Schwur der Kriegerin Empire of Storms 3 Jon Skovron Heyne

Schwur der Kriegerin – Empire of Storms 3 von Jon Skovron

Schwur der Kriegerin Empire of Storms 3 Jon Skovron Heyne[Rezension] Jon Skovron: Empire of Storms 3 – Schwur der Kriegerin

Schwur der Kriegerin heißt das Finale der imposanten Empire of Storms-Trilogie von Jon Skovron, die damit stolze 1714 Seiten umfasst. Besonders an der Fantasy-Reihe ist die Detailliertheit der Piraten-, Gossen-, Adels- und Kriegerwelt, in der beispielsweise sogar sprachliche Eigenarten von Schicht zu Schicht unterschiedlich sind. Im Laufe der Trilogie lernt man so, Herkunft und Umfeld neuer Charaktere anhand ihres Verhaltens und ihrer Sprachweise zu deuten. Das ermöglicht tiefe Einblicke in die Charaktere, die ausnahmslos eine Hintergrundstory besitzen, aus der man ein eigenes Buch hätte ersinnen können. Die Vielzahl wiederkehrender Charaktere, ungeschönte Schauplätze sowie die grausamste aller Magieformen: die Fleischmagie machen die Trilogie zu einem Pageturner sondergleichen. Ein episches Piraten-Splatter-Abenteuer – ab 18 Jahren. 

[Hier noch der Hinweis: Da es sich um das Finale der Trilogie handelt, wird meine Rezi Ereignisse der Vorgänger-Romane spoilern. 

Bitte startet mit Band 1: „Empire of Storms: Pakt der Diebe“ [Rezi] in die Trilogie.]

Manche sehen Red…

Red arbeitet als Spion für Lady Merivale Hempist, der Anführerin des imperialen Geheimdienstes, am Hofe des Kaisers. In ihrem Auftrag schützt er nachts die Stadt vor weiteren Monstern, die Opfer der DNA-Manipulation der Biomanten wurden. Tagsüber lebt er das Leben eines Adeligen, des Lord Pastinas, der eng mit Prinz Leston befreundet ist. 

Doch für ihn scheint nun die Zeit gekommen, zu gehen: Sein letzter Auftrag ist es, die Pläne der Biomanten in Erfahrung zu bringen, die nach dem Verlust der Kontrolle über den Imperator neue Pläne schmieden. Denn die bevorstehenden Verhandlungen mit Botschafterin Nea Omnipora, Gesandte von Aukbontar, wird die Macht und Kontrolle der Biomanten im Imperium der Stürme nachhaltig stören. Danach, weiß Red, wird er fliehen müssen. 

Für ihn wird es also Zeit, alte Bündnisse zu erneuern und alte Verbündete für seine Pläne zu begeistern. Sein Weg führt ihn zurück in die Paradieskehre zur Schwarzen Rose und auf See: Die Suche nach Brigga Lin und Bleak Hope kann beginnen. Dies ist die letzte Chance, das Imperium der Stürme endlich von der düsteren Todesmagie der Biomanten zu befreien.  

…but there is Hope!

Bleak Hope schwor im letzten Kampf aller Gewalt ab. Unbewaffnet begibt sich die Vinchen-Kriegerin nun auf die Reise gen Heimat: In Bleak Hope, ihrem Heimatdorf, dessen Namen sie nach dem blutigen Massaker in ihrer Kindheit für sich gewählt hatte, findet sie die erste Spur zum düsteren Kult der Schakallords, deren Magie sie auf der Insel Morgenlicht entgegen treten musste. 

Ihre Spur endet an einer Höhle auf der Nachbarinsel, die verlassen scheint. Dort trifft die auf Uter, einen weißhaarigen Jungen, der einst Kinderopfer an die Schakallords war. Das blutige Ritual der „Wesung“, das er nur knapp überlebte, verlieh ihm Macht über Leben und Tod und machte ihn zum Werkzeug der Bösen. Erzogen von den grausamen Magiern, kann Uter gut von böse nicht unterscheiden. Allein kann sie das Kind nicht lassen, und da er die letzte Spur dieses Kults zu sein scheint, muss sie sich seiner annehmen. Doch worauf sie sich damit einlässt, hat sie unterschätzt. 

Ein Funke macht noch keinen Großbrand!

jon skovron Schwur der Kriegerin Und so gibt es viele verschiedene Ebenen, auf denen sich Revolutionen und Bündnisse zusammenrotten: Von der Gosse der Paradieskehre bis hin zum politischen Adelshaus und dem dort ansässigen Geheimdienst der Imperiatrix stehen alle Zeichen auf Kampf. Doch scheinen die Biomanten zu grausam, zu viele und weitgehend unverwundbar zu sein. Ein verflixt schlauer Plan muss her – und dafür müssen die Anführer aller Gebiete an einem Strang ziehen: „All or nothing“ für das Imperium! 

Denn wenn der Imperator unter der Kontrolle der Biomanten verstirbt, wer wird seinen Platz einnehmen? Prinz Leston ist  jedenfalls nicht die erste Wahl derer, die herrschen wollen. Doch sollte man ihn schützen oder opfern? Nieder mit dem Adel oder hin zur großen Allianz?

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tauchen sie im dritten Band auf

Im letzten Band war sich Jon Skovron nicht zu schade, selbst tief in der Story verankerte Charaktere sterben zu lassen. Lieb gewonnene Charaktere ließen ihr uns vertrautes Leben, was ich liebte und hasste zugleich. Im dritten Band machen die subjektiv unfairen Tode endlich Sinn: Jeder verbliebene Charakter hat neue Motive und Konflikte. Die meisten ließen ihren Gefährten, Lehrer oder Vorbild im Kampf, was den Figuren von dunklen Rachegedanken, über verzweifelten Irrsinn bis hin zu idealistischen Handlungsmaximen allerhand zusätzliche Beweggründe bietet. 

Im Finale tauchen nun nahezu alle verbleibenden Charaktere auf, die sich im Laufe der letzten zwei vergangenen Jahre weiterentwickelt haben und ihren neuen Platz im Leben fanden. Insbesondere die Entwicklung von Hope ist ein wirklich steiniger Pfad, mit dem es sich der Autor nicht leicht gemacht hat. Welche Rolle kann eine pazifistische Kriegerin in der großen Endschlacht schon spielen?! Lasst euch überraschen! 

Tatsächlich betreten im letzten Band sogar noch neue Charaktere die große Bühne: Neu ist die Sicht des Vinchen-Kriegers Stephan, dem unter der Führung von Großlehrer Racklock dem Grausamen langsam Zweifel an der Entwicklung seines Ordens kommen. Aber welche Möglichkeiten stehen einem Ordensbruder zur Verfügung, etwas zu verändern, ohne den Orden zu verlassen, der ihm Familie, Schule und Heimat ist? 

Diese Vielfalt an Charakteren hat nur einen Nachteil: 

Aller Einstieg ist schwer…: Sprache, Figuren, Showdown! 

Nicht nur der Dialekt der Kehre, auch die pure Anzahl der Charaktere überforderten mich zu Anfang. Ich hätte mir wirklich ein Personenverzeichnis und Glossar gewünscht. (Letzteres war in den letzten beiden Bänden angehängt. Wieso diesmal nicht?! Es wird mehr statt weniger!) Und während ich überraschend schnell in die Sprache der Paradieskehre mit ihren Begriffen wie „Spitze“ für einen Adeligen (die, die Spitze tragen) eintauchte, hörte ich irgendwann auf im zweiten Band die Charaktere nachzulesen. Ich bin mir insofern ziemlich sicher, dass man in einem zweiten Durchgang neue Verbindungen finden könnte, wenn man weiß, worauf alles hinausläuft. 

Dazu kommt, dass die Protagonisten Hope & Red zu Beginn einen unterschiedlichen Kenntnisstand über die vergangenen Ereignisse des letzten Buches haben. Hope geht z.B. davon aus, dass Red dem Schattendämon verfallen ist. Red geht davon aus, dass Hope nichts von der Allianz der Vinchen und der Biomanten weiß. Über die neusten Ereignisse in ihrem Leben weiß er ohnehin nichts. Beide fürchten daher eine Begegnung mit dem anderen, was aus Lesersicht unverständlich ist, im Roman aber eine zentrale Rolle spielt. 

Lernen von der Kehre – Im Notstand zeigt sich Toleranz…

Trotz allen Widrigkeiten kann man aus dem Leben in der Kehre viel lernen: Toleranz als Schlüssel fürs Zusammenleben; eine Form des „leben-und-leben-Lassens“, in der all die Konflikte unserer heutigen Gesellschaft schnell  verblassen. So ist in der Kehre das Aussehen, Alter, sexuelle Orientierung, Beruf und auch Zugehörigkeit zu einer Gruppierung zweitrangig. Was zählt sind Taten. Dort gibt es keine Schubladen, in die man vorschnell gesteckt wird. Natürlich ist das Leben dort hart: Bündnisse und Vertrauen muss man sich mit viel Fleiß erarbeiten. 

Und so zeigt Empire of Storms 3 letztendlich auch, wie eine Gesellschaft voller Respekt funktioniert, in der Frauen ohne Vorurteile sein können, was immer sie sein wollen, und in der Menschen unterschiedlichster Kultur, Stände und Herkunft sich gemeinsam für ein großes Ziel einsetzen können, als starke und freie Bewegung, die nicht auf Gewalt, sondern auf Veränderung aus ist. 

Fazit zur Trilogie: Außergewöhnliches Piraten-Splatter-Epos für hartgesottene Leser

Empire of Storms 3: Schwur der Kriegerin ist inhaltlich genau das Ende, das ich dem Epos gewünscht habe. Es gibt offene und geheim ausgetragene Konflikte, politische Strippenzieher, Schurken, Manipulatoren, Piraten, Kämpfer jeder Art und davon reichlich. Insgesamt ist Schwur der Kriegerin noch blutiger, grausamer und unbequemer als die Vorgänger. 

Besonders mag ich, dass die Perspektiven gegen Ende starke Frauen sind, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dabei gehen sie ihren Weg, ohne sich beirren zu lassen. Allein dies macht die Empire of Storms-Trilogie lesenswert. Dennoch: Die Fülle an Charakteren, Handlungsorten und Feinheiten macht das Epos durchweg schwer zu lesen, aber die Story auch schwer vorherzusehen. Nichts für schwache Nerven, nichts fürs Schmökern nebenbei!

Für Piraten- und Abenteuerfans ein Muss. Für Fantasyleser eine erfrischende Abwechslung. Insbesondere wenn ihr auf “dreckige” Fantasy steht, die zu großen Teilen in düsteren Kneipen und verwinkelten Gassen spielt, dürft ihr euch Empire of Storms nicht entgehen lassen.

[Vielen Dank an Heyne für dieses Rezi-Exemplar!]


[Übersicht] Jon Skovron: Empire of Storms-Trilogie

1. Pakt der Diebe [Rezi]
2. Schatten des Todes [Rezi]
3. Schwur der Kriegerin (s.o.)

(Cover führen zu Amazon:)

Schwur der Kriegerin Book Cover Schwur der Kriegerin
Empire of Storms 3
Jon Skovron
Piraten-Splatter-Fantasy
Heyne
13.08.2018
Taschenbuch
512

Das Imperium der Stürme ist in Aufruhr, der Imperator ist schwach und die Biomanten – mächtige Zauberer, die Menschen mit einem Wimpernschlag töten – haben mehr und mehr an Einfluss gewonnen. Der ehemalige Straßendieb Red, inzwischen Spion der kaiserlichen Familie, soll dafür sorgen, dass die Biomanten gestürzt werden. Damit die Mission gelingt, braucht er die Hilfe seiner ersten großen Liebe, der Vinchen-Kriegerin Hope. Doch Hope hat ihr Schwert niedergelegt und geschworen, nie wieder eine Klinge zu führen. Und der Schwur eines Vinchen ist härter als Stahl und währt ewiger als ein Kaiserreich ...