Steve Hockensmith: Weiße Magie mordsgünstig (Tarot Mysteries 1)

IMG_1229[Rezension] Steve Hockensmith Weiße Magie mordsgünstig ist ein bissiger Tarot-Krimi ohne Magie

Weiße Magie mordsgünstig ist der erste und bisher einzige auf Deutsch veröffentlichte Band der Tarot Mysteries, einer amüsanten Krimireihe rund um Esoterik und Okkultes. Band 2 und 3 sind allerdings bereits angekündigt, für mich ein guter Grund, einen Blick in die Reihe zu riskieren.

Karten, Pendel, Zauberkugel – Mord

Alanis, 36, hat ihre Mutter 20 Jahre lang nicht gesehen. Als nun ein Anwalt deren Testament vollstreckt, staunt sie nicht schlecht: Alanis erbt den Laden „Weiße Magie – gut & günstig“, der inmitten der Wüste Arizonas in einem esoterischen Wallfahrtsort steht. Ihr Leben lang war Babra eine Trickbetrügerin gewesen; Wahrsagerei und Kristallkugeln, ja, das passt zu ihr. Zu wem es nicht passt ist Alanis.

Alanis mochte ihrer Mutter nie. Doch als sie erfährt, dass ihre Mutter gewaltsam ermordet wurde, entschließt sie sich kurzerhand einen Blick in das Leben ihrer Mutter zu werfen. Vielleicht, denkt sie, haben weder Barbra, noch ihre Opfer Mitleid verdient, aber sicherlich sowas wie Gerechtigkeit.

Alanis tritt also in die Fußstapfen ihrer Mutter, schlüpft in die Identität der Kartenlegerin Miss Chance, der Autorin ihres esoterischen Ratgebers. Sie übernimmt den Laden, sehr zum Leidwesen der örtlichen Polizei, zieht in die Wohnung ihrer Mutter zu deren Mitbewohnerin Clarise. Dann nimmt sie die Kunden ihrer Mutter in Augenschein: Irgendwer in diesem kleinen Wüstendorf ist ein Mörder! Doch ihre Ermittlungen sind nicht ungefährlich.

„Herzlich Willkommen auf der dunklen Seite der Macht (…). Es könnte Ihnen gefallen. Es ist kühler hier im Schatten.“ S. 135

„Sind Sie verrückt oder ist Ihnen einfach alles scheißegal?“

Alanis ist eine außergewöhnlich bissige Ich-Perspektive. Stets den richtigen Konter auf den Lippen schlägt sie sich geschickt durch das Wüstendorf, entlockt ihrem Umfeld Infos und ist um keinen Spruch verlegen. An ihren Gedanken teilhaben zu können ist eine wahre Freude. Zynisch betrachtet sie ihr Umfeld, misstrauisch gegenüber jedem. Welche Art Mensch muss ihre Mutter gewesen sein, dass sich Alanis so entwickelt? Alanis ist furchtlos, gnadenlos nervig, selbstbewusst und schlagfertig. Irgendwie doch wie ihre Mutter?

„Sind Sie verrückt oder ist Ihnen einfach alles scheißegal?“
„Was hat denn mein Boss gesagt?“
„Ein bisschen von beidem.“ (S. 73)

Alanis´ Nasentanz

Alanis bringt Trubel ins Dorf und deckt also nach und nach all die miesen, aber auch wirklich cleveren Machenschaften ihrer Mutter auf. Im weiteren Verlauf des Buches blickt sie auf ihre Kindheit zurück. Leider nutzten sich diese Rückblicke schnell ab.

Weiße Magie mordsgünstig spicken eine Reihe übertriebener Dialoge, die mich verwirrten. Alanis, dessen vorlautes Mundwerk nach eigenen Angabe aus ihrer unerzogenen inneren Zicke heraussprudelt, ist einfach zu schlagfertig für jede Situation. Übertroffen wird dieses wahnsinnige Verhalten nur von ihren Gegenübern: Der örtliche Polizist, der ihr grundlos absolut alles durchgehen lässt. Diverse Nebencharaktere, die sich durch abenteuerliche Lügen ohne zu hinterfragen sämtliche Infos aus der Nase leihern lassen. Nein, logisch und realitätsnah ist das nicht, aber zugegeben unterhaltsam auf nahezu jeder Seite. Und so lasen sich die 352 Seiten mal eben weg.

Weiße Magie – ein Krimi ohne Magie

Weiße Magie mordsgünstig ist der Titel des Buches. Damit sagt er leider aus, um was es NICHT geht: Magie. Denn im Roman geht es um Trickbetrug, das aber dafür konsequent und in jeder Form.
Esoterik ist ein gefährliches Motiv für einen Roman, weil jeder dazu eine Meinung hat. Wie also macht der Autor das, weder positiv, noch negativ, noch ignorant mit dem Thema zu spielen? Auf jeden Fall gelingt es Steve Hockenheim mit Hilfe von Lisa Falco eine amüsant-spannende, aber manchmal etwas aufgesetzt wirkende Stimmung zu schaffen. Dennoch fehlte mir die Mystik; der Roman schien mir zu geerdet.

Das Leben ist kein Ponyhof

Weiße Magie mordsgünstig ist ein unterhaltsamer Krimi ohne Magie. Wer auf Ich-Erzählerinnen mit ordentlich Pfeffer steht, der wird an diesem kurzweiligen Ausflug in die Welt der Esoterik seine wahre Freude haben. Ich fand Alanis Verhalten (und das ihrer Umwelt) jedoch oft überzogen und unglaubwürdig für einen realitätsnahen Roman, der Alanis zwar als verrückt bezeichnet, aber diesen Schritt dann wiederum auch nicht konsequent geht.
Für mich war es die Ponyhof-Ausgabe des Lebens einer schlagfertigen Frau.

Stern3-1


[Übersicht] Steve Hockensmith mit Lisa Falco – Weiße Magie (Tarot Mystery)

1. Weiße Magie: mordsgünstig (The White Magic Five and Dime – A Tarot Mystery Book)
2. Weiße Magie: Vorsicht Stufe! (Fool me once – Tarot Mystery) – erscheint am 13.01.2017 im dtv
3. Give the Devil his Due – erscheint am 08.04.2017 auf Englisch

Weiße Magie: mordsgünstig Book Cover Weiße Magie: mordsgünstig
Weiße Magie
Steve Hockensmith mit Lisa Falco
Krimi
dtv
01.06.2015
Taschenbuch
352

Hokuspokus mit Todesfolge
Als Alanis McLachlan erfährt, dass ihre Mutter ermordet wurde, hat sie sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ihr seltsames Erbe: ein kleiner Laden für okkulten Bedarf in Arizona. Das lässt nichts Gutes vermuten – denn Alanis‘ Mutter war eine Trickbetrügerin mit zweifelhafter Karriere. Offenbar war ihre neueste Masche das Tarotkartenlegen. Wurde sie von einem betrogenen Kunden umgebracht?

Alanis beschließt, ihr Erbe anzutreten, und übernimmt mit Hilfe eines Tarot-Handbuchs das Kartenlegen selbst. In der Hoffnung, dass der Mörder an den Schauplatz seiner Tat zurückkehrt ...

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