[Rezension] Thariot: Nebula Rising – Code Red (Nebula Rising 1)
Mit Nebula Rising Code Red startet Thariot – lang nach Abschluss von Genesis und Solarian – eine neue Sci-Fi-Saga. Nach einigen Ausflügen in Kooperationen mit Autoren anderer Genres (Thriller: „Instabil“ mit Sam Feuerbach oder Jugend: „Pheromon“ mit Rainer Wekwerth) geht es für ihn zurück in vertraute Gewässer: Viele seiner Sci-Fi-Werke starteten in den letzten Jahren als kindle-Indie durch und bekamen fast durchweg Bestnoten. Für mich eigentlich #mustread, doch tat ich mich schwer mit seinem Schreibstil. Ganze drei Versuche startete ich, um in die Genesis-Reihe einzutauchen; kaufte mir eBooks und schließlich die Print-Trilogie und flog jedes Mal um Seite 80 aus der Story. Ein letztes Mal gehe ich mit frischem Stoff All-In: Dies ist mein definitiv letzter Versuch. Jetzt oder nie. – Geronimo!
„Kenan glaubte, den Stiefel des Sergeants sehr plastisch in seinem Arsch spüren zu können. Schwungvoll getreten und sicher getroffen.“ – Erster Satz
Erobern im Dienste der Corporation (Militär)
Es ist Private Kenans erster Einsatz als Marine der Corporate, als die USS Crimson den Planeten NH-91H ansteuert. Als Netzer fliegt das Raumschiff mit annähernd Lichtgeschwindigkeit (dank Antimaterie-Antrieb) durchs All, auf der Suche nach weiteren Welten, die sie an das Netzwerk per Wurmloch anschließen kann. Frei nach dem Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ erschließen die Marines unbewohnte Welten für die Menschheit, die durch rasanten Zuwachs ständig neuen Lebensraum benötigt.
NH-91H ist ein Planet bester Klasse mit genügend Wasser, eigener Flora und Fauna. Ein wahrer Schatz, der zudem als unbewohnt gilt. Darum erschreckt es Kenan, als er kurz nach der Landung ein schwangeres Mädchen entdeckt. Als die Siedler ihren Planeten „Nebula“ für sich beanspruchen, gerät die Situation außer Kontrolle. Und Kenan, ein Soldat, gemacht um stur Befehle auszuführen, beginnt nachzudenken: Wie kann es sein, dass die Corporation trotz Drohnen nichts von den Siedlern wusste? Erzählt man ihm vielleicht nicht die ganze Wahrheit? Und welche Rolle kann, soll und will er in diesem Kampf spielen?
Ermitteln im Auftrag der Administation (Krimi?)
Als Felicitas Cortez, Special-Agent-Ermittlerin auf Sigma, den Tatort betritt, staunt sie nicht schlecht: Im Supertower der Reichen bewohnte Opfer Dr. Annika Boergaard ein Appartement mit 9 Zimmern auf rund 700qm. Viel brachte es ihr nicht, denn nun hängt sie als Farbfleck unter einer Epoxidharzschicht ihres Schneewittchen-Schlafzimmers. Nach Selbstmord sieht das jedenfalls nicht aus… Felicitas weiß nicht viel über das Opfer: Boergaard arbeitete als Systembiologin und Kausalanalytikerin für die Adminstration, den KIs zur Kontrolle des Netzwerks & der Rechtsprechung. Einen Fall mit so heikler Verbindung untersuchen die Ermittler der Administation selbst, beruhigt sie sich, während sie dort anruft. Wenig später wird sie auf ebendiese Position befördert. Für Felicitas beginnt ein scheinbar unlösbarer Fall, der große Opfer fordern wird.
Manipulieren im Dienste des eigenen Egos (Survival- & Wirtschaftsthriller)
In Pearl Haven auf dem Wüstenplaneten Exillium handelt Jonah als „Geschäftsmann“ mit Medikamenten. Eigentlich ist ihm jedes Mittel recht, um zu überleben. Als ein Mann namens Casper ihm einen Auftrag anbietet, lehnt er jedoch ab. Er soll eine Frau auf einem interstellaren Flug und kidnappen. Das riecht nach Ärger und Tod… Doch als Jonahs Schutzengel, seine kleine Schwester und einziger Schwachpunkt Liz, in Gefahr gerät, hat er keine Wahl mehr. Eine harte Zeit – selbst für Überlebenskünstler wie ihn.
Theo Vandenbergs bestechend hübsche Assistentin Kono ist eigentlich eine digitale KI zur Kommunikation mit Geschäftspartnern und Geldgebern. Als Partnerin ihres reichen Investors ist sie bei den milliardenschweren Verhandlungen um Nebula mit der Corporation beteiligt. Dabei verfolgt sie eigene Ziele… Das Universum ist ihre Spielwiese und sie hält sämtliche Balls fest in ihrer Hand.
Die gute Nachricht zuerst: Ich habe Nebula Rising – Code Red beendet.
Die schlechte: Es pfefferte mich erneut aus der Story, aber erst ab ca. Seite 350+.
Der ewige Krieg: Gewissen vs. Geschäft
In Nebula Rising geht es um die Eroberung von unbewohnten Welten und die Sicherung von Ressourcen im Namen der Corporation. Über 240 Milliarden Menschen leben im Umkreis von 100 Lichtjahren von der Erde; Tendenz steigend. Kein Wunder also, dass die bewohnbaren Planeten längst überbevölkert sind und Lebensraum unendlich wertvoll ist. Dazu kommt, dass die Nutzung des Netzes (die Basis zur Gründung neuer Kolonien) und der Transport großer Datenmengen durch Wurmlöcher das extrem seltene Erz „Tridaterium“ verbraucht. Kurz gesagt: Die Erschließung neuer Planeten ist eine milliardenschwere Schatzsuche, die eine Finanzierung seitens mächtiger Investoren benötigt.
Was aber, wenn unsagbar wertvolles Land in die Hände weniger unbedeutender Glücksritter geriet, die, ohne Möglichkeit ihre Rechte geltend zu machen, nun über ein Vermögen verfügen, das selbst die dicksten Hunde im Geschäft aufhorchen lässt? Man versucht sie zu fressen, keine Frage. Doch die armen Schlucker abzumurksen, das widerspricht allem, woran Kenan glaubt. Und so manifestiert sich ein Kampf: Gewissen gegen Geschäft, der den Helden der Story im Kampf um ihre Überzeugung alles abverlangt.
Eine Sache der Priorität…
„Ich glaube an Kausalität. Was wir tun, hat Folgen. Folgen, deren Verantwortung wir tragen.“ – Pos. 594
So weit, so gut. Erzählerische Entscheidungen und Brennpunkte, Schauplätze & Psyche, gefielen mir gut. Etwas aussichtslos vielleicht für Siedler, die zusehends in die Opferrolle rutschen, aber dank narzisstischer Charaktere, die sich selbst ins Aus befördern, dennoch nicht chancenfrei. Spannend fand ich Felicitas Ermittlungen, die allerdings schnell – und fast ohne ihr Zutun – große Fortschritte machten. Auch Kenans anfangs noch überzeugtes „Huaahh!“ scheint zunehmend höhnisch, verbittert und verstummt schließlich vollkommen. So traten die Erzählstränge, die mich besonders interessierten, im Laufe der Story stark in den Hintergrund. Die Konsequenz war ein großes Finale der Charaktere, die mich am wenigsten interessierten.
Apropos Priorität: Vorsicht – Softspoiler!
Das mache ich extrem selten. Wie aber soll ich eine mittelmäßige Bewertung rechtfertigen, wenn ich meine Probleme mit dem Plot nicht direkt ansprechen darf? Ab Seite 350 pfefferte mich die Story raus, innerhalb einer Seite war´s für mich vorbei. Darum spoilere ich hier – as minimal as possible:
Über 350 Seiten lang ging unser Held durch seine persönliche Hölle, um sein Ziel zu erreichen. Er entkam jeder noch so aussichtslosen Situation und jedem Boss, er überwand die Zeit, hinterließ seine Familie, flog allein unzählige Lichtjahre durchs Universum, um zum großen Showdown zu kommen. Und dann dies:
Unser Held betritt den Schauplatz und sieht dort „eine schlanke Frau mit schwarzen Haaren in einem hautengen Latexdress“, die ihm als „Latextraum“ mit „Knackarsch“ völlig den Kopf verdreht. Er bemerkt: „Das war unglaublich, sie trug noch nicht einmal eine Waffe. Da war auch kein Platz, um eine im Höschen zu verstecken. Sie trug übrigens keine Unterwäsche.“. Später sind „ihre Hände voller Blut, mit denen sie sich lasziv über Brust und Bauch strich“ (sämtliche Zitate um Pos. 5553) und verblödet unmittelbar – und zwar komplett. Jonah weiß sogar: „Sie manipulierte ihn, er wusste es, war aber trotzdem nicht immun gegen das süße Gift, das sie verströmte“ und lässt sich auf Verhandlungen mit dem wohl gefährlichsten Geschoss des Universums ein. Trotz zahlreicher Alternativen und offensichtlicher Überlegenheit. Nein, nein. Dieser plötzliche Plot-Twist – oder was auch immer – …das ist doch Quark! Das hat weder unser Held, noch der Leser verdient!
Nun gut, es spricht wahrscheinlich für den Roman samt Chars, dass ich mich nach wie vor für die Hauptfiguren einsetze. Um das klarzustellen: Mich stört hier nicht die Darstellung der Frau, ganz im Gegenteil: Der Char liest sich vollkommen stimmig. Mich stört die Darstellung des Helden als Neandertaler, dem es beim Anblick einer heißen Frau plötzlich egal zu sein scheint, welche schmerzhaften Entbehrungen sein bisheriger Weg zum Ziel gefordert hat. Wo sind die Männerrechtler unter Euch?!
Fazit: Story auf Abwegen, für mich: die falsche Entwicklung.
„Der Mars war nach dem Mond der zweite Planet gewesen, der von Menschen besiedelt worden war.“ – Pos. 559 – Naja…
Nebula Rising Code Red ist ein feiner SciFi-Schinken, der im Abgang etwas sauer aufstößt. Über weite Teile des Romans lässt uns Thariot in ein spannendes Universum eintauchen, dessen Geheimnisse – reizvoll und gefährlich – überraschend tief (&) verschachtelt wirken. Konkurrierende Gruppen innerhalb dieser von Geld regierten Eroberungspolitik bieten allerhand Potenzial: Genetics, Radicals & Digitals (Pos. 1222) vertreten verschiedene Ansichten, und treten für diese teils gewaltsam ein.
Leider hielt die Story nicht, was sie zu Anfang verspricht: Die für mich spannendsten Perspektiven verliefen bald im Sand. Die Story entwickelte sich einfach in die falsche Richtung. Ein enttäuschendes Finale tut sein übriges: Irgendwie wurde ich mit der Story nicht richtig warm, auch wenn sie zeitweise fesselte. Unentschlossene 3 Sterne…
Thariots aktuelle Roman-Reihen:
Neuster Release: „2227: Extinction Phase 1“ vom 14.03.2018
(Cover zu Amazon)
Wenn dir Thariot gefällt, schau doch mal vorbei:
Nebula Rising 1
Science Fiction
kindle Indie
10.12.2017
eBook
478
Ist das Leben es wert, geopfert zu werden?
Am Anfang steht ein Gedanke. Ein Traum. Eine Illusion. Stark genug, um zu bewegen. Zu kämpfen.
Mut gedeiht. Pläne entstehen. Grenzen fallen. Verbrechen geschehen. Menschen sterben. Die Jagd beginnt.
Nebula Rising
Eine Geschichte über das Schicksal, fünf Leben und eine Idee. Mächtiger als alles andere wird sich Nebula erheben.
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