Transport 2 Todesflut von Phillip P. Peterson

IMG_1483[Rezension] Phillip P. Peterson Transport 2 Todesflut oder „Familienabenteuer mit Flugwalen“

Transport 2 Todesflut war eines der Must-haves für mich 2016. Seit Ankündigung hatte ich die fünf Sternchen dafür zurechtgelegt und poliert; für die zwei vorherigen Peterson-Romane war ich Feuer und Flamme. Was kann da also schief gehen?

Am Erscheinungstag im Mai ´16 las ich Transport 2 zu rund 36% an, dann legte ich meinen kindle zurück ins Regal, wo er seitdem blieb und nicht vermisst wurde. Bis er mir Ende Juli in die Hand fiel, und ich dem Buch eine letzte Chance gab…

Kolonie New California: Neustart der Menschheit …

Auf New California gibt es fruchtbaren Boden und eine solide Basis für den Neustart der Gestrandeten. Russell Harris lebt auf dem durch den Transporter besiedelten Planeten mit seiner Familie und einigen Siedlern seit vielen Jahren. Doch in der Kolonie häufen sich zur Zeit die Probleme:

Ihre Ersatzteile neigen sich dem Ende zu, und gefährliche Tiere treiben sich im Umland der Siedlung Eridu herum. Wie überleben, in einer Welt ohne den gewohnten Technikstandard, ohne dringend benötigte Medikamente? Wie soll das Wissen für neue Generationen bewahrt werden, ohne Papier?

Die Siedler sind bunt gemischt: Sie bestehen aus Wissenschaftlern und Experten jedes Gebietes: Geo-, Öko- und Biologie, sowie Ingenieure und Soldaten. Trotz allem: Sie wissen wenig über den Planeten, auf dem sie leben; zu viel Zeit benötigt das Überleben ansich. Doch gefährden sie ihre Siedlung nicht genau dadurch am meisten?

… und Russell Harris.

Zwanzig Jahre sind vergangen, seit Russell Harris und Elise Slayton auf dem neuen Planet strandeten; mittlerweile ist Russell ein fürsorglicher Familienvater. Dann verändert eine Diagnose sein Leben: Medikamente sind knapp, und sie besitzen keins, was ihm helfen kann. Für ihn ist es Zeit, aufzubrechen: Auf jene gefährlichen Missionen, auf die er keinen anderen je zu schicken wagte.

Die besten Ideen völlig vernachlässigt

Wirklich gut gefallen hat mir die Grundidee der Flut ansich, viele Erklärungen innerhalb des Plots zum Thema, die Diskussion um die Zukunft der Siedlung in der Mitte des Buches. Ich hätte mir definitiv mehr Story und Rätsel um die Flut gewünscht und weniger Theater rund um Russell. Ich sehe da eine Menge ungenutztes Potenzial, was die Story runder und viel spannender hätte gestalten können. Die Art, wie Russell auf die Flut aufmerksam wird, fand ich viel zu plump. Ich hätte mir keifende Wissenschaftler gewünscht, erhitzte Gemüter, kluge Köpfe und clevere Schachzüge!

Was ich ebenfalls gut fand, waren die zwei Bevölkerungsgruppen in der Kolonie: Zwei Generationen – die Heimatlosen von der Erde, und die neue Generation, die sich auf Neu California zuhause fühlt. Auch hier steckt eine Menge ungenutztes Konfliktpotential, was meist nur am Rande erwähnt wurde. Wieso nicht den Kids, die ja die Zukunft sein sollen, eine tragende Rolle zuweisen? Eine Bewährungsprobe für die Zukunft der Kolonie?

Russells Tanz mit dem Tod: Die unendliche Geschichte

Russell stürzt sich angesichts des ihm bevorstehenden qualvollen Endes so sorgenfrei in Kämpfe, dass ich ihm (und damit mir) eine schnelle Erlösung von diesem Irrsinn wünschte. Aber es kam und kam nicht; wie ein Stehaufmännchen quält er sich durch seine Todessehnsucht. Was Statisten zum Verhängnis wird: Er überlebts – mit rasselnder Lunge, krebszerfressenem Körper und ohne Überlebenswillen. Dazu gesellen sich eine Gehirnerschütterung, eine Prellung am Knie, Blutergüsse; die Sucht nach Aufputschmitteln. Was jeden Bären umhauen würde, lässt ihn nur müde lächeln. Ich lebe!, schreit er dem Leser trotzig entgegen.

Die Schwächen seines Romans, so mein Gefühl, kennt Phillip Peterson ganz genau. Mehr als einmal sprechen seine Figuren darauf an: „Wie viele Leben haben Sie eigentlich?“, flüstert Lindwall.“ (Pos. 4368) – Und: „Das hast du und schonmal erklärt“, sagte Russell genervt. Tys beifallheischendes Getue ging ihm jetzt schon wieder auf die Nerven.“ (Pos. 3836).
Dazu kamen schier endlose Gefechte gegen einzelne Tiere, Gruppen, Herden; bis 50% des Buches kam es einfach nicht ins Rollen. Danach starben genau die richtigen Leute zur richtigen Zeit.

Wahrsagerei für Anfänger

Es gibt eine Menge Vorahnungen und auswegloser Situationen, die wie durch ein Wunder gelöst werden. Frei nach dem Motto: „Wir sind tot, wenn wir keinen Unterschlupf finden in 3..2..1… Oh, ein Unterschlupf!“ Häufige Formulierung in der Art: „Wie Russell es sich gedacht hatte.“ Das hat mich in den Wahnsinn getrieben!

Alles dreht sich um Russells One-Man-Show: Er ist der strahlende Held auf großer Bühne. Je böser sein Gegenspieler Ben, desto mehr strahlt Russell. Und Ben ist bitterbös. Russells Mut und sein Können zeigen sich, wenn um ihn herum wahllos Statisten sterben. Hätte schließlich auch er sein können! „Ich hatte die Gefahr geahnt!“, nickt er später vielsagend. Ein weiser Mann!

Und wie ihr vielleicht merkt, konnte ich den Roman nicht ernst nehmen. Russell ist einfach zu GUT, Ben zu BÖSE. Irgendwann kippte in meinem Kopf ein Schalter auf Parodie eines Helden, von nun an trug Russell stets die weiße Rüstung, grinste wohlwissend mit feinstem Zahnpastalächeln auf den Lippen. Auch unterhaltsam, irgendwie. Nur unglaublich schade angesichts des großartigen ersten Teils.

Fazit: Idee super, Umsetzung mit falschem Schwerpunkt

Meine Meinung: Dem Roman hätte ein anderer Titel und neue Gesichter gut getan! Denn Russell Harris ist nicht mehr er selbst. 

Transport 2 Todesflut hat mit dem Vorgängerband nur wenig gemein: Statt der erwarteten philosophischen (Weltraum-) Action-SciFi liest sich Transport 2 Todesflut zeitweise wie eine Mischung aus Avatar und Die Unendlichen Geschichte (Flugwale?!). Das ist nicht das erwartete Genre, nicht die erwartete Tiefe, nicht der gewohnte Schwerpunkt und keinesfalls eine wirkliche Fortsetzung zu Transport! Steht der Transporter schließlich größtenteils nutzlos in der Gegend rum! Alles Rätselhafte ist verschwunden. Meine Neugier ebenfalls. Dem Leser gegenüber finde ich das unfair.

Besonders schade finde ich auch die Schwarzweiß-Zeichnung der Charaktere, da mir Transport 1 als konfliktgetriebener Roman voller Graustufen in Erinnerung geblieben ist.

Ich bewerte den Roman eigenständig, nicht als Fortsetzung von Transport. Allerdings bewerte ich damit ein Buch, das den Namen Transport 2 trägt, ohne überhaupt davon zu handeln…

Stern3-1


[Übersicht] Phillip P. Peterson: Transport Trilogie
1. Transport
2. Transport 2 Todesflut

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Transport 2 Todesflut : Im Mai erschienen, ab Juni als Taschenbuch, ab Sommer bei audible.


Hier geht´s zu den großartigen Vorgängern:

Phillip P. Peterson´s „Transport“ ist Russisch Weltraum-Roulette mit moralischem PENG!

Faszinierend: Phillip P. Peterson´s „Paradox“ entführt uns ganz schwerelos an die Grenzen der menschlichen Vernunft


Transport 2 Todesflut Book Cover Transport 2 Todesflut
Transporter Trilogie
Phillip P. Peterson
Science Fiction
kindle Selfpublishing
19.05.2016
kindle
426

Wer wird leben? Wer wird sterben?

Russell und die anderen Überlebenden des Transporter-Projekts haben zusammen mit einer Gruppe verschollener Soldaten und Wissenschaftler eine Kolonie auf dem Planeten New California gegründet. Nach langen Jahren harter Arbeit blicken die unfreiwilligen Kolonisten endlich wieder hoffnungsvoll in die Zukunft.

Aber sie ahnen nicht, dass auf ihrer neuen Heimat eine tödliche Bedrohung auf die Siedler wartet. Als die Menschen die herannahende Gefahr bemerken, ist es fast zu spät und Russell muss im Angesicht des Todes um das Überleben seiner Familie kämpfen.

3 Gedanken zu „Transport 2 Todesflut von Phillip P. Peterson“

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