ist. Band 1: Silo umfasst fünf Einzelparts. Wenn man das weiß, kann man damit leben. Außerdem bietet sich so die Chance, das Leben im Silo gänzlich zu beleuchten: Das Fremde, das Neue, das Vertraute. Fast glaubt man, überall ein wenig Zuhause zu sein.
Was heißt schon Freiheit?
Revolution bedeutet Freiheit. Für Howey: Frei von Klischees. Klar, er hat das Ödland nicht neu erfunden. Aber in vielen Details handelt er revolutionär: Schriebe ich einen Endzeitthriller, wahrscheinlich würde ich weder Mayor Jahns noch Juliette als Perspektive wählen. Doch das macht den Roman besonders: Er ist authentisch. Juliette, Mechanikerin, weiß was sie will und wer sie ist. Kein toughes Mannsweib, kein romantisches Mädchen. Ehrgeizig und klug, mit Öl im Gesicht und Dreck unter den Nägeln. Diese Frau wird sich bis zuletzt durchbeißen!
Klaustrophobie und Ödland: Passt!
Klaustrophobisch nahe kommt „Silo“ dem Fallout-Feeling, was ich so liebe. Die Geschichte des Silos: Sie hätte sich ebenso in einer der vielen Vaults abspielen können. Spannend bis zur letzten Seite: Jeden Fetzen der Hintergrundstory sammelnd, las ich das Buch an zwei verregneten Tagen. Schlug das Buch zu, und wollte mehr! Fünf Sterne gebe ich ohne Einschränkungen für jeden Endzeit-Fan. Bis zum Fallout-Release will ich die Serie durch haben. Wahrscheinlich schaff ichs viel eher.
Silo (engl. Wool Omnibus) umfasst: 1. Holsten, 2. Das richtige Maß, 3. Ausgestoßen, 4. In Auflösung, 5. Die Gestrandeten.
„Level“ und „Exit“ heißen die Nachfolgebände, erschienen bei Piper. „Level“ umfasst die Hintergrundstory, während „Exit“ die eigentliche Fortsetzung des ersten Bandes ist.
Wer die Möglichkeit hat, zusätzlich zur deutschen Version auch noch ins „Wool Omnibus“-Ebook zu schauen (z.B. über kindleunlimited): Die Q&A with Hugh Howey machen ihn wirklich sympathisch! :)
Es gibt außerdem einen offiziellen Trailer zum Buch auf dem Youtube-Channel des Piper Verlags. Ein bisschen verliebt bin ich schon.
[Übersicht] Hugh Howey: The Silo Series (deutsch)
1. Silo
2. Level
3. Exit
The Silo Series - Teil 1 (1-5)
Science Fiction
Piper
10.06.2014
Taschenbuch
560
Drei Jahre nach dem mysteriösen Tod seiner Frau setzt Sheriff Holsten seiner Aufgabe ein Ende und entschließt sich, die oberste Regel zu brechen und das Silo zu verlassen. Doch die Erdoberfläche ist hochtoxisch, ihr Betreten bedeutet seinen sicheren Tod. Holsten nimmt das in Kauf, um endlich mit eigenen Augen zu sehen, was sich hinter der großen Luke befindet, durch die sie alle nach draußen blicken. Seine Entdeckung ist ebenso ungeheuerlich wie die Folgen, die sein Handeln hat - denn seine umstrittene Nachfolgerin Juliette, eine hochbegabte Mechanikerin aus den untersten Stockwerken der Silogesellschaft, muss sich jetzt dem Kampf gegen die perfiden Herrscher ihrer unterirdischen Welt stellen.