Last Haven Lisbeth Jarosch Piper Dystopie

Last Haven von Lisbeth Jarosch

Last Haven Lisbeth Jarosch Piper Dystopie[Rezension] Lisbeth Jarosch: Last Haven – Tödliche Geheimnisse

Last Haven – Tödliche Geheimnisse von Lisbeth Jarosch erschien Anfang 2018 in der neuen Piper-Verlagssparte „Piper Digital“. Dort erscheinende Romane werden einer der vier Lesestimmungen: gefühlvoll, schicksalsvoll, spannungsvoll und humorvoll zugeordnet. Last Haven gehört der ersten Gruppe an, und so erwarte ich einen emotionalen und persönlichen Blick auf Aidas Leben in ihrem durchs System geprägten Alltag. Es ist ein wenig her, dass ich zuletzt YA las. Der Klappentext lässt aber vermuten, dass der Schwerpunkt Last Havens auf einer bis ins Detail durchdachten Dystopie liegt. Das MUSS ich lesen!

Last Haven – Kein Lohn ohne Nutzen

Seit ihrem achten Lebensjahr arbeitet Aida Green in der Rüstungsindustrie in Last Haven. Als Arbeiterin in der Produktion ist ihr Leben schwer und eintönig: Den größten Teil des Tages arbeitet sie. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihren Arbeitskollegen, die zeitgleich Freunde und Familie ersetzen. Aida wohnt, arbeitet und lebt in ihrer Firma. Trotz ihres Alltags ist sie glücklich. Aida ist ein Gewohnheitstier, schätzt ihre Routinen, mag ihre Kollegen und ist bereit, dafür auf Luxus zu verzichten. Doch es kommt anders: Ihr Leben gerät aus der Bahn, als sie sich bei einem Arbeitsunfall verletzt.

Aida kann nach dem Unfall nicht in die Produktion zurückkehren. Sie verliert nicht nur ihren Job, sondern auch ihre Freunde und ihr Zuhause. Als vermindert Arbeitsfähige wird sie von den Kollegen in ihrem neuen Zuhause geächtet. Zudem wirft auch ihr neuer Arbeitsplatz im Regierungsviertel einige Rätsel auf: Wieso versetzte man sie an eine Stelle, der sie kaum gewachsen scheint? Was geschieht mit ihr, wenn sie nach der Probezeit ausgemustert wird? Welches Geheimnis bergen die Labore im Keller des Ministeriums? Und wem kann sie trauen?

Dystopie: Last Haven als Projekt zur Lösung der Überbevölkerung

Nordamerika 2335. Wie eine Festung liegt der Staat Last Haven abgeschirmt von den Kriegen jenseits der Außenmauern. Als vor über 200 Jahren die Überbevölkerung ein kritisches Maß erreichte (der Klimawandel verschob die Küstenlinie weit ins Landesinnere, was sein übriges tat), setzten Wissenschaftler und Politiker das Projekt Last Haven in die Welt und erklärten es bald darauf zum unabhängigen Staat. Durch kontrollierte Fortpflanzung und Automatisierung von Prozessen sieht sich Last Haven als effiziente Maschinerie, als letzte Zuflucht der Menschheit.

Heute bescheren extreme Jahreszeiten & Dürre den gigantischen Feldern im Außenring D trotz technisch höchstem Standard immer wieder Missernten. Nahrung und Wasser ist knapp, und muss auf die Ringe des Landes aufgeteilt werden: Dem äußeren Ring D der Landwirtschaft folgt die Produktion auf Ring C, die Verwaltung in Ring B und im Herzen des Landes das Regierungszentrum. Doch wie häufig, wenn eine einzige Bevölkerungsgruppe über die Belange eines ganzen Landes entscheidet, kommt es zu Streitigkeiten. Umso schlimmer, wenn mit der stark rationalisierten Nahrung Arbeitskräfte durchgebracht werden müssen, die nur eingeschränkt leistungsfähig sind.

Teufelskreis: Aidas Werde- und Untergang

In dieser Welt versucht Ich-Erzählerin Aida erneut Fuß zu fassen. Gestraft durch die Versetzung an eine Stelle, der sie nicht gerecht werden kann, durchlebt sie täglich ihre persönliche Hölle aus Erfolgsdruck, Scheitern und Schlafmangel. Dabei mutiert sie nicht zur plötzlichen Heldin, sondern muss sich mit ihrer Mittelmäßigkeit arrangieren, und ihre Stärken in diesem Haifischbecken erkennen, was ich sehr gern verfolgte. Trotz allem bleibt Aida ein eher schwacher Charakter, der erst spät eine Entwicklung durchfährt und sich aus ihrem Zustand ständiger Unsicherheit, Tollpatschigkeit und Angst nur schwer und spät, ab Seite ~180, und nur über Umwege befreien kann. Besonders zu Anfang scheint Aidas Entwicklung daher zeitweise stillzustehen.

Fazit: Fesselnde Dystopie mit schwächelnder Protagonistin

Last Haven ist YA mit Erste-Liebe-Thematik (mit allen obligatorischen Szenen), doch bietet die Dystopie mehr. Abseits der oft etwas schwächelnden Ich-Erzählerin findet sich ein dystopisches Szenario, das auch Sci-Fi-Fans auf seine Kosten kommen lässt. Denn das gezeigte Szenario der optimierten Gesellschaft ist spannend, konfliktreich und gut durchdacht, – wenn auch nicht neu. Umso faszinierender ist es, wie gekonnt die Protagonisten das stimmige System durch clevere Schachzüge immer wieder austricksen. Zahlreiche Fragen nach den Hintergründen dieses Systems ziehen schnell in die Story und halten die Spannung aufrecht. Zwischen die spannenden Plottwists reihen sich allerdings einige von Weitem ersichtliche Wendungen.

Last Haven ist ein fesselnder, emotionaler und ungeschönter Einblick in eine clevere Dystopie mit einigen Schwächen, die den Lesespaß der breiten Zielgruppe ein wenig hemmen.

 

Vielen Dank an Lisbeth Jarosch & den Piper-Verlag für dieses Rezi-Exemplar.


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Last Haven - Tödliche Geheimnisse Book Cover Last Haven - Tödliche Geheimnisse
Lisbeth Jarosch
Young Adult Dystopie
Piper gefühlvoll
12.01.2018
Taschenbuch
360

Ein dystopischer Roman voller Spannung und Gefühl - für die Fans von »Die Tribute von Panem«, »Maze Runner« und »Die Bestimmung«!

Nordamerika im Jahr 2335. Vor mehr als 200 Jahren wurde hier der Staat Last Haven als internationales Projekt zur Lösung der Überbevölkerung der Erde gegründet. Als einziger Ort auf der Welt bietet er Sicherheit und Lebensqualität – zumindest denjenigen, die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch was passiert, wenn man dazu nicht mehr in der Lage ist? Wie schnell es dazu kommen kann, erfährt die 18-jährige Aida am eigenen Leib, als sie sich bei einem Arbeitsunfall verletzt. Auf einmal steht sie selbst auf dem Prüfstand und muss ihren Wert unter Beweis stellen. Zum Glück gibt es da jemanden, der ihr bei ihrem Kampf um einen Platz in der Gesellschaft eng zur Seite steht. Denn Last Haven ist gnadenlos gegenüber allen, die dem Land auf der Tasche liegen...