[Rezension] Axel Kruse: Luna Incognita – Ein Weltraum-Piraten-Abenteuer
Luna Incognita ist mein zweiter Roman aus Axel Kruses Universum. Frei nach Robert Louis Stevenson erfindet Axel Kruse in Luna Incognita „Die Schatzinsel“ neu. Jim Hawkins wird durch wundersame Ereignisse in ein Weltraum-Piraten-Abenteuer gezogen, in eine gefährliche Schatzsuche jenseits des Erdprotektorats, wo nicht nur Menschen und Nichtmenschen, sondern auch den vergangenen Krieg betreffende Ansichten aufeinandertreffen.
Ein ungebetener Gast im Admiral Benbow
Jim Hawkins´ Mutter führt das Gasthaus Admiral Benbow in Lunapolis. Eines Tages betritt der Kaperfahrer Billy Bones das Gasthaus. Er brüstet sich damit, einst in der Crew der WALROSS unter dem sagenumwobenen Kapitän Flint gefahren zu sein. Bones erzählt dem Jungen von seinen Abenteuern, den Erlebnissen als gefeierter Kriegsheld; Geschichten, die jedes Kind auf Terra kennt. Er erzählt ihm von Flints legendärem Schatz, der seit seinem Tod verschollen ist. Und von seiner ehemaligen Crew, die nun danach sucht.
Bones weiht Jim schließlich in den Plan ein, den Schatz zu finden. Nur so kann der gesundheitlich angeschlagene Kapitän auf eine Behandlung in einem Krankenhaus außerhalb des zerbombten Lunas hoffen. Doch seine Pläne scheitern, als die ehemalige Crew in das Gasthaus einfällt und die Anwesenden tötet. Jim überlebt, in seiner Tasche: Der Speicherstick mit den Koordinaten von Flint´s Schatz und eine Karte zu seinem Versteck auf Luna Incognita.
Die Schatzsuche beginnt: Luna Incognita
Die Koordinaten führen weit hinaus, aus dem Erdprotektorat bis in die Welten des Brand´, einem Gebiet, in dem alle Sonnen ausgebrannt sind. Eine Region, in die bisher kaum ein Mensch vorgestoßen ist. Dort liegt Luna Incognita, der von einer Atmosphäre umgebene, erdgroße Mond eines Gasriesen.
Der Mond birgt einige Tücken, doch dies ist nicht das einzige Problem, dem sich Jim & seine Crew an Bord seines gecharterten Raumschiffs nun zu stellen hat. Denn für Missionen ins Ungewisse, bis an den Rand der Rim, finden sich nur wenige anständige Söldner. Und was die Terraner seit dem Krieg durch Propaganda über die Nichtmenschen hörten, erzeugte allerhand irrationale Ängste. So sieht sich der menschliche Part der Mannschaft schnell mit unbekannten Situation konfrontiert, die ständig zu eskalieren drohen. Es droht Meuterei! Und Jim beginnt nachzudenken und zu korrigieren: Jagt er einem falschen Feindbild hinterher?
Die Angst vor dem Unbekannten
In Luna Incognita treffen stark vom Krieg geprägte Charaktere, Veteranen einer zerbombten Welt, mitsamt ihrer Zweifel, Ängste und Vorurteile aufeinander. War es doch über viele Jahre der Glaube an die eigenen Ideale, der ihnen Kraft gab.
Jim erlebte die Kriegszeit als Junge, der im Gasthaus seiner Mutter in Lunapolis über Jahre einseitige Informationen bekam. Sein daraus resultierendes Weltbild gerät während der Schatzsuche in Luna Incognita ins Schwanken. Denn erstmals begibt er sich aus seiner „Bubble“ in Lunapolis heraus, trifft auf Fremde & Nichtmenschen und wird direkt mit seinen Ängsten konfrontiert. Es liegt nun an ihm, eine Seite zu wählen: Wählt er die Gemeinschaft der unbelehrbaren & irrationalen Fremdenfeindlichkeit oder zeigt er sich weltoffen, unabhängig & realistisch, auch wenn er zugeben muss, sich geirrt zu haben?
Fazit: Ereignisreiche SciFi-Schatzsuche mit allerhand Denkstoff
Wie bereits Kirkasant (dort ging es um ein Referendum) widmet sich auch Luna Incognita einem politischen Thema, diesmal: Fremdenfeindlichkeit, und arbeitet es in perfekter Dosis in reinsten SciFi-Stoff ein. Erneut bin ich überrascht & beeinduckt, wie vollständig, durchdacht & ereignisreich sich die schmalen Büchlein anfühlen, die Axel Kruse bei Atlantis veröffentlicht. Dabei geht es rätselhaft, aber auch vielschichtig zur Sache. Axel Kruse hat einen Schreibstil, bei dem es nicht viele Seiten braucht, um ein rundes und vielsagendes Abenteuer zu schreiben.
Am Ende bleibt noch zu sagen, dass ich den Anfang etwas zu lang & das Ende zu kurz empfand. An einigen Stellen hätte ich mir ausführlichere Hintergrund-Infos gewünscht; Flora & Fauna des Planeten kamen hier etwas zu kurz. Zudem werde ich das Gefühl nicht los, dass es ein Roman übergreifendes Rätsel rund um die Vegetation der Planeten bzw. Monde gibt, die in Kirkasant und Luna Incognita angedeutet, aber nicht aufgeklärt werden. *Lupe zück* Ich bleibe dran!
[Vielen Dank an Axel Kruse für dieses Rezi-Exemplar.]
(Cover zu Amazon)
[Zu meiner Rezi: Kirkasant]
… und wie geht´s weiter?
Am 1.3.18 erscheint „Ceres“ im Atlantis-Verlag. In politisch unruhigen Zeiten verstirbt ein wichtiger Industrieller. Die Nichtmenschen werden des Mordes bezichtigt. Ein Fall für Ceres Police.
Science Fiction
Atlantis Verlag
10.03.2017
Schickes Hardcover
160
Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson, wer kennt sie nicht? Hier kommt sie in neuem Gewand.
Die faschistische Erdregierung wurde von den Aliens in die Knie gezwungen. In der Ideologie der Verlierer fühlt sich Jim Hawkins sichtlich wohl. Für ihn sind die Aliens an allem schuld: Am verlorenen Krieg sowieso, an der Arbeitslosigkeit, der wirtschaftlichen Misere und überhaupt … Er ist zwar noch nie einem Alien persönlich begegnet, aber seine Meinung steht unverrückbar – oder doch nicht? Denn dann erlebt er ein Abenteuer, das seine Einstellung hart auf die Probe stellt, und nach und nach kommen die Selbstzweifel, die sein Weltbild infrage stellen.