Mein Lesejahr 2016 – Best Of …
Ein literarischer Jahresrückblick a la Mein Lesejahr 2016 samt Statistiken fällt bei mir nicht leicht. Je weiter man den Begriff Literatur fasst (und wie ihr wisst, bin ich für jedes Experiment offen), desto schwieriger fällt das Zählen der Seiten. So tummeln sich zwischen den Romanen auch mittlerweile Storygame-Rezis, Buchreisen, Eindrücke von Serien, unsortierte Gedanken und News. Seitenzähler haben bei mir also keine Chance. Beitragszähler schon: 187 Beiträge, allein 111 klassische Rezis + 12 alternative Rezis waren es bis 31.12.2016.
Das längste Buch, was ich gelesen habe, war Die Reise von Jens Bormann mit 664 Seiten. Das meist gehörte Album „Theatre is Evil“ von Amanda Palmer. Was ich mir hätte sparen können: Horst Lichters „Keine Zeit für Arschlöcher“, um seinen Rat zu befolgen. Meine größte Enttäuschung war Transport 2: Todesflut von Phillip P. Peterson, weil Band 1 so unglaublich gut war. Und das beste Buch 2016? Darüber muss ich noch ein paar Absätze lang nachdenken.
Änderungen: Krearchiv 2.0 seit August
Dass mein Blog irgendwie anders wird, wusste ich von Anfang an. Als ich im August 2016 mein chaotisches Blogsystem auf zwei Beiträge pro Woche nach Genre umstellte, war mir klar, dass der Blog viel Zeit fressen würde. Science Fiction-Romane haben halt selten 200 Seiten, und ein Douglas Adams liest sich nicht wie eine Teenyromanze. Insofern habe ich es mir in der Nische meiner Nische bequem gemacht und liefere von hier aus zwei Beiträge pro Woche, größtenteils Genre-Rezis, manchmal Themenaktionen und lese nur das, woran ich wirklich doll Spaß habe.
Dienstags Britisch (oder) Fantasy
Freitags Science (oder) Fiction
Und hier liegt auch schon die zweite Neuerung: Ich lese jetzt auch Sachbücher. Dabei picke ich mir interessante Themen, meist „irgendwas verrücktes mit Physik“ heraus, das leicht erklärt wird und Spaß macht. In diesem Jahr war das z.B. Wissenschaftskabarett wie Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln von den Science Busters. Im übrigen das Buch, was mich von allen je gelesenen am meisten und am peinlichsten zum Lachen brachte. (Der Froschkönig und der Tunneleffekt!)
Ganz bewusst habe ich im Herbst eine Aaronovitch Corner ins Leben gerufen. Hier gibt es alle Infos zu seinen und ähnlichen Werken. Seitdem habe ich wieder mehr Kontrolle über meinen E-Mail-Verkehr. Die simplen Fragen sind weniger geworden.
Im Oktober 2016 startete ich die erste Themenaktion. Frei nach dem Motto „Lies weg, was dir Angst macht“ quälte ich mich einen Monat durch teils überraschend starke Horror-Literatur, von Lovecraft bis Corpse Party – hier war alles dabei. Seit Anfang November versuche ich den Schlaf nachzuholen, den mir diese Romane kosteten.
Im Winter gab es nun Adventskalenderbücher, Geschenktipps und Weihnachtsspecials, verschneite Märchen und Winterzauber. Mit letzterem werde ich auch im Januar weitermachen.
Verrücktheit des Krearchivs
Manchmal denke ich, ihr seid so schüchtern wie ich. Die Kommentaranzahl meines Blogs ist im Vergleich zu anderen ein Witz. Vielleicht sollte ich meine Beiträge mit „Schreibt´s mir in die Kommentare“ abschließen? ;)
Dafür schreibt ihr mir immer mehr und immer tollere E-Mails. Während Anfang des Jahres noch meist Rezi-Anfragen eintrudelten, die kaum eine persönliche Begrüßung enthielten und über Autor und Buch überhaupt nichts aussagten, bekomme ich jetzt viele sehr persönliche E-Mails von Lesern und Autoren, für die ich einfach DANKE DANKE DANKE in die Welt hinausschreien möchte. Ich habe über den Blog nicht nur eine Menge toller Bücher entdeckt, sondern auch viele spannende Menschen kennengelernt. Der Kontakt zu euch herzlich-verrückten da draußen ist mein Highlight 2016.
Das beste Buch aus meinem Lesejahr 2016?
Ich lese selten Up-To-Date, auch wenn ich das immer mal ändern wollte. Die meist gehypten Bücher 2016 waren auf jeden Fall The Hanging Tree von Ben Aaronovitch und Lockwood 4: Das Flammende Phantom von Jonathan Stroud. Auch auf Petersons Transport-Romane habe ich mich sehr gefreut, hat er es doch dieses Jahr mit „Paradox“ in die Nominiertenlisten des DSFP und KLP geschafft. (Und meine Paradox-Rezi hats auf die Homepage des KLP geschafft!) All diese Romane haben mich aber nicht umgehauen. Schade.
In mein #Lieblingsbuch haben es dieses Jahr aber nur 4 Bücher geschafft. Und diese waren zumeist „überraschend“ gut. Ich mag extrem verrückte Bücher, die alle Genre-Grenzen sprengen. Außergewöhnlich & einzigartig müssen sie sein. (Und zumindest das letztere kann die dritte Fortsetzung einer für eine große Leserschaft produzierte Reihe kaum sein.)
#Lieblingsbuch
Im Februar las ich Anette Kannenbergs „Das Mondmalheur“ und fand die Idee so verrückt, dass mir das Buch lange Zeit nicht aus dem Kopf ging. Es ist ein Indie-Buch, absolut abgedreht und witzig, kein Genre und absolut außergewöhnlich.
Mein Highlight: Im März las ich Ready Player One von Ernest Cline und ich habe es geliebt! Ein Roman für Gamer, was das Spielgefühl eines MMORPG wundervoll auf 500+ extrem kurzweiligen Buchseiten einfängt. Ich bin arg gespannt auf die Hollywood-Verfilmung 2017/18! (Der Roman ist übrigens so gut, dass die deutsche Ausgabe vergriffen ist und sowohl das Hörbuch als auch ein gebrauchter Roman je 30 Euro kostet. Der Roman erscheint am 27. April 2017 bei Tor Fischer als TB oder eBook für 9,99€. Bis dahin müsst ihr Englisch lesen oder auf Audible ausweichen.)
Im November las ich Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln von den Science Busters, ein Hardcover in pinkem Samtbezug. Toller als der Einband ist aber der Inhalt. Easy erklärte Verrücktheiten der Wissenschaft, herrlich liebevoll illustriert. Ein Buch mit ganz eigenem Flair.
Vor kurzem las ich Oliver Schlicks So kalt wie Eis, so klar wie Glas. Dieses märchenhafte Jugendbuch besticht durch einen ganz eigenen Winterzauber und liebevoll pastellbunte Charaktere in verschneiter Dorfidylle. Außerdem besteht hier die Möglichkeit, die in 5 Sätzen angedeutete Teenyromanze zu überlesen. Nicht perfekt, aber unglaublich bezaubernd.
Überraschend gut war auch Apollonia Sensenschmidts „Die Relikte der Erbauer“ (Erstkontakt, Indie-SciFi) und „Der Pfau“ von Isabell Bogdan (bitterbös britisch).
Trends 2016: Über Leseflatrates und Indies
Ich möchte hier gezielt darauf hinweisen, dass gute Literatur nicht teuer sein muss. Das Mondmalheur und Die Relikte der Erbauer sind Kindle-Indies, die im Rahmen des Probemonats kindleunlimited kostenfrei oder über die kindle Leihbücherei mit Prime-Abo gelesen werden können. (Im Einzelkauf kosten die eBooks 2,99€. Ebenfalls kindle-Indies: Peterson, Thariot, Papiermagier: eins meiner Lieblingsbücher 2015) Ready Player One gibt es als Hörbuch im Audible-Probemonat (s.o.) zur Auswahl. Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln ist schon älter (und unbekannt) und somit günstig gebraucht. So kalt wie Eis, so klar wie Glas gibt es bei Readfy. Hier könnt ihr es kostenlos lesen, aber es gibt Werbeeinblendungen in der App. Isabell Bogdans Der Pfau ist als Hörbuch bei Spotify verfügbar. Am Pc könnt ihr es mit der kostenfreien Mitgliedschaft per Browser hören, ebenfalls mit zwischengeschalteter Werbung.
Wieso ich das erwähne? Weil ich weiß, wie es ist, wenn man sich eben nicht die neusten Hardcover leisten kann. Und weil sich im Jahre 2016 eine Menge getan hat, was Leseflatrates und eBook-Preise angeht. Viele kindle-eBooks kosten weniger als eine Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt und stehen der Verlags-Konkurrenz von der Qualität her in nichts nach. Im Gegenteil: Viele Indies werden von Verlagen gekauft, wie z.B. Phillip P. Petersons Paradox von Bastei-Lübbe oder Hanni Münzers Honigtot von Piper. Und tatsächlich finden sich mittlerweile regelmäßig Indies unter den Nominierten großer Literaturpreise.
Eine andere Entwicklung, die mir sehr gefällt, sind Leseflatrates. Auf Plattformen wie Readfy können die Bücher vieler Verlage kostenlos gelesen werden, dafür gibt es Werbeeinblendungen auf jeder Seite. Im letzten Jahr sind gerade auf Readfy viele neue Verlage dazugekommen. Die großen Verlage Ueberreuter, Loewe und Panini stellen genauso Bücher wie auch die Nischenverlage Mantikore und Cross Cult. Von Klassikern bis zu Wolfgang Hohlbeins gesammelten Werken gibt es dort allerhand zu entdecken. Aktuelle Bestseller gibt es dort natürlich nicht.
Dein meist erwartetes Buch 2017?
Der Galgen von Tyburn von Ben Aaronovitch wurde von Februar auf Mai 2017 verschoben.
Ich habe den Roman zwar auf Englisch gelesen, bin aber gespannt auf die deutsche Übersetzung.
[Zur spoilerfreien Rezi] [Zur News]
Weitere Einzeltitel:
Neil Gaimans Interpretation der nordischen Mythologie erscheint im Februar auf Englisch und wird mit Sicherheit außergewöhnlich. [Zur News]
Daryl Gregory kann schreiben. Das bewies er zuletzt als Autor des Textadventures Lifeline Flatline [Zur Rezi]. Sein Roman Afterparty erscheint am 26. Januar 2017.
Reihenfortsetzungen:
Das Imperium von Ann Leckie im März, der Abschluss der Maschinen-Trilogie, die ich hasse und liebe.
Außerdem das Finale Das Dododilemma – Teil 3 von Anette Kannenberg.
Und Charlie N. Holmberg hat einen vierten Teil der bereits abgeschlossenen Papiermagier-Trilogie angekündigt.
Dazu kommt dann noch Band 5 der wahrscheinlich im Oktober/November 2017 auf Deutsch erscheinen wird und der zweite Band von Derek Landys Demon Road.
Weitere Neuerscheinungen 2017 findest du hier: Neu Sci und Fi und Neu Brit und Fantasy.
Was liest du als nächstes?
Zunächst einmal sind zwei Textadventures dran. Lifeline 8 wie unendlich und Metanoia von Everbyte. Solang es draußen noch kalt ist, würd ich gern Kälte von Michael Northrop lesen. Und nach So kalt wie Eis, so klar wie Glas habe ich auch richtig richtig viel Lust auf den zweiten Roman von Oliver Schlick: Miranda Lux. Und der Fünfuhrtee der Seele von Douglas Adams liegt auch fast fertig im Regal.
Dazu kommen eine Menge Romane, die ich 2016 einfach verpasst habe. Dazu zählen Memox, Giants, Unsterblich, Mr. Heming, Reset und SMI.
Mein Lesejahr 2016: Neues Jahr, neue Beiträge
Ihr seht, auch im Jahr 2017 lohnt es sich, regelmäßig im krearchiv vorbeizuschauen. Denn es erwarten Euch mehr als 100 neue Beiträge und Verrücktheiten rund um Indies, Storygames, Science Fiction, Sachbuch, Britisch, Fantasy und Leseplattformen.
Ich danke Euch für dieses wundervolle Blog- und vielseitige Lesejahr 2016
und wünsche Euch ein seitenreiches Jahr 2017!