[Rezension] Jon Skovron: Empire of Storms 2 – Schatten des Todes
Schatten des Todes ist der zweite Band der Empire of Storms-Reihe von Jon Skovron. Mit „Pakt der Diebe“ hat das blutrünstige Fantasy-Epos mit Piratenflair bereits mein Bücherregal geentert. Kein Wunder, dass ich nun wissen muss, wie die tragische Story rund um das Krieger-Mädchen Hope und den mit ihr durch Schicksal verbundenen Straßendieb Red weitergeht. Dennoch ist Empires of Storms kein Romantasy, – im Gegenteil: Es bricht ganz bewusst mit typischen Fantasy-Strukturen. Aber von vorn.
Leider ist der Ausgangspunkt der Handlung von Empire of Storms 2 – Schatten des Todes der große Plot-Twist am Ende des ersten Romans; Band 2 schließt also direkt ans Ende von Teil 1 an. Darum der ausdrückliche Hinweis:
[Meine Rezension wird die Handlung des Vorgängers „Empire of Storms 1 – Pakt der Diebe“ spoilern. Bitte startet mit dem ersten Band in die Reihe.
Zur Rezension des ersten Bandes: Empire of Storms 1 – Pakt der Diebe geht´s hier.]
Piratenabenteuer unter neuer Flagge
Bleak Hope hat es sich zum Ziel gesetzt, den Einfluss und die Experimente der Biomanten im ganzen Imperium zu unterbinden. Als Piratin segelt sie unter dem Namen „Dire Bane“ an Bord der „Krakenjägerin“ und greift mit ihrer Crew vor allem die imperiale Marine und Schiffe mit Biomanten an. Das Mädchen Jilly, das sich als Junge verkleidet freiwillig zur Marine meldete, um nach ihrer verschollenen Mutter zu suchen, befindet sich auf einem der überfallenen Schiffe. Die Crew der Krakenjägerin nimmt sie bei sich auf. Bald treffen die Piraten auf ein Lager der Biomanten, in dem das bisher grausamste Experiment des Imperiums durchgeführt wird. Hunderte Mädchen wurden dafür verschleppt. Die Piraten beschließen, diesem Horror ein Ende zu bereiten.
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert…
Nachdem Red seine Freiheit für Hopes Leben eintauschte, lebt er als Lord Pastinas von Hohlfall im Palast des Imperators. Unterhalb des Palastes, wo die Biomanten ihre Waffen, Experimente und Kreaturen beherbergen, bilden sie ihn heimlich zur ultimativen Waffe aus. Tagsüber frönt er dem Leben des Adels, verbringt die Zeit mit Thronfolger Prinz Leston, dessen Vater von den Biomanten kontrolliert und am Leben erhalten wird. Der goldene Käfig des Adels langweilt ihn, bis mehrere Ereignisse seine Neugier wecken. Eine Mordserie erschüttert die Stadt. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten trifft eine Gesandte des bedrohlichen Landes Aukbontar ein. Und Red scheint eine Verbündete am Hofe des Imperators gefunden zu haben, die sich dem Einfluss der Biomanten ebenso zu entziehen versucht wie er.
It´s Magic?! Bio-Magie vs. Technischer Fortschritt
Für das Imperium ist das Auftauchen der Gesandten aus Aukbontar eine unberechenbare Gefahr. Denn anders als im Imperium der Stürme gibt es in Aukbontar Technik statt Magie. Ihre Fortbewegungsmittel verfügen über Motoren, ihre Schiffe sind aus Stahl. Sie haben ein Verfahren entwickelt, was ihnen ermöglicht, Nahrungsmittel über ein Jahr lang haltbar zu machen. Sie arbeiten als Maschinisten und ihre Volksvertreter werden gewählt. Es gibt keinen Adel, die Frauen tragen Hosen. In Aukbontar vertraut man auf die Wissenschaft und die Naturgesetze, doch wie passen die Machenschaften der Biomanten in dieses Schema? Mit ihrer magischen Manipulation von DNA und allen Lebens widerspricht ihre Technik allem, an das die Aukbontarier glauben.
Starke Frauen: Über die Paradieskehre vs. den Imperiale Hof
Der tägliche Kampf ums Überleben in der Paradieskehre, der Gosse des Imperiums, ist seit dem letzten Band noch schwerer geworden. Als Nessel in ihre Heimat zurückkehrt, wurde die Kehre von einem grausamen Anführer übernommen. Nicht nur Armut, Kriminalität und Verfall trennen die Kehre vom Imperialen Hof. In der Kehre gilt das Gesetz des Stärkeren, uneingeschränkt. Und während es unter Adeligen noch immer verpönt ist, sollte eine Frau einen Mann zuerst ansprechen, so bringt die Gosse ausschließlich Kämpferinnen hervor. Fast alle Piratinnen der Krakenjägerin hat die Kehre geprägt. Empire of Storms 2: Schatten des Todes ist zeitgleich ein Roman über starke Frauen, die sich ihren Weg ebnen und gegen eingefahrene Muster ihrer Gesellschaft ankämpfen.
Fazit: Perfekter Bruch mit allen Erwartungen
Empire of Storms 2: Schatten des Todes führt in gewohnter Piraten-Splatter-Manier das spannende Abenteuer der Protagonisten Hope & Red fort. Im zweiten Band wird die magische Story rund um das Imperium der Stürme um einzigartige Charaktere, eine gute Prise Feminismus und tiefe Selbstzweifel konfliktgetriebener Protagonisten erweitert. Auch „Schatten des Todes“ ist nichts für schwache Nerven oder Mägen, und mit über 600 Seiten mit Sicherheit auch keine Option für Gelegenheitsleser. Hier kommen Fantasy-Fans auf ihre Kosten, die glaubten, bereits alles schon gelesen zu haben.
Besonders gut gefallen hat mir, wie der Autor mit den Erwartungen der Leser spielt. Der Originaltitel „Bane & Shadow“, der im Grunde die Versionen 2.0 von „Hope & Red“ (Band 1) darstellt, klingt nach dem typischen Titel einer Lovestory. Die Biomanten mit ihrer „Kontrolle alles Lebenden“ klingt in ihrer Art wie Magie. Im neuen Band treffen sie auf ein technisch weit entwickeltes Nachbarland, das trotz offensichtlichem Kontrast recht gut in die Story passt. Und auch innerhalb der oberflächlichen Adelsgemeinschaft finden sich tiefe Charaktere, die nach Revolution schreien. Nicht zuletzt brechen die kauzigen Piraten der Krakenjägerin mit ihren unkonventionellen Methoden alle Klischees. Eigentlich kein Wunder, dass auch das Ende des Romans meinen Erwartungen in keinster Weise entspricht. Aber selten hat mich das so sehr begeistert wie hier.
Vielen Dank an den Heyne-Verlag für dieses Rezi-Exemplar.
[Übersicht] Jon Skovron – Empire of Storms
1. Pakt der Diebe [Rezi]
2. Schatten des Todes
Vorschau auf Band 3: Blood and Tempest
Der Original-Titel des dritten und abschließenden Titels der Empire of Storms-Trilogie ist „Blood and Tempest“, also „Blut und Sturm“. Der Roman wird am 28.11.2017 auf Englisch erscheinen – und hoffentlich nächstes Jahr bei Heyne! =) Klappentext:
„Blood and Tempest is the final novel in Jon Skovron’s acclaimed Empire of Storms fantasy trilogy, an epic tale of vengeance and revolution.
Still reeling from the events on Dawn’s Light, Hope struggles to understand what it means to be a warrior who has vowed to never again take up a sword. Her search for enlightenment gives her mastery of surprising new abilities, which leads her to uncover some disturbing clues about the true origin of the empire.
Red has excelled in his new role as an imperial spy. Now he’s been assigned to the one task he’s desired all along: recruiting Hope and Brigga Lin to help rid the empire of the council of biomancery once and for all.
But the council have set their own plans in motion. Their increasingly tenuous grip on the empire has left them desperate and willing to do anything to maintain their power . . .“ (Quelle: „Blood and Tempest“ bei Amazon)
Empire of Storms 2
Piraten-Fantasy-Epos
Heyne
9.10.2017
Paperback
609
Das Imperium der Stürme ist ein gewaltiges Reich, das von einem gottgleichen Kaiser regiert wird - und von den Biomanten, mächtigen Zauberern, die einen Menschen mit nur einem Wimpernschlag töten können. Der junge Straßendieb Red soll von ihnen zum Assassinen ausgebildet werden, im Gegenzug dafür schenkten die Magier seiner großen Liebe Hope die Freiheit. Noch während Red versucht, das Spiel der Intrigen und Ränke am Kaiserhof mitzuspielen, segelt Hope als Piratenkönigin Dire Bane die Küste entlang. Doch dann stößt sie auf eine gewaltige Verschwörung der Biomanten, die Red in tödliche Gefahr bringt. Eine Verschwörung, die sogar das Imperium der Stürme in den Untergang reißen könnte ...
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