[Rezension] Brandon Q. Morris: Titan – Auf Umwegen durchs Weltall (Eismond-Serie 2)
Titan ist der zweite Band der Eismond-Serie von Brandon Q. Morris. In der Hard-Science-Fiction-Serie geht es um verschiedene Missionen zur Erforschung der Eismonde des Saturn und Jupiters, um außerirdisches Leben nachzuweisen. Autor Brandon Q. Morris ist Physiker und informiert auf seiner Website hardsf.de über neuste Erkenntnisse aus der Astronomie.
Meine Rezension kann Ereignisse des vorherigen Bandes spoilern.
Lasst Euch den Lesespaß nicht nehmen! Fangt vorn an.
[Zur Rezi: Enceladus (Eismond – Band 1).]
Titan – Der zweite Eismond
2005. Die Sonde Huygens landet auf dem Titan, “auf dem noch kein vom Menschen gemachtes Stück Technologie gelandet ist – ein Mond, der der Erde gleicht wie kein anderes Objekt im Sonnensystem, und der doch so völlig anders ist.” (Pos. 58) Sie versinkt. Aber warum?
2046. Vor 41 Jahren arbeitete Robert Millikan als Forscher in Green-Bank-Observatory in Virginia, als die Sonde Huygens die letzten Lebenszeichen in Richtung Erde sandte. Heute ist die einstige Forschungsabteilung kaum mehr als ein Museum. Wenige Jahre trennen Robert von der Rente. Seine jetzige Aufgabe ist die Führung von Schulklassen über das Gelände des heutigen Radioastronomy Science Parks. Und das ist, was er tut, als eines der uralten Instrumente ein ungewöhnlich konstantes Signal vom Titan empfängt.
Die Crew der ILSE befindet sich auf dem Rückflug zur Erde, als die Bodenstation sich meldet. Man bittet die Astronauten, dem mysteriösen Signal vom Titan nachzugehen. Vor über 40 Jahren war an eben dieser Stelle die Sonde Huygens gestrandet. Doch ihre Akkus können diese Zeit wohl kaum unbeschadet überstanden haben. Doch jeder Umweg birgt Gefahren, und so ist längst nicht jeder an Bord dafür, ihre bisher erfolgreiche Mission dafür zu riskieren.
Die geschilderte Entwicklung sowie ein weiterer – sehr überraschender – Erzählstrang bilden die Basis für Brandon Q. Morris’ zweiten Roman.
Nach der Mission ist vor der Mission
In „Titan“ begibt sich die Crew der ILSE auf die Suche nach dem Ursprung eines mysteriösen Signals, welches vom Eismond auf die Erde gelangt. Dabei begeben sich die Astronauten um Programmierer Martin erneut auf unbekanntes Terrain.
Enceladus, Titan. Alles Leben, wie wir es kennen, benötigt flüssiges Wasser. Wo also im Weltall ist die Wahrscheinlichkeit es zu finden größer als auf den Eismonden unseres Sonnensystems? Zwar hieß es immer, auf der Oberfläche von Titan sei es mit -179 Grad im Schnitt zu kalt für Leben. Aber wer weiß schon, welchen Weg sich unbekanntes Leben zu suchen vermag?
Brandon Q. Morris erschafft in „Titan“ erneut ein realistisches Zukunftsszenario der Art, wie die Suche nach Leben aussehen könnte; technischer Entwicklungssprung vorausgesetzt. Dabei schreibt er betont realitätsnah; tatsächlich habe ich jetzt angefangen, die Spielorte der Stories (wie z.B. das Green-Bank-Observatory [Wiki]) zu ergooglen. Für mich wertet es das Leseerlebnis nochmals auf.
Im Anhang: „Die neue Biografie des Titan“
Wie bereits von Enceladus bekannt, sind an den Roman wissenswerte Infos angehängt. In diesem Fall “Die neue Biografie des Titan”, die ein sehr gutes Gespür dafür gibt, wie es auf der Oberfläche des Mondes sein könnte. Geschrieben in Reiseratgeber-Form ist sie mindestens ebenso unterhaltsam wie der Roman selbst. Wieso kam bisher niemand auf die Idee, einen Reiseführer für die Galaxis zu schreiben? … Ach ja. Aber als Sachbuch? #Musthave
„(…) Dann kann man allen Wassersportlern raten, auf jeden Fall ein Quartier im Norden [des Titan] zu wählen. Was muss der Urlauber in einer solchen Unterkunft von der Erde mitbringen? Beinahe alles. Frische Bettwäsche ist jedenfalls nicht Ihr Hauptproblem.“ (Pos. 3910)
[Ähnliche Kapitel gibt es -glaube ich- in Randall Munroe´s What if [Rezi] …]
Fazit: Lesenswerte Fortsetzung einer extrem starken Indie-Reihe
„Titan“ ist ein spannendes Gedankenspiel mit praktisch vermittelten Grundlagen aus Chemie, Physik und Biologie. Gepaart mit kreativen Ideen zur Kommunikation mit fremdem Leben und einer sehr feinen philosophischen Note, liest sich der Roman rund und trotz komplizierten Inhalts jederzeit verständlich. Dabei hat Titan so manche Überraschung im Petto, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Wegen einiger für mich nicht ganz nachvollziehbaren Entscheidungen (der Protagonisten und des Autors) ist Titan für mich nicht ganz so stark wie Enceladus. Im Grunde sind dies kleine Details, die mir als Laien-Leser aber das Gefühl gaben, der Roman sei seiner Realitätsnähe entrückt.
Dennoch ist Titan ein absolut lesenswertes Stück HardSF, das mich nach dem unglaublich starken ersten Band nicht enttäuschte. Seit langem ist die Eismond-Reihe wieder eine Trilogie, bei der ich mir nach einem Buch direkt den nächsten Band schnappte.
„Titan (auch Saturn VI) ist mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern der größte Mond des Planeten Saturn, weshalb er nach dem Göttergeschlecht der Titanen benannt wurde. Er ist ein Eismond, nach Ganymed der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige mit einer dichten Gashülle.“
„Titan wurde 1655 vom niederländischen Astronomen Christiaan Huygens entdeckt.[2] Beobachtungen von der Erde und vom Weltraumteleskop Hubble aus erweiterten das Wissen über ihn, insbesondere jedoch Vorbeiflüge einiger Raumsonden seit 1979. Die informativsten Bilder und Messdaten sind bei der Landung der Sonde Huygens [Wiki] im Jahre 2005 erfasst worden. […]“
„Für Leben, das auf Wasser basiert, kreist Saturn mit seinen Monden in einer viel zu kalten Gegend um die Sonne (außerhalb der habitablen Zone). Dort ist das Entstehen von Leben deshalb unwahrscheinlich, Vorstufen werden jedoch nicht ausgeschlossen.“ [Quelle: Wikipedia]
[Übersicht] Brandon Q. Morris – Eismond-Serie
1. Enceladus [Rezi] (20.01.2017)
2. Titan (28.03.2017)
3. Io (02.06.2017)
Kurzgeschichte: Enceladus 0 (kostenfrei) (15.02.2017)
Bei Newsletteranmeldung – hardsf.de: »Die neue Biografie des Enceladus« per Mail (kostenfrei)
Eismond 2
HardSF
kindle Indie
28.03.2017
eBook
394
2005 setzt die von der Erde gesandte Sonde "Huygens" auf dem Saturnmond Titan auf. 40 Jahre später empfängt ein Radioteleskop Signale vom Titan, die nur von dem längst vergessenen Lander kommen können. Zur selben Zeit kehrt eine internationale Expedition gerade vom Nachbarmond Enceladus zurück. Die Crew landet auf Titan und stößt dort auf ein gefährliches Geheimnis, das ihre Rückkehr in Frage stellt. Gleichzeitig beginnt auf Enceladus ein Wettlauf mit dem Tod, mit dem niemand gerechnet hat – doch entscheiden können ihn nur die auf Titan festsitzenden Astronauten.
3 Gedanken zu „Titan von Brandon Q. Morris – Eismond 2“
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