[Rezension] Graham Moore – Die letzten Tage der Nacht
Die letzten Tage der Nacht ist ein literarisch aufgearbeitetes Stück Wissenschaftsgeschichte aus der Feder des „Imitation Game“-Drehbuchautoren Graham Moore. Das Hörbuch wird von David Nathan gelesen und ist auf 7 Stunden gekürzt.
New York geht ein Licht auf
New York. 1888. Es ist bereits spät, als Anwalt Paul Cravath in Thomas Edisons Haus eingeladen wird. Paul wundert sich, vertritt er doch die Gegenseite vor Gericht. Denn seit einiger Zeit gibt es einen Rechtstreit um Patente: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und dort, in Thomas Edisons Haus, erfährt Paul von den Plänen des Erfinders, ganz New York künstlich zu beleuchten. Ein Milliarden-Dollar-Projekt. Edison ist bereits jetzt ein mächtiger Mann. Und er stellt Paul die alles entscheidende Frage: Auf welcher Seite möchte Paul stehen, wenn der Krieg um die Elektrizität entbrennt?
„Wir werden alle in der Hölle schmoren“, sagte Paul. „Und wir alle haben es verdient.“ Kap.94
Als junger und unerfahrener Paul Cravath vertritt George Westinghouse im Streit um die Patente. Was als juristischer Zweikampf beginnt, entwickelt sich bald zum Rundumschlag. Denn an dem Erfindungsweg, der beschritten werden musste, bis die erste Glühbirne in amerikanischen Haushalten zu leuchten begann, waren weit mehr Leute involviert. So basieren die Ausführungen zur Umstellung von Gleich- auf Wechselstrom Nicola Tesla, dem stärksten Verbündeten in diesem Kampf. Doch wer wird ihn für sich gewinnen?
Strom ist eine Waffe; denn Strom ist Geld.
Dazu häufen sich die gesellschaftlichen Probleme der damaligen Zeit: Misstrauisch betrachten die Menschen die Erfindung der Elektrizität, weil sie sie nicht verstehen. Die Aufklärung der Bürger ist eine wichtige Angelegenheit, doch wie soll man die Masse von einer Idee überzeugen, während im unerbittlichen Ideenkrieg gleichermaßen die Angst der Unwissenden instrumentalisiert wird?
Trotz aller historischer Randinfos ist Die letzten Tage der Nacht ein charakterbasierter Pageturner, der von seinen eigenwilligen Erfindercharakteren lebt: Ob Eigenbrödler oder Ideenfabrik, ob Wohltäter oder Publikumsliebling, intriganter Geschäftsmann oder Familienmensch. Hier kommt jeder irgendwann unter die Räder, und das zog mich wie ein Magnet durch die twistreiche Story. Dazu lernt man allerhand über die Elektrizität, über Gleich- und Wechselstrom – und den Weg bis zur funktionierenden Glühlampe. Dann war die Story auch schon vorbei; ein historischer Krimi mit vielen Infos in Kurzform?
Fazit: Überraschend starker Wirtschaftskrimi mit Physikwissen
Die letzten Tage der Nacht ist ein spannender Wirtschaftskrimi um die Anfänge der Elektrizität im New York der 1880er Jahre. Neben einer abwechslungsreichen Story bietet der Roman allerhand clever eingebundene Infos zu diversen Erfindungen dieses Zeitalters. Die Charaktere sind außergewöhnlich gut getroffen (auch von David Nathan). Vor allem fesselte mich die Story um die Opernsängerin Agnes Huntington. Wer der Story wirklich folgen möchte, der sollte erst nach Ende des Romans googlen. :) Das Ende des Romans war mir dann doch etwas zu lang und zu episch. Die letzten Tage der Nacht ist ein überraschend vielseitiger Krimi ohne viele Seiten.
[Zu Amazon; auch bei Spotify]
Historischer Wirtschaftskrimi um wiss. Erfindung
Bastei Lübbe Audio
16.02.2017
Hörbuch von David Nathan
7 Stunden 2 Minuten
New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache steht Edison und seinem Monopol im Weg, sein Konkurrent George Westinghouse. Zwischen den beiden Männern entbrennt ein juristischer Kampf, es geht um die Milliarden-Dollar-Frage: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und wer hat also die Macht, ein ganzes Land zu elektrifizieren?