Das Labyrinth von London Benedict Jacka Alex Verus 1

Das Labyrinth von London von Benedict Jacka (Alex Verus 1)

Das Labyrinth von London Benedict Jacka Alex Verus 1 [Rezension] Benedict Jacka: Das Labyrinth von London (Alex Verus 1)

Das Labyrinth von London ist der Auftakt der Alex-Verus-Serie vom britischen Autoren Benedict Jacka. Seit Jahren steht die Serie auf meiner Urban-Fantasy-Leseliste, doch konnte ich mich nie dazu aufraffen, die mittlerweile acht dicke Bände umfassende Serie auf Englisch zu beginnen. Umso glücklicher bin ich nun, da blanvalet sich dieser feinen Reihe annimmt: Auf in ein neues magisches Abenteuer! 

Plötzlich im Rampenlicht

Seit Jahren hat Alex Verus mit Magie nicht viel am Hut. Große Worte für den Besitzer des „Arcana Emporium“, einem kleinen Laden für magisches Werkzeug im Londoner Stadtteil Camden. Doch das meiste davon ist besseres Zauberkasten-Zubehör: Kräuter, Glaskugeln und Tricks. Nur in einer Kammer hinter dem Laden gibt es echte magische Gegenstände. Sie zu finden, dafür beschäftigt Alex eine Angestellte: Luna ist ein magisch begabtes Mädchen, dessen Familie mit einem schlimmen Fluch belegt wurde. In seiner kleinen Welt, fernab des magischen Trubels ist Alex glücklich. Bis ein Mitglied des Rats ihn aufsucht. 

Denn der Rat hat ein Artefakt der Vorboten gefunden, eine Statue, die beim Versuch sie zu öffnen bereits viele Opfer gefordert hat. Man vermutet, in ihr befände sich ein Schicksalsweber, ein mächtiger Stab, der seinem Besitzer unfassbare Macht zuspricht. Doch ihn zu bergen bedarf es eines Wahrsagers. Kein Wunder, dass sich in den folgenden Tagen Magier jeder Seite vor Alex´ Laden tummeln: Die Mitglieder des Rats versuchen ihn anzuwerben, die Schwarzmagier ihn zu versklaven, manch´ Geschäftsmann ihn zu bestechen und Luna zu kidnappen. Alles dreht sich um den letzten verbleibenden Wahrsager (die anderen haben sich klugerweise aus dem Staub gemacht) – und Alex beschließt: Angriff ist die beste Verteidigung. Nun versucht er, den Schicksalsweber zu bergen. Denn keine der Seiten hat diese mächtige Waffe verdient. 

Magischer Held ohne Superkraft

Von allen Magiearten dieser Welt ist Alex Verus ausgerechnet die Wahrsagerei zugefallen, die schwächste aller Kräfte in der Disziplin, in der sich Magier üblicherweise behaupten: Dem direkten Duell. Und so hat Alex früh gelernt, um sein Leben zu rennen. Als Lehrling eines Schwarzmagiers floh er von seinem Meister. Jahrelang hielt er sich versteckt. Doch als man ihn nun aufspürt, kann er nicht einfach fortlaufen. Luna, seine Angestellte und Schützling, ist ebenso in Gefahr wie er. Denn sie barg vor kurzem einen blutroten Würfel aus einer Ruine, der nicht weniger mysteriös erscheint als die Ereignisse um sie herum. Wie aber soll Alex sich gegen die Assassinen, Schwarzmagier, Elementmagier und ihre magischen Schergen behaupten? Wie kann er, der stets Opfer mächtigerer Zauberer war, Luna und sich beschützen? Der Schlüssel liegt vielleicht in seinem magischen Werkzeug, vielleicht in seiner Hellsicht, seiner Cleverness oder seiner Motivation: Denn im Gegensatz zu den anderen hat er etwas zu verlieren. 

Und so spaltet sich die magische Gesellschaft, zu der Mitglieder des Rats gleichermaßen gehören wie die Schwarzmagier, in zwei Lager: Die, die den Schicksalsweber für sich haben wollen, und die, die ihr Leben verlieren, wenn sie es nicht schaffen, den Schicksalsweber ihrem Meister auszuhändigen. Nur eins haben alle gemeinsam: Sie brauchen Alex Verus, um den Stab zu erlangen. Doch Alex will keiner Seite helfen. Die Schwarzmagier hatten ihn gejagt, als er von seinem Meister floh, und der Rat hatte ihm nicht geholfen, als er um Hilfe bat. Zudem würde zu große Macht in den falschen Händen auf jeden Fall einen Krieg auslösen, und dann wäre niemand mehr sicher. Was also tun? 

Magie für Fortgeschrittene: Zauber, Flüche und Visionen

Wenn ihr diese Rezi lest, fühlt ihr euch in der magischen Welt mit Sicherheit heimisch. Ihr habt bereits etliche Reihen gelesen, die mal klassischer, mal moderner allerhand Zauber in ihrem Repertoire hatten. Doch Alex Verus ist anders. Seine Art der Magie, das Hellsehen, ist eine im Vergleich zur Elementmagie sehr feine Art des Übersinnlichen. Und so ist die Ich-Perspektive hier die perfekte Wahl. Während Protagonisten fremder Fantasy-Reihen sich ihren Weg durch verminte Labyrinthe feuern, geht er in sich. In seiner Sicht (einer Art „Sherlocks Gedankenpalast“) hat er Zugriff auf Tausende Zukunftsstränge, mit Hilfe derer er den richtigen Weg finden kann. Als Preis dafür ist er gezwungen, seinen eigenen und den Tod geliebter Menschen bei jedem falschen Schritt immer wieder zu sehen. Eine schwere Bürde. 

Schnell liest man sich in die Feinheit dieser Magie ein und empfindet bald die Schatten- und Feuerattacken der Feinde stümperhaft plump. Diese Kunstbanausen! Dagegen muss man halten, dass eine Fantasy-Reihe mit einem Protagonisten, der im Grunde nur einen Zauber beherrscht, ohne Kontra auch schnell eintönig werden könnte. Aber Alex Verus konnte mich mit seinem Feingespür für die Wahrscheinlichkeitsmagie wirklich begeistern. 

Willkommen in Jackas Figurenkabinett

Ein weiteres Element vertreibt die Eintönigkeit in Das Labyrinth von London. Denn Benedict Jacka bedient sich zur Ausschmückung seiner Welt ganz zauberhafter Motive und Charaktere. Diese sind mal mehr, mal weniger gut gemacht. 

Mein Lieblingscharakter ist das Mädchen Luna, das nicht berührt werden darf. Ein Fluch liegt auf ihrer Familie, der von Generation zu Generation weitervererbt wird. Man bezeichnet ihn als Unglücksfluch, obwohl er eigentlich das Gegenteil ist: Er wendet Unglück von Luna ab, überträgt es aber auf Menschen in ihrer Nähe. Da sie niemandem schaden will, bleibt Luna deshalb ewig allein. 

Das Alex-Verus-Universum bevölkern zusätzlich allerhand magische Wesen und Kreaturen, die mal klassische Fabelwesen (Pegasus, Einhörner (nicht nett und flauschig)), mal alptraumhaft oder zauberhaft sind. Auch wenn die Verrücktheit der Verbündeten oft wundervoll beschrieben ist, zerstört eine zu schlichte Namenswahl hier manchen Überraschungsmoment: Die seitenlange Spannungsmache vor dem Anblick der Kreatur „Arachne“ verstehe ich nicht. Und auch der Luftelementar, mit dessen Hilfe Alex sich fortbewegt, hat fein ausgeklügelte Charaktereigenschaften und einen recht klischeehaften Namen: Starbreeze…

Das Labyrinth von London Benedict Jacka Alex VerusSchickes Paperback mit Extras

Zu bemerken gibt es noch das schicke senfgelbe Gewand, in dem das 410 Seiten starke Paperback, praktisch und kantig, in die Läden kommt. Denn in den vorderen & hinteren Klappen des Umschlags befinden sich (leider identische) Karten von London. Auch Cover & Rücken versprühen Vintage-Flair: Ein Hingucker im Bücherregal. Was mir nicht gefällt ist der PR-Print auf der Rückseite: Dieser legt einen Vergleich von „Das Labyrinth von London“ mit Ben Aaronovitchs „Flüssen von London“ nahe. Warum ich diesen Vergleich völlig unverständlich, wenn nicht sogar unklug finde, werde ich euch zeitnah in einem zusätzlichen Beitrag erklären… Es bleibt zu sagen:

Fazit: Düsteres Urban-Fantasy-Abenteuer mit außergewöhnlicher Magieform

Das Labyrinth von London ist eine Urban-Fantasy-Reihe aus einem verträumten London, in dem die bösen Schwarzmagier und die Mitglieder des Rats einen unerbittlichen Machtkampf führen. Um ihre Macht auszubauen brauchen sie ausgerechnet die Hilfe des Außenseiter Alex Verus´, der über viele Jahre nur Opfer oder Gejagter beider Seiten war. 

Im ersten Band der Alex-Verus-Reihe findet man leicht Einstieg in Alex´ außergewöhnliche Zauberkraft: Als Hellseher beherrscht er die Wahrscheinlichkeitsmagie, eine feine Art der Zukunftsvorhersage, die er jederzeit clever nutzen muss, um gefährlichen Situationen zu entkommen. In dieser bunt bevölkerten Welt, in der seine Feinde viel stärkere Zauber der Elementar- oder Todesmagie beherrschen, ist Alex daher ständig auf der Flucht. Schlechte Voraussetzungen für einen Bestseller: Ein Held in Opferrolle mit dem Ziel, zu überleben, ausgerüstet mit dem schwächsten aller Zauber, flieht durch London? 

Tatsächlich…

…ist das viel spannender, als es klingt. Denn Alex ist clever und an seiner Seite hat er Luna, die zwar still ist, aber auch extrem entschlossen ist. Der Roman lebt von einer allgegenwärtigen Spannung, einem Mitfiebern für dieses ungleiche Paar, dem Wissen um unsichtbare Gefahren: Im Labyrinth wimmelt es von Fallen, es gibt unsichtbare Wesen. Man vermutet Verräter und Jäger. Wann wird Alex Verus seine Vergangenheit einholen? Und wer steht auf wessen Seite – und wie lang? Dabei gefällt mir vor allem auch, dass die Reihe keinen Fokus auf Romantik legt, was nicht heißt, dass es keinen Platz für Munkeleien gibt. Aber die Wahrheit liegt im Düsteren verborgen, wie alle Geheimnisse dieser verwobenen Story. 

Vielen Dank an blanvalet für dieses Rezi-Exemplar!


Zu Amazon:


[Übersicht] Benedict Jacka: Alex Verus

1. Das Labyrinth von London (2018), Original: Fated (2012)
2. Cursed. (2012)
3. Taken. (2012)
4. Chosen. (2012)
5. Hidden. (2014)
6. Veiled. (2015)
7. Burned. (2016)
8. Bound. (2017)
9. Marked. (2018)
10. Fallen (erscheint am 6.6.2019).

…Reihe bisher nicht abgeschlossen…

 

Das Labyrinth von London Book Cover Das Labyrinth von London
Alex Verus 1
Benedict Jacka
British Urban Fantasy Abenteuer
blanvalet
16.07.2018
Paperback mit Karte im Umschlag
416

Ein Magier mit dunkler Vergangenheit, der die Zukunft sehen kann.

Willkommen in London! Wenn Sie diese großartige Stadt bereisen, versäumen Sie auf keinen Fall einen Besuch im Emporium Arcana. Hier verkauft der Besitzer Alex Verus keine raffinierten Zaubertricks, sondern echte Magie. Doch bleiben Sie wachsam. Diese Welt ist ebenso wunderbar wie gefährlich. Alex zum Beispiel ist kürzlich ins Visier mächtiger Magier geraten und muss sich alles abverlangen, um die Angelegenheit zu überleben. Also halten Sie sich bedeckt, sehen Sie für die nächsten Wochen von einem Besuch im Britischen Museum ab und vergessen Sie niemals: Einhörner sind nicht nett!

»Urban Fantasy im Stil von Ben Aaronovitch …«

Geek! (16.02.2018)

(Quelle: randomhouse.de)