[Rezension] Michael Grumley: Breakthrough – Großes Kino im Science-Thriller-Stil
Mit Breakthrough startet Michael Grumley´s Science-Thriller-Reihe, die im Original mittlerweile drei Bände umfasst. Beide Fortsetzungsromane werden noch 2018 bei Heyne erscheinen. Trotz des an Sci-Fi angelehnten Szenarios handelt es sich um einen bodenständigen Thriller, der als rasantes Action-Abenteuer beworben wird. Und so erwarte ich bei Breakthrough nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern vielleicht auch genremäßigen Durchbruch. Aber von vorn:
„Mach´s gut und danke für den Fisch!“
Seltsame Dinge geschehen in der Karibik, meldet der Kapitän der Alabama, eines der dort stationierten Navy-U-Boots. Erst liefern die Sender unzuverlässige GPS-Daten, weshalb ein Manöver unterbrochen werden muss. Als dann eines der High-Tech-U-Boote bei den Untersuchungen zum Fall spurlos verschwindet, greift das Militär zu weitreichenden Maßnahmen: Analytiker Clay wird als Sonderermittler von oberster Stelle vor Ort geschickt. Als Spezialist für „Elektronik & Signaltechnik“ leitet er eine Sondereinheit im Pentagon. Seine Aufgabe ist es, dem Phänomen auf die Spur zu gehen, und dabei ist jedes Mittel recht.
Meeresbiologin Alison Shaw arbeitet im Miami City Aquarium an einem Forschungsprojekt, das eine Kommunikation mit Delfinen ermöglichen soll. Als ihrem Team der Durchbruch gelingt, ist die Presse nicht weit. ISIS, das Interspecies-Interpretationsystem, wurde mit Hilfe von Fördergeldern der NASA & IBM entwickelt. Darum kann das ohnehin finanziell geschwächte Team kaum ablehnen, als das Pentagon – in Gestalt von Clay – um Hilfe beim Aufspüren des verschollenen U-Boots bittet. Doch die Delfine in die Freiheit zu lassen, hinterlässt bei Alison Bedenken: Was, wenn man ihr bei erfolgreicher Mission die Tiere entzieht? Darf diese Technologie zu Steuerung ihrer Tiere militärisch genutzt werden? Und: Welchen Gefahren sind die Tiere während der Mission ausgesetzt? Denn am Meeresgrund scheint etwas zu lauern, was das Militär als Bedrohung höchster Stufe einschätzt.
Währenddessen staunen die beiden Forscher der Halley-Forschungsstation in der Antarktis nicht schlecht, als nach einem Erdbeben ein gigantischer, kilometerweiter Riss unweit ihrer Basis das ewige Eis durchzieht. Was auch immer hier geschehen sein mag: Dies übersteigt die Grenzen eines normalen Naturereignisses um Welten.
Sehr schwacher Anfang: Hollywood mit Startproblemen
Gut, der Anfang ist etwas verwirrend: Nahtlos geht es von einem U-Boot in Not über einen Katamaran in stiller Bucht, in eine gut besuchte Delfinshow und ins Pentagon innerhalb von 20 Seiten. Ein rasantes Tempo, das im Folgenden kaum abnimmt. Die kurzen Kapitel, letztendlich 46 Stück auf nur 380 Seiten, werden zudem meist mit winzigen Cliffhangern beendet; hier heißt es: Überblick bewahren um jeden Preis.
Denn es gibt zahlreiche Handlungsorte und so wird es im Laufe des Story nie langweilig. Rasant wechselt die Stimmung zwischen Rätsel („Was ist dort geschehen?“), Militärverwicklung („Wer gegen wen?“) und dem anfangs stark befremdlichen Handlungsstrang des ISIS-Projekts, in dem es um „Wie geht´s?“-Dialoge mit Delfinen geht („Echt jetzt?!“). Zum Glück wird das verfügbare Vokabular des Übersetzers bald auf einen sinnvollen Umfang erweitert. Ab diesem Punkt wird Breakthrough aber von Seite zu Seite besser.
Reinste Popcorn-Unterhaltung: Ein Blockbuster To Read!
Breakthrough liest sich wie ein Hollywood-Film, mit allen Vor- und Nachteilen, die wir hassen & lieben. Wer also kurzweilige und actionreiche Unterhaltung liebt und dafür gern bei der Tiefe der Charaktere und wissenschaftlichen Ausführungen Abstriche macht, der ist hier richtig. Trotz kurzer Ausflüge in Astronomie, Biologie & Psychologie wird hier aber der Unterschied zu Sci-Fi deutlich: Breakthrough hört dort zu erklären auf, wo Sci-Fi gerade erst anfängt. Der Vorteil: Die 380 Seiten lesen sich wirklich in kürzester Zeit und jederzeit zwischendurch.
Natürlich wird sich vieler Klischees bedient: So verfolgt der oft aufbrausende Nationale Sicherheitsberater die „Angriff ist die beste Verteidigung“-Taktik, der Präsident scheint Spielball starker Mächte ohne eigene Meinung, und die involvierten Wissenschaftlerinnen durchschreiten einen steinigen Weg zur Anerkennung ihrer Arbeit. In Kombination mit der früher hoffnungslos idealistischen Wissenschaftlerin Alison, die sich selbst und ihrem Fortschritt aufgrund von Hemmungen & Misstrauen (durch negative Erfahrungen mit dem Militär) jederzeit selbst im Weg steht, liest sich ihr Werdegang aber flüssig und unvorhersehbar.
Fazit: Hollywoodreife Action – mit allen Vor- und Nachteilen eines Blockbusters
Breakthrough vereint Delfine, Aliens, Wissenschaft, Atombomben, Umweltkatastrophen und Militärkraft unter einem Cover zu einem rasanten Pageturner.
Anders als in Filmen üblich nutzt der Autor hier die teils dummen und unnötigen militärischen Maßnahmen zum „Staatsschutz“ für eine deftige Kritik an der fiktiven, aber auch generell kriegerischen Regierungen, die ständig zum roten Knopf zucken. Tiefe ist leider nur in Ansätzen vorhanden. Mir fehlte die Konsequenz in angedachten Ideen. Als Bezugsperson mit starker Bindung zu den Tieren, sollte Alison die Frage des Tierwohls weiter behandeln. Es gibt so vieles, was die Kommunikation mit Tieren ermöglichen könnte, aber in diesem aufregenden Thriller war in Band 1 einfach kein Platz. Breakthrough ist zu kurz, um sein volles Potenzial auszuschöpfen! Viel Stoff für Band 2: In der Tiefe, der am 12.02.2018 erschien.
Vielen Dank an den Heyne-Verlag für dieses Rezi-Exemplar.
[Übersicht] Michael Grumley: Breakthrough-Serie
1. Breakthrough (s.o.)
2. In der Tiefe (ab 12.02.18)
3. Am Abgrund (ab 10.09.18)
Breakthrough 1
Science Thriller
Heyne
11.09.2017
Taschenbuch
380
Manche Rätsel sollten besser ungelöst bleiben ...
Im Karibischen Meer muss ein U-Boot von einer Sekunde auf die andere seine Mission abbrechen. Dann verschwindet es spurlos. Die näheren Umstände sind ungeklärt. In seiner Verzweiflung wendet sich Sonderermittler John Clay an die Meeresbiologin Alison Shaw, der das scheinbar Unmögliche gelungen ist: Sie hat einen Weg gefunden, mit Delfinen zu kommunizieren. Clay schickt Alisons Schützlinge los, in der Hoffnung, die hochintelligenten Tiere könnten eine Spur des verschollenen U-Boots finden. Doch was sie auf dem Grund des Ozeans entdecken, wird die Menschheit in ihren Grundfesten für immer erschüttern...