Proxima Dying Brandon Q. Morris

Proxima Dying von Brandon Q. Morris

Proxima Dying Brandon Q. Morris [Rezension] Brandon Q. Morris – Proxima Dying (Proxima 2)

Ein neues Quartal, ein neuer Morris. Mit Proxima Dying wird das Abenteuer der Crew von Proxima Rising endlich fortgesetzt. Nach dem enttäuschenden letzten Band, der mittig im Geschehen endete, bin ich diesmal vorsichtig mit meiner Euphorie. Es kriselt zwischen uns, lieber Herr Morris. Bitte nicht noch mal.

[Proxima Dying führt Proxima Rising direkt fort. Ich spoilere in meiner Rezi den maßgeblichen Plot-Twist des Vorgängerbandes! Darum startet besser mit Proxima Rising [Rezi] in die Spinoffs.

Wenn ihr das komplette Eismond-Erlebnis haben wollt, dann fangt ihr am Besten vorn an: Hier geht´s zur Enceladus-Rezi.]

Die Suche nach dem Notsignal

Die Teens Adam, Eva & KI Marchenko erkunden noch immer Proxima b. Seit vor vielen Jahren ein Hilferuf von Proxima b auf der Erde ankam, ist es Ziel dieser milliardenschweren Mission, die Absender aufzuspüren. Kein Wunder also, dass man hier auf Nummer sicher ging und mehrere Missionen aussandte. Während die Crew der Messenger der letzten Spur eines außerirdischen Senders folgt, um die früheren Bewohner des Planeten ausfindig zu machen, brauen sich abseits düstere Gedanken zusammen. Eine zweite – gescheiterte – KI Marchenko verweilt auf dem Grunde des Ozeans und neidet seiner erfolgreichen Version vor allem eins: Die Kinder.

Dem Planeten ausgeliefert

Wie fühlt es sich wohl an, außerhalb unseres Sonnensystems zweisam zu stranden? Ohne auch nur gefragt worden zu sein, als Vertreter einer ganzen Spezies, nur zu diesem Ziel geschaffen worden zu sein, den Sender des Notrufs zu finden? Welche Last tragen die Kids durch ihr fremdbestimmtes Leben? Zwar sind sie während der Mission auf sich allein gestellt, mit Hilfe von Marchenko, doch werden sie den Planeten vielleicht nie mehr verlassen. Sie haben nur einander. Doch wie lang ertragen sie es, auf engstem Raum miteinander zu leben? Und wie geht es nach Erfüllung ihrer Mission weiter?

So weit, so gut. Leider beginnt der Roman schon denkbar schlecht, nämlich als direkte Fortsetzung unmittelbar im Anschluss an den großen Cliffhanger aus Proxima Rising. Eine Rückblende auf die Geschehnisse des letzten Bandes gibt es kaum, lediglich die Auseinandersetzung der Crew mit Marchenko 2 wird angerissen. Und schon stürzen sich Adam & Eva in die Analysedaten der Valkyrie. Mir erscheinen die Romane auseinandergerissen, als wär ein großes Proxima-Werk mit minimalen Anpassungen in mehrere Bände gerissen worden. Und so liest es sich auch: Proxima Dying liest sich wie ein ewiger Mittelteil, in dem nur zwei Ereignisse wirklich lesenswert wären; dennoch umfasst der Roman locker 344 Seiten.

Neues Genre dank Zauberstab: Science Fantasy

Dazu kommt, dass sich unter der Coveraufschrift Hard-SciFi ein verrückter Genre-Mix aus SciFi und Fantasy verbirgt. Grund dafür sind die Nanofabrikatoren, die auch im ersten Band bereits als „Zauberstab“ fungierten und KI Marchenko damit quasi unsterblich machen. Sie können innerhalb kürzester Zeit alles herstellen & reparieren. Nur Frage ich mich: Wo ist dann noch der Unterschied zu Harry Potters „Reparo!“ – oder Doctor Who´s Schallschraubenzieher? Ihr merkt, in welche Richtung das geht. Marchenkos Sensoren verleihen ihm zusätzlich ein übermenschliches Wissen, und der Roman hört auch nicht auf, dies bis an die Grenzen auszureizen.

Fazit: Selten so geärgert…

Der Einstieg in den zweiten Band der Proxima-Reihe fiel mir schwer, obwohl nicht mehr als acht Wochen (inkl. großem Weihnachtsurlaub) zwischen den Romanen lagen. Zu sehr baut der Roman auf dem Vorgänger auf, zu schnell versinken die Figuren in wissenschaftliche Rätselei, ohne überhaupt neue Ziele gesteckt zu haben.

Im Vergleich zu den Bänden der Eismond-Reihe lesen sich die Proxima-Romane zäh, konfliktfrei und ohne Highlights. Brandon Q. Morris liefert hier viele Infos mit verschwindend geringem Unterhaltungswert. Wie habe ich die faszinierenden Erstkontakt-Szenen in Enceladus gefeiert! Proxima greift hier eher auf „Grüne Männchen“-Klischees zurück, auf pubertäre Kurzschlusshandlungen, vorhersehbares Heldentum und auf das ständige Kötteln in Beutel – in bester Marsianer-Manier. Begonnene Storystränge bekommen nicht mal ein vorübergehendes Ende; sie werden einfach 300 Seiten lang totgeschwiegen.

Trotz großer Enttäuschung zwei Sterne, weil man Autor Brandon Q. Morris (bzw. Matthias Matting) neidlos anerkennen muss, dass er verdammt gut formulieren & erklären kann. Und deshalb habe ich im letzten Viertel doch noch mit Eva gezittert – bis zum wieder absolut enttäuschenden, plötzlichen Ende.

„Die neue Biografie der Dunklen Materie“ im Anhang reißt es dann auch nicht mehr raus. Ich überlege ernsthaft, mich hier aus der Reihe auszuklinken.


[Übersicht] Brandon Q. Morris – Eismond-Serie

1. Enceladus (20.01.2017) [Zur Rezi Enceladus]
2. Titan (28.03.2017) [Zur Rezi Titan]
3. Io (02.06.2017) [Zur Rezi: Io]
4. Enceladus – Die Rückkehr [Zur Rezi: E-DR]

Kurzgeschichte: Enceladus 0 (15.02.2017) [Zur Enceladus-0-Rezi]

Nach Band 4 Enceladus: Die Rückkehr splittet sich die Handlung:

1. Proxima Rising [Zur Rezi]
2. Proxima Dying (s.o.)

Die Fortsetzung „Proxima Dreaming“ soll im Mai 2018 erscheinen.

Im Februar 2018 bringt Brandon Q. Morris noch einen Einzelband mit Titel „The Hole“ ins kindle-versum.

Vor Kurzem habe ich einen Podcast mit Matthias Matting gehört: [Mission-Bestseller], Interview von Tom Oberbichler. Sehr interessant – nicht nur für Autoren!

Proxima Dying Book Cover Proxima Dying
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Ein intelligenter Roboter und zwei Menschen erforschen Proxima Centauri b, den Begleiter des uns nächstgelegenen Sterns. Ihre naiven Vorstellungen über den Verlauf der Mission erweisen sich auf diesem Planeten der Extreme schnell als falsch. Wo sind die Absender des Hilferufs geblieben, der sie dorthin gelockt hat? Weil alle anderen Spuren im Sand verlaufen, setzen die drei ihre letzten Hoffnungen auf eine Expedition ins ewige Eis. Doch die dunkle Seite von Proxima b birgt nicht nur immerwährenden Schatten und mehr Gefahren, als sie bewältigen können – sie fordert auch eine schicksalhafte Entscheidung, die den Planeten dauerhaft verändern wird. Hard Science Fiction. Brandon Q. Morris, Physiker und Weltraum-Spezialist, beschreibt die Reise der ungewöhnlichen Expedition basierend auf neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft und realen Technik-Trends. Im Anhang: Die neue Biografie der Dunklen Materie – was die Forschung über diese ominöse Substanz weiß, die mehr als vier Fünftel der Masse des Universums ausmacht.