[Rezension] Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Chroniken – live und ungekürzt (Hörbuch)
Die Känguru-Chroniken sind das erfolgreiche Erstlingswerk von Autor Marc-Uwe Kling, der jüngst mit QualityLand [Rezi] erneut einen Bestseller landete. Das ungekürzte Hörbuch der Känguru-Chroniken erhielt 2013 den Deutschen Hörbuchpreis und hat eine Laufzeit von 4:53 Stunden in 81 kurzen Kapiteln, die ursprünglich fürs Radio produziert wurden und die Marc-Uwe Kling selbst mit Live-Publikum einlas.
Das Hörbuch wurde mir dringend empfohlen, obwohl es schon etwas älter ist. Die komplette Trilogie stammt aus den Jahren 2009-2014: Känguru-Chroniken, -Manifest & Offenbarung. Aber: Band 4 „Die Känguru-Apokryphen“ erscheint am 12. Oktober 2018 – nach vier Jahre langer Pause! Da ich zzt. viel um die Ohren habe, suche ich gezielt nach Alternativen zu den von mir bevorzugten SciFi- und Fantasy-Wälzern und Neuerscheinungen, mit Laufzeiten jenseits der 20 Stunden. Zeit für neue Abenteuer & ungewöhnliche Bücher! Die Känguru-Chroniken sind für mich ein Ausflug in ein fremdes Genre, neues Terrain, ein Experiment.
Ein vorlautes Känguru in rebellischer Mission
Marc-Uwe Kling staunt nicht schlecht, als eines Tages ein Känguru bei ihm klingelt. Es möchte Eierkuchen backen, und leiht sich diverse Küchenutensilien, bevor es hinter der Tür der Nachbarwohnung verschwindet. In den nächsten Tagen sieht man sich erneut: Das australische Beuteltier verbringt seine Freizeit am liebsten auf Marc-Uwes Couch, dort, wo das Leben nichts kostet. Und so wundert den gelangweilten Autoren nicht, dass es – ohne zu fragen – bald bei ihm einzieht und sein Leben ordentlich in Schwung bringt. Dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft – und eines Trubel versprechenden Hörbuchs.
Impressionen für den kurzen Weg
Ab diesem Zeitpunkt begleitet das Känguru das Leben des Autoren, und dient im Roman als Initiator von 81 witzigen und unterhaltsamen Situationen, aus denen das Hörbuch besteht. Im Schnitt geht ein Kapitel also in etwa dreieinhalb Minuten, was sich fürs „Hören unterwegs“ auch für kürzere Strecken absolut anbietet. Etwas gewöhnen musste ich mich an Applaus und Lachen aus dem Publikum, was dem Hörbuch leider viel vom Audiobook-Charakter nimmt und eher an ein Comedy-Programm erinnert, was es ja genau genommen auch ist: Kleinkunst oder so. Zum Glück haben die Känguru-Chroniken dann aber doch mehr zu bieten:
Rebellisches Känguru & müder Autor
Die Känguru-Chroniken leben vom Zusammenspiel zweier extremer Charaktere. Das stets vorlaute und dauerhaft schnorrende Känguru verfügt über ein sehr gerissenes, rebellisches Wesen, das mit seiner Art überall aneckt und dennoch meist mit allem durchkommt. Schuld daran trägt vor allem Autor Marc-Uwe Kling als dankbarer Gegenpart, der sich in seinem Leben dermaßen gelangweilt zu haben scheint, dass er jede Abwechslung dankbar in sein Leben lässt, inklusive aller damit verbundener Probleme.
Dabei gibt sich Marc-Uwe Kling gewohnt gesellschaftskritisch und scheut auch politische und christliche Themen nicht. Das Känguru, das angibt, hauptberuflich Kommunist zu sein, und der oft belächelte Kleinkünstler raufen sich zusammen und werden ein Team. Im Verlauf der Story erkennt man kleine Fortschritte des Mieters und seines Mitbewohners, und sei es in der Form, dass das Känguru lernt zu teilen und der Autor aus seiner Lethargie auftaut. Ganz großes Kino mit liebevoller Figurentwicklung, gespickt mit einem herzhaften Schuss Situationskomik.
Fazit: Dieses Kleinkunst-Werk habe ich völlig unterschätzt!
Die Känguru-Chroniken sind kurzweilige Unterhaltung auf jedem Weg, ein besonderes Stück Literatur, das fast unbehelligt an mir vorbeigegangen wäre. Auf meiner Liste standen die Bücher schon lange und als ich nun einen Monat „Blogpause“ einlegen musste, war es für mich an der Zeit, Versäumtes – weil genrefremdes – nachzuholen. Dass ich dazu eine Rezi verfasse, war eigentlich nicht der Plan.
Aber ich habe sowohl Autor als auch Känguru lieb gewonnen. Besonders gefielen mir die experimentellen Parts des Hörbuchs, in denen der Autor mit literarischen Mitten spielt und so einige Lacher erzeugt. Den Mix aus teils saloppen Sprüchen, aber durchweg hoher Qualität durch tiefe Auseinandersetzung der Charaktere mit jeder Situation, habe ich so noch nie gesehen. „Literatur soll Spaß machen“, schreit das Buch auf jeder Seite und hat dabei so recht.
Die Känguru-Chroniken haben mir sehr gefallen, wenn auch mich nicht restlos begeistert, da mir auf Dauer doch der rote Faden, der Fortschritt der Story, ein durchgängiger Plot fehlten. Dennoch habe ich mich nach Ende des ersten Bands sofort in den zweiten gestürzt. Und welch schöneres Kompliment kann man einem Roman noch machen?!
[Übersicht] Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Werke
1. Die Känguru-Chroniken
2. Das Känguru-Manifest
3. Die Känguru-Offenbarung
4. Die Känguru-Apokryphen (erscheint am 12. Oktober 2018)
Die Känguru-Chroniken
Die Känguru-Werke 1
Unterhaltung, Humor
Hörbuch Hamburg
12.07.2012
Hörbuch: ungekürzt und live
4 Std 53 Min
Marc-Uwe Kling lebt mit einem Känguru zusammen. Das Känguru ist Kommunist und steht total auf Nirvana. Die Känguru-Chroniken berichten von den Abenteuern und Wortgefechten des Duos. Und so bekommen wir endlich Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit: War das Känguru wirklich beim Vietcong? Und wieso ist es schnapspralinensüchtig? Könnte man die Essenz des Hegelschen Gesamtwerkes in eine SMS packen? Und wer ist besser: Bud Spencer oder Terence Hill?